Wir müssen wieder mal einen Grenzübergang bewältigen. So langsam kehrt Routine ein bei uns und wir sehen die Sache locker. Außerdem haben wir uns mit Heather und Eugen zusammengeschlossen. Grenzen sind gemeinsam immer einfacher zu “bewältigen”.
Hier nach Guinea Bissau wird unsere Erfahrung benötigt. Und zwar von den Grenzbeamten , denn die wissen so gar nichts mit unserem Carnet anzufangen. So müssen wir genau erklären, das Carnet erst einmal richtig herum drehen und die Hand führen, um zu zeigen wohin der Stempel kommt und wohin welche Daten eingetragen werden müssen.
Man will keine Gebühren haben -wäre ja noch schöner – und ist sehr freundlich.
Bei der Passkontrolle fragt man uns aber auch unverfroren, ob wir ein Geschenk hätten. Wir sagen mit einem Lächeln freundlich “Nein” und werden trotzdem weiterhin freundlich behandelt. Also werden wir nach wie vor versuchen, uns auf keine Spiele einzulassen.
Keine 3 km hinter der Grenze ist die erste Polizeikontrolle. Mit der in Gambia und Senegal antrainierten Fröhlichkeit gehen wir ans Werk, aber hier straft man uns mit strengem Blick und schroffem Ton.
Es wird alles mögliche kontrolliert und eine Strafe verlangt, obwohl kein Vergehen festgestellt wird….. wir bleiben freundlich aber bestimmt und dürfen dann ohne zu bezahlen weiterfahren.
Aber dann kommt es dicke:
Ca. 10 km weiter erwartet uns erneut eine Polizeikontrolle. Ich bin genervt und der Polizist merkt dies natürlich. Der Ton ist seitens der hiesigen Polizei wie gewohnt barsch und unfreundlich. Seine antrainierte Mimik lässt keine Freundlichkeit erkennen und seine Überheblichkeit uns gegenüber trägt auch nicht dazu bei, dass sich meine gute Laune wieder einstellt. Man spricht nur portugisisch bzw. das hier übliche Creol. Das macht die Sache nicht einfacher.
Erst verlangt man den eben an der Grenze abgeschlossenen Straßenmautzettel –ohne den wir ja gar nicht über die Grenze gekommen wären….- und dann meinen Führerschein und Fahrzeugschein.
Nachdem mir das Ganze schon jetzt suspekt ist und ich davon ausgehe, dass man uns Geld aus der Tasche ziehen will, gebe ich lediglich die Kopie meines Fahrzeugscheins aus der Hand. Beim Führerschein, den ich nur im Original dabei habe erkläre ich mit ebenso grimmigen Tonfall dem Polizisten, dass dies ein Dokument ist, das dem Deutschen Staat gehört und ich dies deshalb nicht aus der Hand geben darf.
Nachdem dem “netten” Herrn da draußen auf der Straße erst mal die Gesichtszüge entgleisen, denn Widerrede ist man hier nicht gewohnt, ringt er nach Fassung und holt dann gleich zwei seiner Kollegen zur “Verstärkung” her.
Nun gehts ab….man kontrolliert alle Papiere genau, die Straßenbenutzungsgebühr, das Licht, das Bremslicht, die Hupe (mein Drucklufthorn lässt eine weitere ziemlich gelangweilt vor meinem Auto stehende Polizistin so erschrecken, dass diese nun auch noch zu meinen “Feinden” gehört….).
Warnblinker-geht, Warndreieck-vorhanden, zweites Warndreieck….?-ebenfalls vorhanden, Feuerlöscher?-vorhanden…aber abgelaufen! ahhhhh das kostet!!! NEIN, denn wir haben einen zweiten dabei der gültig ist!!
Als Randbemerkung: So sehen die meisten einheimischen Fahrzeuge aus, die hier am Straßenverkehr teilnehmen…
Man verlangt 1000CFA Strafe.
Für was?
Keine Ahnung, halt mal so pauschal…..damit wir weiterfahren dürfen.
Ich lächle freundlich, aber schalte auch auf stur. Ich mag gar es nicht, wenn man versucht seine Macht dafür ausnutzen, um Unschuldigen das Leben schwer zu machen.
Was gibts noch? Scheibenwischer? Ja geht, Scheibenwaschwasser spritzt?? Man wendet sich einem Kollegen zu und berät während ich spritze…….
Ich sage in meiner nettesten Art (auf fränkisch) “Häy da musst a scho hergschau, wenn i spritz. ”
Man schaut natürlich nicht…..
Ich sage nun mit etwas mehr Nachdruck und noch freundlicher bevor ich das nächste Mal spritze.
“ Hääääy da gschau her hezad” die ganze Dringlichkeit unterstreiche ich noch mit einem Gzzzzz und einem Pfiff.
Ok, nun schaut er und irgendwie scheint unsere beidseitige Symphatie gerade dem Nullpunkt nahe zu sein.
An mir und meiner fränkischen Freundlichkeit kanns ja wohl nicht liegen.
Anmerkung Dani: “Das wird nicht gut ausgehen, denke ich mir und überlege Strategien, wie ich der Sache eine Wendung geben kann. Erst mal versuchen, Didi unauffällig zu beschwichtigen…”
Er stellt nun das Fragenachirgendwasschwachsinnigem Spiel ein und ignoriert mich komplett. Natürlich immer noch mit meinen paar Papieren, die er bekommen hat in der Hand.
Der Typ setzt sich in den Schatten auf seinen Plastikhocker und denkt sich “der kann mich mal”. Er schaut aus wie ein kleiner Schuljunge der bockt.
OK ich reiße mich nun echt zusammen und bleibe ruhig und versuche zu lächeln……
Ich steige aus meinem Auto aus, gehe zu ihm hin und erzähle ihm was von “so und jetzt möchte ich gerne meine Papiere wieder” dabei deute ich erst auf seine Hand in der er die Papiere hält und nehme ihm mit einem schnellen Griff erst mal den Straßengebührenzettel ab.
Leider erwische ich dabei meine Kopie vom Fahrzeugschein nicht. Ist ja auch nicht weiter schlimm eigentlich, aber nun spiele ich deren Spiel mit.
Zwei weitere Kollegen kommen ihm zur Hilfe. Als einer der beiden so an mir runterschaut (mich nebenbei für verrückt erklärt) bemerkt er dass ich ja FlipFlops anhabe. Das Fahren damit sei verboten!
Haaaahaaaa……und das in einem Land, in dem 99% der Bevölkerung diese Dinger anhaben und gar keine anderen Schuhe besitzen????
Ok ich brauche nun ein Argument…… Ich überlege kurz und stelle mich nun in der Polizeikontrolle mit meinen FlipFlop beschuhten weißen Beinen mitten auf die Straße und stoppe das nächstbeste Auto, das ankommt. Ich gehe an die Tür des Fahrers, öffne diese, um nachzusehen welche Schuhe dieser trägt. Mal sehen was die Polizei dann mit ihm macht.
Und was hat der an???? NEIN!!!! geschlossene Badelatschen. Ich glaube es nicht!
Ich muss genau einen der 1% hier im Land erwischen, die richtige Schuhe besitzen.
Er kann gottlob englisch und ich erkläre ihm die Situation.
Er meint zu mir: “Bezahle denen einfach etwas, dann lassen sie dich fahren. So ist das Spiel, das sie mit jedem machen.”
Aber nein genau das will ich nicht denke ich mir: ”Ich mag diesen Typen kein Geld geben. Schon alleine deshalb, um ihnen die Lust zu verderben auch die Nächsten, die nach mir kommen über den Tisch zu ziehen.”
Ich habe Zeit…..und Schatten hat es hier ja auch neben den netten Herrn in Uniform.
Außerdem ist nun mittlerweile der “dudarfstweiterfahren” Preis auf 28000 CFA (ca. 45 Euro) gestiegen und schwankt aber auch immer wieder mal. Je nachdem wen man fragt und wer von uns fragt. Wie auf dem türkischen Bazar also. Erstens ist mir das viel zu viel und außerdem auch viel zu doof.
Einer der Polizisten will schon aufgeben. Ausgerechnet der, mit dem ich mich am besten “verständigen” konnte. Er schwingt sich auf sein Moped und will zum ”Essen” fahren.
Ich erkläre ihm noch, dass ich das sch…. finde was sie hier abziehen, und dass sie um jeden Touristen froh sein müssen, der ins Land kommt. Mit diesem Verhalten werden aber auch die 3, die sie noch im Jahr haben wegbleiben. Und dass das der Regierung sicher nicht gefällt, wenn sie erfährt was hier abgeht und blabla. Heather und Dani sind übrigens immer dabei und stärken mir mit weiblicher Geschicklichkeit den Rücken. Eugene bleibt beim Auto, weil er sich laut eigener Aussage nicht beherrschen könnte und wir dann nie mehr unsere Papiere (deren Papiere hat der Polizist übrigens auch einkassiert) zurück bekommen würden.
Nun kommen auch einige herumstehenden Passanten dazu und schalten sich als Mittelsmänner ein. Die übrig gebliebenen Polizisten sprechen nämlich kein Englisch.
Wir erklären nochmals ruhig (Anmerkung Dani: “Zum Glück ist Didi wieder ruhiger geworden und macht seine Sache jetzt echt gut) und ganz bestimmt, dass wir uns jetzt ins Auto setzen und weiterfahren nach Bissau. Wir werden NICHTS bezahlen. Und wenn wir nicht jetzt unsere Papiere bekommen, dann gehen wir schnurstracks in Bissau auf die Botschaft und werden denen genau erzählen, was hier vorgefallen ist und diese bitten uns neue Papiere zu besorgen. Dafür benötigen wir Name und Dienstnummer des Beamten, der unsere Papiere einbehalten hat usw usw und bla bla.
Zeitgleich “bearbeitet” Heather jetzt einen weiteren Polizisten. Wir lassen uns alle auf keine Geldstrafen einlassen, denn wir haben keinen Fehler gemacht. Punkt aus….
Nun ja, irgendwie scheint hier nun jedem die Muffe zu gehen und man versucht aus der Nummer wieder raus zu kommen, ohne sich die Blöße zu geben. Dieser total verrückte weiße Deutsche zeigt keinen Respekt vor der Polizei, die nur sein Geld will! Man diskutiert und palavert und gibt sich dabei nachdenklich. Letztendlich nimmt einer der zivilen Dorfbewohner von dem Polizisten ganz vorsichtig und mit beschwichtigenden Worten unsere Papiere entgegen und überreicht sie uns dann………
Wir bedanken uns bei ihm und nix wie weg hier!
Ich gehe zu dem Polizisten, der immer noch auf seinem Plastikhöckerchen sitzt und bockt und reiche ihm die Hand freundlich zum Abschied……wir können ja trotzdem Freunde bleiben…..
Er mag sie mir aber nicht geben
Dieser Polizist hier im Bild war ganz entspannt und hat uns weder kontrolliert noch nach Geld gefragt!
Das ist nur ein Beispielbild, das ich später mal gemacht habe.
Sorry, aber das Bildermachen haben wir uns an dieser Stelle dann doch verkniffen.
Im Nachhinein: Spaß hat es gemacht, aber täglich muss es auch nicht sein.
Anmerkung Dani: “Naja… Spaß…wohl nur, weil wir aus der Nummer doch noch ganz gut rausgekommen sind. Die gute halbe Stunde war aber (auch wegen der Sprachbarriere, Didis Emotionen und Aktivisums) hochkonzentriertes, alle-Antennen-und-Sinne-ausfahrendes Jonglieren der Möglichkeiten.”
Eskaliert ist das Ganze sicherlich auch dadurch, dass ich meinen Führerschein nicht aus der Hand geben wollte. Wir benötigen in Zukunft wirklich alle Papiere auch in guter Kopie und werden versuchen, immer einen freundlichen Ton an den Tag zu legen. Was gerade mir sicherlich ab und an mal schwer fällt. Aber Schikane mag ich nun mal gar nicht und wenn man 10 mal am Tag bei 45 Grad Außentemperatur “überprüft” wird und immer wieder etwas anderes vorzeigen muss und genau spürt, dass hier nur nach einer Möglichkeit gesucht wird nebenher noch etwas Geld zu verdienen. Dann womöglich noch 2 Polizisten gleichzeitig irgendetwas von einem wollen. Irgendwann läuft dann bei jedem das Fass über …….
Und weil solche gemeinsamen Erlebnisse zusammenschweißen, werden wir die nächsten Wochen gemeinsam mit Heather und Eugen Guinea Bissau erkunden.
Was wird uns an den nächsten Kontrolle erwarten???
Nun, ab jetzt geht es relativ entspannt zu. Ab und zu werden wir nach ein “Geschenk” gefragt und ein paar Mal wird Feuerlöscher usw. kontrolliert. Aber es geht immer relativ freundlich zu. Gottseidank!