Am Tag vor dem Besuch Marrakeschs will Didi noch “kleinere Reparaturarbeiten” am Auto erledigen, die damit enden, dass wir am nächsten Tag einen Schweißer aufsuchen müssen. Also schauen wir am nächsten Morgen links und rechts der Straße, ob wir jemanden sehen, der da gerade am Schweißen ist. Ein Geländermacher sollte es werden. Didi meint noch “der schweißt bestimmt gut, der macht den ganzen Tag ja nichts anderes, ist also besser als ein Automechaniker”. Schnell ist dann auch die Auspuffhalterung wieder zusammengeschweißt. Die “Schutzkleidung” ist ähnlich professionell wie bei den Gerbern. Der Schweißer schützt seine Augen mit einer ganz normalen hier üblichen 2 Euro Ray Ban Sonnenbrille!!
Während Didi unterm Auto liegt, kommt ein sehr netter älterer Herr des Weges, der uns irgendetwas auf Französisch fragt und neugierig unter unser Auto lugt. Wieder einmal bereuen wir es, dass wir nicht Französisch sprechen. Der Mann lacht und verschwindet hinter dem Haus. Gerade als wir unser Auto starten, um weiter zu fahren, klopft es ans Fenster und der nette Herr steht mit einem großen silbernen Tablett da und schiebt es durch die Beifahrertür. Bitte Pfannkuchen essen und Tee trinken. Super süß. Die Autotür lassen wir offen, was ein paar Kinder als Aufforderung ansehen “Bonjour” zu sagen. Der nette Herr mag das gar nicht und schickt sie weg. Immer, wenn die Kinder einen erneuten Versuch starten, genügt ein Blick des Marokkaners und sie verschwinden wieder hinter dem Haus. Pappsatt fahren wir nach Marrakesch
In der Nähe des Rathauses finden wir in einem Wohngebiet einen kostenlosen Parkplatz nur ca. 200 m vom Place Jemaa el Fna entfernt.
Um diese Jahreszeit ist der Platz recht übersichtlich. Es hat fast mehr Schlangenbeschwörer als Touristen. Leider sind diese nur auf Geld aus und ein Foto kostet 1 Euro. Die “Späher” entdecken auch die kleinste Kamerabewegung und heimliche Filmversuche mit der GoPro werden auch sofort entdeckt. Inmitten von Frauen, die versuchen Touristinnen Henna bemalte Hände aufzuschwatzen, Affendresseuren, “Drama-Queen”-Schlangenbeschwörern und den bunt gekleideten Wasserträgern (die mittlerweile zu bequem sind, um Wasser zu tragen – sie bekommen das Geld ja auch ohne Wasser) drehen wir unsere Runde, bevor wir im Souk verschwinden.
Hier geht es moderner und kommerzieller zu, als in Fes. Die Wege sind breiter und so rasen mit einer Affengeschwindigkeit Mopeds durch die Gassen und sogar Autos haben hier noch ausreichend Platz.
Der Besuch der Medersa Ben Youssef lohnt sich. Ansonsten hat uns Fès weitaus besser gefallen. Dort fühlt man sich wirklich ins Mittelalter zurück versetzt.
Weil es schon langsam dunkel wird, können wir das Palastviertel nicht mehr besuchen. Wir machen uns auf den Weg einen Schlafplatz zu suchen und finden einen wunderschönen in einem breiten Flussbett (es hat nicht geregnet und es wird auch nicht regnen, also keine Angst).
Am nächsten Morgen werden wir von einem böse dreinblickenden ca. Mittvierzigjährigen und ein paar mutigen Jugendlichen angehalten, als wir aus “unserem Fluss-Bett” ins Dorf fahren möchten.
“Was habt ihr da gemacht?” (einer der Jugendlichen übersetzt für den Mittvierzigjährigen ins Englische)
“Geschlafen” (unschuldig)
“Wir haben das nicht gesehen.” (der Mittvierzigjährige telefoniert mittlerweile) “Pässe bitte” (der Ton ist auch nicht nett)
“Ist er Polizist?” (Didi zeigt auf den Telefonierenden) “Dann möchte ich erst mal seinen Pass sehen”
Irgendwie klärt sich alles auf, nachdem wir gesagt haben, dass der Schäfer uns gesehen hat, sie unseren Reifenspuren folgen können, uns ganze Kinderscharen am Abend vorher gesehen haben usw.”
Wir können weiterfahren.
Der englischsprachige Jugendliche überholt uns mit seinem Moped und entschuldigt sich vielmals. Sie haben uns für Terroristen gehalten. Na, dann. Ganz schön mutig vermeintliche Terroristen anzuhalten. So viel Zivilcourage hätte ich nicht. Der junge Marokkaner entschuldigt sich ständig und lädt uns für die nächste Nacht in sein Haus ein. Wir müssten doch nicht im Freien schlafen. Wir sagen, dass wir das Angebot gerne annehmen, wenn wir hier nochmal durchkommen. Wir wollen weiter und so ohne französisch Kenntnisse fühlen wir uns nicht wirklich wohl.
Beim nächsten Mal haben wir Französisch gelernt. Versprochen Marokko.