Unser erstes Ziel in der Casamance (Südsenegal) soll Elinkine werden. Wir verabreden uns mit Heather und Eugene, die wir in Gambia im Camp Sukuta kennenlernten für ein Wiedersehen im Süden Senegals. Getrennt voneinander fahren wir also los, da jeder von uns noch verschiedene Besorgungen zu machen hat. Kurz vor dem Grenzübergang in die Casamance kommen sie uns entgegen: “Die Grenze ist immer noch geschlossen. Aus Gambia lassen sie uns raus, aber die Senegalesen lassen uns nicht rein. Wir mussten umkehren und versuchen es am nächsten Grenzübergang.” Das ist ein Umweg von ca. 250 km und weil wir schon mal hier sind, wollen wir versuchen, ob wir hier nicht doch über die Grenze kommen.
Heather und Eugene (die arme Heather muss hier als Stativ her halten):
Das hier ist nicht die Grenze. Die haben es nicht so gerne, wenn man da fotografiert. Es ist nur ein Stoppschild vor einer Brücke Das Stoppschild finde ich jetzt passend…
Die Gambianer sind sehr nett und fragen gleich, ob wir nicht das amerikanisch/südafrikanische Pärchen getroffen hätten, die es nicht über die Grenze geschafft haben. Wir sagen ja haben wir, aber dass wir es dennoch probieren wollen. Unsere Aufenthaltsgenehmigung für Gambia läuft heute ab und wir hätten somit gerne jetzt schon einen Ausreisestempel in unseren Pass gedrückt. Notfalls kommen wir wieder zurück und lassen uns wieder einstempeln. Der Beamte erledigt alles wie gewünscht und sagt “See you.” Alles ganz entspannt, weil hier wegen der Grenzschließung überhaupt nichts los ist.
Und deshalb langweilt sich die Drogenpolizei ebenso wie alle anderen und freut sich schon darauf unser Auto zu durchsuchen. Na gut. Die Beamten ziehen auch bereitwillig die Schuhe aus, bevor sie unser Heim betreten. Kaum drin, werden sie auch schon fündig. Didis unbeschriftete Bluthochdrucktabletten erregen Misstrauen. Weshalb befinden sich rosa Tabletten in einer Art Filmdöschen? Didi erklärt.
Ich komme, nachdem ich den Stempel für das Carnet erledigt habe dazu und werde gleich gefragt, was das für Pillen sind. Meine Antwort deckt sich mit Didis. Das ist immer gut. Ich muss aber noch zusammen mit dem Drogenkontrolleur und dem Filmdöschen in ein Büro. Auf vier DIN A 4 Blättern, die mit Tesafilm an die kahle Wand geklebt sind, befinden sich Namen von Tabletten, die wohl unter das gambische Betäubungsmittelgesetz fallen. Zum Glück sind unsere Tabletten dort nicht gelistet. Der Mann hinter dem Schreibtisch, in dem sonst unmöbliertem Zimmer, inspiziert die Pillen auch nochmal, fragt wieder, wofür die sind und meint nach meiner Schlusserklärung: “They are very important for Didi” lächelnd: “Yes, and you don t want to loose your husband.” Erledigt. Wir dürfen fahren.
Jetzt wird s spannend. Passkontrolle. Lassen die Senegalesen uns einreisen? Nein. Wir werden mit den Worten “Die Grenze ist geschlossen” stehen gelassen. Die Grenze ist aber nur für Fahrzeuge mit gambischer oder senegalesischer Zulassung gesperrt. So ist unsere Information. “Auch chinesische Fahrzeuge lassen wir nicht durch”, meint er. Hm. Ich entdecke einen Mann, der offiziell aussieht und Mitleid in seinem Gesicht zeigt. Ich gehe auf ihn zu, erkläre die Situation, er geht weg. Macht irgendwas, ich sehe ihn nicht mehr… Kurz darauf sehe ich den anderen Beamten Tee trinken und will ihn doch noch einmal fragen. Er telefoniert. Ich höre “Passavant” und denke, dass es um uns geht. Ich zücke das Carnet (das ich ihm vorher schon mal gezeigt hatte) noch während er telefoniert und plötzlich ist alles kein Problem mehr. Puh, Glück gehabt. Wir dürfen passieren.
Später erzählen uns Heather und Eugene, dass sie ebenfalls das Argument, die Grenzschließung gelte nicht für Touristen angebracht haben, sie aber den Mann mit dem mitleidigen Blick nicht gesehen haben. Vielleicht haben die beiden uns durch ihren Versuch auch den Weg geebnet. Wer weiß, weshalb mal so und mal so entschieden wird…
Heather jedenfalls “is jumping up and down” laut Eugens Aussage, als sie von uns per whatsapp erfahren, dass wir über die Grenze gekommen sind, während sie noch den Umweg fahren.
Anmerkung zur Grenzschließung: Wir haben schon bei der Einreise nach Gambia darüber berichtet. Die Grenze war über 3 Monate lang geschlossen, weil die Gambianer die Grenzgebühr für LKW um 1000% erhöht hatte. Nordsenegal beliefert Südsenegal mit Waren, die per LKW durch Gambia hindurch transportiert werden. Da Gambia wohl so ziemlich bankrott ist, hat sich der Präsident diese clevere(?) Geldeinnahmequelle einfallen lassen. Wie man sich jetzt geeinigt hat, wissen wir noch nicht.
In Elinkine finden wir ein schnuckeliges Campement direkt am Fluss gelegen. Wir dürfen campen und zum Duschen wird uns eine Hütte aufgeschlossen. Die Menschen in der Casamance sind anders als die Senegalesen nördlich Gambias. Zurückhaltender, weniger aufdringlich. Wir können ungestört bummeln und einkaufen gehen. Ich kann mich gar nicht mehr dran erinnern, wann ich das letzte Mal auf französisch sprachigem Grund aus dem Auto ausgestiegen bin und nicht sofort mit “Toubab” angesprochen und angebettelt wurde. Eine Wohltat! Von Restaurants über den örtlichen Mechaniker bis hin zum Friseur gibt es hier alles… auch Lebendware (hier ein Schwein) direkt auf der Straße.
Um zu unserem Campingplatz zu kommen, müssen wir am Fischtrocknungsplatz vorbei. Puh, das stinkt gewaltig. Wir sehen Unmengen von Rochen und Haie.
Alle liegen hier auf einer Art Tisch, der mit Ästen und Brettern zusammengenagelt ist und trocknet, mit Salz überstreut an der Luft in der prallen Sonne.
Die Moschee ist direkt nebenan… eigentlich fast mittendrin…
Auf unserem Campingplatz gibt es ein kleines Gehege mit ca. 10 Krokodilen und einen angebunden Affen, der Arme… schlafende Hunde am Strand und Schweine sowie eine riesige Spinne gehören auch zum Inventar. An letzterer müssen wir uns nachts (tagsüber ist sie nicht da) vorbei quetschen, wenn wir auf die Toilette möchten, was den Harndrang stark bremst.
Schön ist es hier. Elinkine können wir weiter empfehlen.