Von Jeddah Richtung Norden

28.2.2020

Zur Belohnung für die erfolgreiche Reparatur haben wir uns Kamel gegönnt. Schmeckt extrem lecker.

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Zwei Wochen haben wir in Jeddah verbracht. Wir freuen uns auf einsamere Gegenden. Heute geht s endlich weiter. Smile Entlang der Küste fahren wir Richtung Norden. Ca. 100 km nördlich von Jeddah finden wir einen netten Platz am glasklaren, blauen Meer. Morgens kontrolliert Didi den Ölstand des Getriebeöls. Es fehlt sehr viel Öl und das bisschen, das er noch fühlen kann ist schaumig. Oje. Wir haben ein Problem. Didi füllt Öl nach und wir fahren erst einmal weiter Richtung Norden. Vielleicht war von Anfang an zu wenig drin, weil sich alles noch verteilt hat? Nach 100 km kontrolliert Didi wieder. Es fehlt 1 l Öl, von 3 l. Das geht gar nicht. Großer Mist. Wir haben ein Problem, das eine Lösung braucht. Didi kann sich nicht wirklich erklären, warum so viel Öl verloren geht. Der eingebaute Simmerring ist neu!

Ich frage bei MAN nach, ob wir am nächsten Tag noch einmal kommen dürfen.

“Yes, you can.”

Endlich, Kegel und Tellerrad sind da

27.2.2020

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Gestern hatten wir einen Teilerfolg: Endlich eine halbwegs passende Batterie gekauft, wenn es auch keine Solar Batterie ist, denn die scheint es hier nicht zu geben…hm… Sonnenstunden wären hier im Land ja ausreichend vorhanden für Solaranlagen. Aber Kraftstoff für Generatoren ist hier so billig, dass sich das niemals lohnt. Auch sind Kegel und Tellerrad für das  Differenzial ist angekommen –jiiiiipiiieeeh- und wir dürfen bei MAN selbst reparieren. Juchhu –endlich haben wir einen Platz gefunden. Das hat Tage gedauert: Manche Werkstätten erlauben keine “heavy duty” Arbeiten, sprich nichts, was Ölflecken hinterlässt. Andere würden uns einen Platz “vermieten” für horrendes Geld. Und wieder andere würden uns nicht erlauben, die Arbeit selbst zu machen (haben dann aber erst in sieben Tagen den nächsten Termin frei und würden für die Arbeit 4-5 Tage benötigen. Vom Preis dafür will ich hier gar nicht sprechen, und ob es dann gut/richtig gemacht wird, weiß man auch erst hinterher). Zum Glück ist der MAN Manager Herr Hassan super super nett.

Somit können wir heute, an einem Donnerstag, mit der Reparatur beginnen. Wenn wir nicht an einem Tag fertig werden, sitzen wir untätig am Freitag hier herum. Denn Freitag ist hier Sonntag. Werkstätten und Geschäfte werden nicht geöffnet.

Die Reparatur ist kompliziert, zeitintensiv und benötigt einiges an Spezialwerkzeug wie zB Messuhren. Somit stehen wir mit Beginn der MAN Arbeitszeit parat. Von 7:00 Uhr morgens arbeiten wir bis abends um 18:00 Uhr durchgehend mit nur 20min Pause. Gleich früh morgens werden wir noch einmal angenehm von der Hilfsbereitschaft des Teams überrascht. Der Manager hat dafür gesorgt, dass wir in der Halle, über einer Grube arbeiten dürfen und uns Stephen an die Seite gestellt. Er und Jestine sollen uns den ganzen Tag über helfen. Wow. Andere Mitarbeiter sehen im Vorbeigehen, was wir tun und legen wortlos Plastiktüten für die Schrauben und Papiertücher hin. Als Didi mit dem Saubermachen beschäftigt ist, kommt wieder ein “Engel” mit Bremsenreiniger vorbei. “Take this”, sagt er kurz. Aus aller Herren Länder kommen die Mitarbeiter und wir sind begeistert vom Arbeitsklima. Fleißig und ausgeglichen wird Hand in Hand gearbeitet.

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Zurück zu uns: Jestine und Stephen haben Ahnung von der Materie und auch Ideen, wie man die Dinge angehen kann, wenn es mal nicht wie am Schnürchen voran geht und das nötige Werkzeug fehlt. Doch ein ganz wichtiges Werkzeug fehlt: Der Abzieher, um die Lager schadensfrei vom alten Kegelrad zu bekommen. Dies muss während der Einstellarbeiten mehrmals gemacht werden und ist somit sehr wichtig. Auf meine Idee mit einem Arbeiter loszuziehen, damit Didi in der Zeit, in der ich den Abzieher kaufe weiter arbeiten kann, sehe ich den erschrockenen Blick der männlichen Arbeiter: “This is Saudi.” Ich dürfe mich ausschließlich in Begleitung Didi´s in der Öffentlichkeit bewegen. Ich sage, dass Saudi sich geöffnet hat, woraufhin der Manager befragt wird. Er gibt seine Erlaubnis und gerade als Stephen und ich losfahren wollen, kommt Didi und hält uns davon ab. “Wir haben eine Lösung”, sagt er. Er hat Abfallmaterial gefunden, das man umfunktionieren kann…. nach etwas Bearbeitung.  Jestine hat schnell daraus ein brauchbares Hilfswerkzeug hergestellt. Die beiden Jungs sehen schon genau, was Didi benötigt bevor er danach fragt. Eine unglaubliche Erleichterung der Arbeit.

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Es ist eine kniffelige Arbeit und soll ja auch genau gemacht sein. Wir werden leider nicht fertig, obwohl der zweite Manager uns noch nach Werkstattschluss weiter arbeiten lässt. Er müsse sowieso noch anwesend sein meint er.

Erschöpft von der high speed Arbeit ohne Pause fallen wir ins Bett und können den Ruhetag morgen gut gebrauchen. Mit Muskelkater wachen wir beide auf. Körperliche Arbeit und dann noch für 11 Stunden am Stück sind wir nicht (mehr) gewohnt. Smile with tongue out

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Am Samstag klingelt der Wecker wieder um 5:00 Uhr. Leider sind die meisten Werkzeuge heute weggeschlossen und man kommt nicht ran. So improvisiert Didi wieder und misst das Drehmoment der Lagervorspannung mit Gewichten statt mit dem nötigen Werkzeug.

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Aber heute läuft es. Der Pinion (Kegelrad) sitzt gut und jetzt muss nur noch die Feineinstellung und das Spiel zwischen Kegel und Tellerrad (backlash) erledigt werden. Das könnte locker noch einmal den ganzen Tag dauern, doch wir sind bereits kurz vor der Mittagspause fertig. Jippppiiiieeeeeh!!!

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Wir sind soooo erleichtert.

Am Sonntag fahren wir noch einmal zu MAN, um uns mit Süßkram und einem selbst gebasteltem Plakat (typisch Grundschullehrerin Winking smile) beim jetzt anwesenden kompletten Team plus Führungspersonen zu bedanken. Es ist großartig in einem fremden Land Hilfe zu bekommen, wenn man sie dringend benötigt. Abdullahtif, der an der Rezeption arbeitet (und uns zum Glück nicht gleich abgewimmelt, sondern sich unserer Situation angenommen hat) strahlt als wir rein kommen. “Das wäre nicht nötig gewesen”, meinen alle. Herr Hassan widmet uns erneut seine wertvolle Zeit und sorgt dafür, dass die Schokoriegel ans Team verteilt werden. Das Plakat wird an der Pinwand in der Werkstatt aufgehängt.

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Frohen Mutes fahren wir Richtung Norden. Madain Saleh wartet…

Das alte defekte Kegelrad:

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Doch leider kommt es anders……

Wir warten auf das Ersatzteil-noch immer

25.2.2020

Eigentlich hätten die Teile für das Differenzial gestern ankommen sollen, ist es aber nicht. Laut tracking Nummer ist es im 1500 km entfernten Damman gewesen und hat erst gestern Vormittag die “facility” (welche auch immer) verlassen. Sad smile So buchen wir uns für weitere zwei Nächte im Hotel Arqa Almasaken ein.

Wir treffen uns mit dem netten Saudi Abdullah, der uns vor zwei Tagen auf der Straße angesprochen hat und eigentlich mit uns gemeinsam nach Madain Saleh reisen wollte. Diesmal hat er zwei Griechen, die auf dem Weg nach Kapstadt sind, im Schlepptau. Sein Hobby scheint “Touristenaufsammeln” zu sein. Winking smile Er hilft gerne, sagt er. Im Starbucks verbringen wir einen sehr netten Nachmittag im family Bereich.

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Vasilis und Dimitri sehen wir ein paar Tage später noch einmal. Wir wünschen den netten Jungs für die Weiterreise spannende Erlebnisse.

Saudi Arabien-Ein Land im Wandel

20.2.2020

Gleichberechtigung wie wir sie kennen, gibt es in Saudi Arabien noch nicht. Die Emanzipation wurde erst vor wenigen Jahren ins Rollen gebracht und braucht Zeit. Die Männer waren bislang die Alleinversorger der kompletten Familie, die aus bis zu 4 Ehefrauen und etlichen Kindern bestehen kann. Die Frau kann sich entspannt zurück lehnen. Ihre Aufgaben beziehen sich auf das Haus und Kindererziehung. Selbst das Einkaufen wird vom Mann übernommen.

Grund für die Öffnung des islamischen Staates?

Prinz Muhammad bin Salman verordnet dem Land einen Wandel von oben. Er braucht die Frauen für sein Programm 2030. Bisher setzte das Land auf Öl. Der Monarch bedachte seine Untertanen mit großzügigen Zuwendungen. Doch da wurde der Rotstift angesetzt. Das Leben wird für den kleinen Mann teurer. Die Frauen werden als Arbeitskräfte gebraucht, um den Strukturwandel zu ermöglichen. Das Land braucht Geld, weil es sich auf seine Ressourcen nicht mehr alleinig verlassen möchte.

Wir haben uns mit zwei 19 jährigen jungen Männern unterhalten, die sich darüber beklagten, dass alles so sehr viel teurer geworden ist. Einer der Jungs findet die neuen Rechte der Frauen nicht besonders prickelnd. Er liebt die traditionelle Lebensweise. Ein Mitte 40jähriger sagt mir, dass ich die Abaya nicht zu tragen bräuchte. Ja, die Männer würden schauen, weil es ein ungewohntes Bild ist, aber das sei auch schon.

Die Andersartigkeit stimmt nachdenklich. Hier einer von vielen Artikeln zum Thema, die im Internet zu finden sind:

Zitat aus der Zeitschrift Emma (2017): Winking smile

„Vor nicht allzu langer Zeit, da lebten die Menschen hier noch in Lehmhütten, wir hatten noch Sklaven“, sagt die Prinzessin. Sie erinnert an den puritanischen, wahhabitischen Staatsislam und die erzkonservativen Religionsgelehrten, die die saudische Gesellschaft – allen voran die Frauen – in ein enges Korsett eingeschnürt haben.

Offen, selbstbewusst, modern, ohne die eigenen Traditionen und die eigene Identität aufzugeben – so soll Saudi-Arabien nach den Strategiepapieren seiner Führung in einigen Jahren aussehen. Die Agenda 2030 soll das erzkonservative Königreich öffnen, unabhängig vom Ölgeschäft und damit zukunftsfähig machen. Die gesellschaftlichen Zwänge sollen ebenso abnehmen wie die üppigen Zuwendungen des Staates an die Bevölkerung.

Auch der Druck auf die Frauen ist geringer geworden. Im Juni wurde das Fahrverbot für Frauen aufgehoben. Zugleich wurde ein Gesetz erlassen, das sie vor Belästigung schützt, was viele als mindestens genauso wichtig loben.

In der Küstenstadt Dschiddah, die seit jeher als der fortschrittlichste Ort im Königreich gilt, weicht die strikte Geschlechtertrennung in den Cafés und Restaurants zögerlich auf, manche Frau wagt sich sogar ohne Kopftuch auf die Straße. Und selbst jenes Bollwerk ist gefallen, das den saudischen Frauen bisher den Weg aus dem Status der Zweitklassigkeit verstellte: das Gesetz, nach dem jede Frau die Erlaubnis eines männlichen Vormunds braucht, wenn sie zum Beispiel studieren oder ins Ausland reisen will. Frauen über 21 Jahren dürfen nun ohne ihren männlichen Vormund einen Pass beantragen und sogar ohne seine Erlaubnis einholen zu müssen, ins Ausland reisen. Eine Kehrtwende: Noch vor knapp einem Jahr hatte die Saudische Regierung eine App zur Verfügung gestellt, die es dem Vormund meldete, sollte die Frau unerlaubt das Land verlassen wollen.

Die Aufhebung des Fahrverbots, heißt es immer wieder, sei noch das geringste Problem. „Die Menschen sind verunsichert“, sagt ein älterer Herr in einer Moschee in Riad. In seiner Welt bleibt er der Gebieter über die Frauen, die allein im Haushalt arbeiten sollen. Dass daran auch kein Kronprinz etwas ändern werde, fasst er in den Satz: „Ich bin nur meinem Schöpfer gegenüber verantwortlich.“ Es gibt viele, die denken und fühlen wie er.

Wie gespalten das Land ist, zeigt sich in Orten wie Buraida. Es ist eine konservative Stadt, wo der Wandel weniger sichtbar ist. Dort halten sich die gesellschaftlichen Zwänge und die alten Rollenbilder beharrlicher, weil es mindestens genauso wichtig ist, was der Nachbar denkt, wie das, was der Staat vorschreibt oder nicht mehr verbietet. Dort schauen die Leute argwöhnisch auf die Entwicklungen in Riad oder Dschiddah. Dort zeigen sich die Männer entschlossen, ihre Familien vor den Reformen abzuschirmen. So manche Mutter sähe ihre Tochter ebenfalls lieber verheiratet als erfolgreich im Beruf.

Doch ganz aufhalten lässt sich der Wandel auch in Orten wie Buraida nicht. Schon deshalb, weil die gestrichenen Zuwendungen des Staates die Männer dazu zwingen, Frauen und Töchter das Arbeiten zu erlauben, um das Familieneinkommen aufzubessern. „Das verändert die Verhältnisse in den Familien“, sagt ein örtlicher Funktionär.”

Fischmarkt

20.2.2020

Jeddahs Fischmarkt ist beeindruckend. Und das Beste ist: Man kauft sich auf dem Markt wonach auch immer einem der Sinn steht (Fisch, Prawns, Octopus,…), geht zur Fisch-Ausnehmstation und lässt es im nahe gelegenen Restaurant zubereiten. Doch als wir den Fischmarkt erreichen, werden alle Stände mit einer Plane abgedeckt. Der Mujezin (Muezzin) ruft. Alles steht fünf mal am Tag still, weil die Moschee ruft. Geschäfte werden geschlossen und wir müssen 20 Minuten warten, bis der Verkauf weiter geht. Wir kaufen zwei kleine Fische. Die “Schwarze” bin übrigens ich. Winking smile

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Der einzige Nachteil ist, dass wir nicht in dem schicken Restaurant essen dürfen. Dh. Didi dürfte schon, aber ich als Frau darf dort nicht sitzen. Wir müssen durch einen separaten Eingang in ein Nebengebäude des Restaurants gehen und dürfen dort in einem Separee gemeinsam unseren Fisch verspeisen. Didi meint, der Raum fühlt sich an wie damals als er in der Werkstatt gelernt hat und man zur Mittagspause mit seinem Sandwich eben in einem solchen Raum auf dem Werkstattgelände gegessen hat.

Mein Trost ist, dass es bei den Männern nicht wirklich lustig zugeht. Es ist sehr still im Männerrestaurant, jeder schaut gelangweilt in sein Handy und es wird nicht gelacht.

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Auf dem Rückweg schlendern wir bei der roten Moschee vorbei und bemerken Einheimische beim Picknick.

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Al Balad–die Altstadt Jeddahs (Dschidda)

19.2.2020

Jeddah ist UNESCO Welterbe und wurde angeblich bereits vor 2500 gegründet. Die Altstadt beherbergte 30.000 Einwohner und war von einer Stadtmauer umgeben. 1950 lebten knapp 120.000 Menschen in Jeddah. Der rasanten Expansion fiel die Stadtmauer zum Opfer. Heute, nur innerhalb von 70 Jahren, ist die Einwohnerzahl Jeddahs auf ca. 5 Millionen Einwohner angestiegen.

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Die Altstadt ist kaum mehr bewohnt, da die Gebäude zu baufällig sind. Hier muss noch viel Arbeit in die Erhaltung der Gebäude gesteckt werden. Die kleinen Geschäfte im Erdgeschoss reihen sich dennoch, ungeachtet der Einsturzgefahr, eines nach dem anderen aneinander. Wir sehen ganze Straßenzüge mit kleinen Geschäften, die alle das gleiche verkaufen. Ein Speiseölgeschäft liegt neben dem anderen, dann gibt es Schmuckgeschäfte, dann Parfüm, Kosmetik, Spielzeugläden, religiöse Artikel, Kleider…

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Bei den Kleidern staunen wir nicht schlecht, was “frau” so alles in den eigenen vier Wänden tragen darf. Wir entdecken Männer, die sich im Herrenausstatter die verschiedenen Weißtöne für ihren Kaftan (Dschallabija) mit dem dazugehörigen Kopfschmuck (Tücher in verschiedenen rot-weißen Mustern oder auch ganz in weiß) anschauen. Sie achten schon sehr auf ihr Äußeres. Winking smile Gut riechend und sehr gepflegt sind sie hier.

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Und plötzlich erscheint Johannes auf der Bildfläche. Ein Deutscher, der in bayerischen Lederhosen Jeddah unsicher macht. Er meint, dass er in einer Tracht überall auf der Welt angemessen gekleidet sei. Interessanter Mensch. Wir gehen gemeinsam zum Kaffee trinken und lauschen seiner Weltanschauung.

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Durch moderne Häuserschluchten laufen wir zurück zum Hotel. Überall wird gebaut und modernisiert.

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Dschiddah–Kleidervorschriften und die Entscheidung Privatunterkunft oder Hotel

17.2.2020

Es ist schwül-heiß und wir müssen mal raus aus diesem Klima. Wir finden über Airbnb ein Zimmer in einer Privatunterkunft. Bad, Toilette, Küche werden mit dem Wohnungsbesitzer geteilt. Zuerst bin ich skeptisch, denn ich möchte nicht immer, wenn ich “unser” Zimmer verlasse, den “Dress” anlegen müssen. Doch Naveed aus Pakistan ist da entspannt. Leider steht das Zimmer lediglich für eine Nacht zur Verfügung.

Das mit dem dress-code ist hier so ne Sache. Die Abaya (Abajeh) ist ein traditionelles islamisches Kleidungsstück, dass außerhalb des Hauses über der normalen Kleidung getragen wird. Es ist mir aber schon im T-Shirt zu heiß und die schwarze Farbe der Abaya macht die Sache nicht besser. Ich trage so wenig wie möglich unter diesem langärmligen, unförmigen Kleid und entschließe mich, nach Befragung verschiedener einheimischer Männer verschiedenen Alters, das Kopftuch weg zu lassen und meine Haare in einem Zopf geflochten zu tragen. An der Waterfront haben wir junge Mädchen gesehen, die mit offenen Haaren und vorne offener Abaya am Strand entlang liefen. Die Kleidervorschriften lockern sich, zumindest hier in Dschiddah/Jeddah.

Es mutet für unsere Augen merkwürdig an, Frauen lediglich als etwas “Schwarzes, Undefinierbares” vorbei huschen zu sehen (wenn man überhaupt Frauen auf der Straße sieht). Diese “schwarzen Geister” nimmt man kaum wahr. Zumindest wir verbinden diesen Anblick nicht mit einem menschlichen Wesen/einer Persönlichkeit/etwas “Wertvolles”, das darunter steckt. Man muss den Frauen direkt in die Augen blicken, um einen Eindruck von der Person zu bekommen. Auch mit den Augen können diese Frauen viel ausdrücken und wir möchten die Frauen nicht als “Nichts” wahrnehmen. Merkwürdig, was Kleidung mit dem Betrachter macht und eigentlich wäre ich neugierig zu wissen, was speziell eine Burka (die Vollverschleierung) mit den Frauen macht, die sie tragen. Fühlt man sich wie in einem “geschützten Raum”? Fühlt man sich als Teil des Geschehens oder lediglich als unbeteiligte Betrachterin? Wie sehen die Männer ihre Frauen? Wie nehmen Kinder ihre Mütter außerhalb der Wohnung wahr? Diese Kultur unterscheidet sich sehr von der unsrigen und gibt uns Stoff zum Nachdenken. Gerne würde ich mich Frauen und auch Männern darüber unterhalten. Bislang ergab sich noch nicht die Gelegenheit. Wir bleiben dran. Winking smile

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Könnt ihr mich sehen?:

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Meine bisherigen Erlebnisse als Frau:

Wir bestellen einen Kaffee an einer kleinen Bude. Ich bezahle. Die Bedienung nimmt das Geld auch aus meiner Hand, doch das Wechselgeld bekomme ich nicht. Das wird Didi übergeben.

Mit Handschlag werde ich lediglich von jüngeren Männern begrüßt.

Teilweise werde ich von den Männern im “Dreier-Gespräch” wie Luft behandelt. Mit anderen kann ich mich ganz normal unterhalten. Die einheimischen Frauen treten bei Gesprächen -bislang immer- zurück und halten Abstand.

Beim Albait Chicken Take Away gibt es einen seperaten Eingang für Frauen. Es gibt mittlerweile immer mehr “Family-Restaurants”, in denen Männer und Frauen öffentlich an einem Tisch sitzen können. Wenn Familien gemeinsam zum Essen gehen wollten, mussten sie sich bislang ein Restaurant mit “Räumen”(Separees = abgeteilte, sichtgeschützte Räume) aussuchen.

Wir haben eine Frau gesehen, die Auto gefahren ist. Thumbs up Verschleiert. Winking smile 

In unserer nächsten Unterkunft einem preisgünstigen Hotel (23 Euro pro Nacht) Arqa Almasaken fühle ich mich wohl. Es ist sauber, privat und liegt recht zentral. Von hier aus erkunden wir die Stadt.

Dschiddah

16.2.2020

Wir haben jetzt mindestens eine Woche Zeit. Dh. wir machen ausgiebig Sightseeing.

Straßeneindrücke. Waterfront (Corniche). Gebetsteppiche zum Ausrollen. Saudis, die am Strand oder an der Waterfront picknicken und ihren Teppich oder Campingstuhl dabei haben. Traditionelle Kleidung maßgeschneidert (ca. 1000 Riyal). Schwarz/weiß  Frau/Mann. Männerwelt. Automatisierte Welt. Straßenreinigungsmaschinen. Kunstwerke. … alles völlig anders, als in Afrika. Wir müssen uns hier erst einmal zurecht finden.

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Warten auf das Ersatzteil in Jeddah

22.2.2020

Wir sind guter Dinge, dass wir unser Ersatzteil am Montag bekommen und sind deshalb nicht gestresst, wie wir es in Afrika wären. Wir haben das Gefühl, dass hier “Dinge funktionieren”. Die ruhigen Tage im Hotel tun uns gut. Wieder einmal kann liegen Gebliebenes (wie Blog-Beiträge schreiben, sich um VAnGO kümmern, die Landkarte -auf der die arabische Halbinsel bisher fehlte, weil wir keine schwarze Folie kaufen konnten- ergänzen usw.) aufgearbeitet werden und es bleibt dennoch Zeit, um ein Buch zu lesen, die Umgebung zu erkunden oder die so andersartigen Eindrücke sacken zu lassen.

Zeit für ein Foto-Shooting ist auch. Winking smile 

Das Kleiderthema beschäftigt uns beide sehr. Männer tragen hier lange, weiße Gewänder Thobe genannt. Unter dem weißen oder rot/weißen Kopftuch, der Kufiya tragen sie oft eine Art Mütze mit Löchern drin, die Kofia. Für Didi ist das nichts. Zu meiner Abaya meint er: “In den großen Supermärkten war es schon immer nicht einfach, dich wieder zu finden. Mit deinem neuen “Schwarzen” ist es fast unmöglich.”

Wie schon gesagt, ist laut visit.saudi Internet Seite weite, körperunbetonte Kleidung für Touristinnen gut genug. Im Sudan wollte ich mich schon vorbereiten. Weite Hosen habe ich, aber lediglich nur eng anliegende T-Shirts, die auch nicht bis über den Popo gehen. Also kaufe ich mir in Suakin (Sudan) das, was es dort gibt. Die Sudanesen farbenfroher in ihrem Kledungsstil und so habe ich Schwierigkeiten etwas Passendes zu finden. Eine Art Poncho ist das Beste, was ich für “Obenrum” finden kann. Zusammen mit meiner bunte Hose passe ich doch wohl ins Morgenland, oder? Winking smile

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Leider wussten wir beide nicht, dass die für Frauen “übliche” Farbe schwarz ist. Und so laufe ich jetzt rum. Die Bevölkerung ist Tourismus noch nicht gewohnt (Touristenvisum gibt es erst seit September 2019). Mit der Lockerung der Kleidervorschriften für die einheimischen Frauen hat der amtierende Monarch auch gleich ein Gesetz, das “Belästigungsverbot”, erlassen. Wie ich nach einem kurzen Spaziergang ohne Didi und ohne Kopftuch feststelle, ist das auch nötig. Aufdringlich wird keiner, doch in ihrer Kultur ist es äußerst unangebracht eine fremde Frau anzusprechen und ihr Komplimente zu machen oder ihr nachzupfeifen, was zwei Männer bei mir tun. Auch wenn man es sich schön reden und sich mit Kopftuch wie Audrey Hepburn fühlen könnte… mich stört das Ding und ich finde, dass man sich mit der Öffnung Saudis (Agenda 2030) an den Anblick eines anderen Kleidungsstils gewöhnen darf. Ich beginne sanft mit dem Weglassen des Kopftuchs. Winking smile

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Vollverschleierte Frauen mit Sonnenbrille sieht man häufig. Unter dem Tuch bekomme ich aber kaum Luft.

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Der Tageslauf wird von den Gebetszeiten bestimmt. Und diese verändern sich auch noch jeden Tag um ein paar Minuten, denn das erste Gebet findet bei Sonnenaufgang statt und die anderen vier richten sich danach. Fünf mal am Tag wird gebetet. Das Morgengebet findet statt, bevor wir aufstehen. Wenn man Dinge erledigen möchte, so ist man gut beraten das vormittags zu tun, denn am Mittag bis zum Abend liegen die Zeiten der vier verbleibenden Gebete. Geschäfte, Restaurants, Supermärkte… alles lässt die Rollläden herunter und verschließt die Türen. Dann geht erst einmal für 20 – 40 min. nichts mehr. Ab ca. 13 Uhr werden wir immer wieder ausgebremst. Zur Mittagsessenzeit hat unser Lieblingsbillighähnchengrill geschlossen (wie die anderen Restaurants auch). Wenn man dann um ca. 14.00 Uhr mit dem Essen fertig ist und sich auf die Suche nach dem richtigen Differenzial-Öl begibt, wofür man kreuz und quer durch die Stadt fahren muss, kommt man dort garantiert um 15:30 Uhr, sprich zur nächsten Gebetszeit, an. Viele Geschäfte haben aber auch generell zwischen 13.00 und 17.00 Uhr geschlossen. Wenn man sich also um 17.00 Uhr erst wieder auf den Weg macht, ist es sehr wahrscheinlich, dass man um 18.30 Uhr ankommt. Und dann? Beten! Um 20.00 Uhr dann nochmal. Da nützt es auch nicht viel, wenn die Geschäfte bis 22.00 Uhr geöffnet haben. Es ist einfach mühsam. Die Polizei patroulliert übrigens und schaut, dass niemand etwas “Falsches” tut. Aber der Muezzin singt wenigstens schön. Winking smile

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Al Baik take away Hühnchengrill mit getrennten Eingängen für Mann und Frau, ohne Sitzgelegenheit.

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Ein mit Vorhängen abgetrennter “Family” Bereich in einem indischen Restaurant:

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Überall wird gebaut. Die Saudis sind da sehr ambitioniert und wollen im Norden eine Mega-Stadt, 33 mal größer als New York, bauen. Neom soll die “neue Zukunft” Saudi Arabiens werden. In Jeddah soll das höchste Gebäude der Welt nächstes Jahr fertig gestellt sein (doch im Moment ist Baustopp). Über 1000m hoch soll der Gigant werden. Die Saudis lieben es, den Freitag (ihren freien Tag) am Meer zu verbringen. Campingstühle oder Teppiche werden dafür mitgebracht. Es gibt kinderfreundliche Restaurants mit Planschmöglichkeit und viele Vergnügungsparks. Wer hätte das gedacht, dass die Araber so gerne Riesenrad fahren. Das Klischee über “Araber und ihre Datteln” stimmt. Es gibt massenweise Datteln in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Qualität. Einem Reisenden oder Fremden gibt man gerne eine. Das ist so Sitte.

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Differenzial kaputt

14.2.2020

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Das Geräusch ist nach dem Wechsel des Kreuzgelenks schlimmer, statt besser geworden. Didi vermutet, dass das hintere Differenzial nicht in Ordnung ist. Leider sind es nicht nur die Lager, sonders das Ganze Ding. Sad smile In Dschiddah gibt es kein Ersatzteil. Didi bestellt in den USA und wir hoffen, dass wir das Teil ohne Probleme aus dem Zoll bekommen.

Bevor es zur Bestellung kommt treffen wir auf Muhammed (hatte ich nicht schon in Khartoum erwähnt, dass die Männer fast alle hier so heißen Winking smile). Wie kommen wir nun zu diesem Muhammed? Auf der Suche nach der Lösung für unser Problem landen wir in einer guten Gegend Dschiddahs. Teure Autos ohne Ende. Didi ist im Internet am Recherchieren und ich will Koordination ins Navi im Auto eingeben, als ein Ford neben VAnGO hält. Ich spreche den Fahrer an, ob er eine Ford-Werkstatt kennt. Rafeeque, der Fahrer des Ford, kennt leider keine und hat auch nicht viel Zeit. Er “übergibt” uns an Muhammed. Dieser fährt uns quer durch Dschiddah auf der Suche nach einem Ersatzteil und lädt uns dann noch in ein nicht gerade billig aussehendes Restaurant zum Kamelfleisch Essen ein, das extrem zart und lecker schmeckt.

Wir bemerken alle drei die Blicke der Menschen, die auf meine farbenfrohe Kleidung fällt. Laut offizieller Saudi-Arabien Internet Seite (visit.saudi) soll ich als Frau lockere, körperunbetonte Kleidung tragen. Das Oberteil sollte so lang sein, dass es den Hintern bedeckt. Haare müssten nicht bedeckt werden. Ich trage Kopftuch und sonst auch alles “nach Vorschrift”. Muhammed bemerkt: “Unsere Frauen tragen schwarz.” Damit mein Saudi Aufenthalt angenehm wird und ich “respektiert” werde, würde er mir gerne eine dieser schwarzen Kutten kaufen. Hm… die Blicke von Mann sowie Frau habe ich ebenfalls bemerkt und mir so meine Gedanken gemacht. Was vom König auf der visit.saudi Seite veröffentlicht wird und was im Land selbst von der Bevölkerung bislang akzeptiert wird, sind wohl doch noch zwei verschiedene paar Schuhe. Veränderungen brauchen ihre Zeit. Saudi Arabien wird offener, aber ich bin um meine Abaya doch ganz froh. Eine Burka (Vollverschleierung) hätte ich jedoch abgelehnt. Ich habe durch den Wind auch so genug mit meinem Kopftuch zu kämpfen.

Die Gastfreundschaft von Muhammed ist wirklich unglaublich. Er erklärt, dass es sein Glaube (er ist Moslem) so vorsieht. 2,5% seines jährlich Ersparten seien für die Armen bestimmt. Die dürfen seine Hilfe auch einfordern. Dieses Recht haben sie. Reisende sind “verletzlich” und somit besonders schützenswert. Er hilft gerne und es bereitet ihm Freude.

Auch beim SIM Kartenkauf hilft er uns noch, da die Beamten bei der Immigration vergessen haben uns eine ID Nummer in den Pass zu schreiben und wir somit nicht registriert werden können. Erst als er sich auf arabisch mit der Dame unterhält wird klar, dass wir auch mit unserer Visa Nummer eine SIM Karte kaufen können. Fingerabdruckgerät am Straßenrand. Alles hochmodern hier.

Vielen herzlich Dank an Muhammed für seine großartige Hilfe. Wir werden es ihm nie vergessen.