The Garage Moshi

21.10.2019

Sam, der gemeinsam mit seinem Bruder Dimitri The Garage Moshi leitet, scheint ein sehr netter Mensch zu sein, der Ahnung von Autos hat. Das ist schon mal gut.

Als er erfährt, dass das kaputte Ventil der Vakuum Pumpe auch in Atemmasken gegen Schlafapnoe verbaut ist, fährt er sofort mit Didi in eine große Apotheke. Doch leider kennt man hier diese Atemmasken nicht. Schade.

Sam hängt sich ans Telefon und erfährt, dass es hier in der Gegend zwei Ford E350 gibt, die aber nicht gefahren werden. Doch leider stimmt die Motorisierung nicht mit unserem überein, d.h. die Pumpe passt nicht (und leider sind die Reifen zu alt und haben auch nicht die richtige Größe).

Wir können die komplette Pumpe in den USA bestellen, doch in Afrika ist der Zoll immer das Problem. Wenn man beim Zoll niemanden schmiert, bekommt man das Teil ewig lange nicht raus. Auch hier weiß Sam Rat.

Angeblich wird die Pumpe in genau einer Woche geliefert. Angeblich. Wir haben Zeit und Didi versucht kreativ -nach Art MacGyver- die Pumpe zu reparieren. Zunächst mit einer Büroklammer, die in eine Feder gebogen wird. Das klappt aber nicht. Der nächste Versuch, mit Gummi aus einem alten Reifenschlauch geschnitten, einem Plastikteil, das Didi aus dem Deckel einer Peaceful Sleep Dose schneidet und einer Schraube ist vielversprechend. Wir würden gerne fahrbereit sein, da wir einiges erledigen müssen. Vielleicht bekommen wir in Arusha Reifen? Es gibt Einiges aufzuarbeiten.

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Das hart erkämpfte sieben tägige TIP müssen wir verlängern. Bank, einkaufen, Ölwechsel, Blog schreiben, Internet, Carnet Antrag stellen, Äthiopien Visum… und noch vieles mehr. Alles ist aufgrund des Reifen Krimis liegen geblieben. Unser Geld werden wir wohl nicht wieder sehen. Da trifft nur der erste Teil des Spruches auf uns zu: The money has gone on safari, but will come back.

Das Äthiopien Visum muss in Deutschland ausgestellt werden (da es in Kenia für niemandem egal welcher Nationalität mehr ausgestellt wird) und dazu wird ein Kopie des Carnets benötigt. Hannes und Svenja, zwei Langzeitreisende, können uns dann alle Papiere mitbringen (vielen Dank an euch). Aber die fliegen schon in gut einer Woche. Jetzt muss alles schnell gehen. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich auch mal öffentlich über diesen Weg bei Frau Zinitch vom ADAC bedanken. Sie arbeitet einfach hervorragend und immer zu 100% zuverlässig. Bodo und Sabine haben wir durch das Eilig machen wahrscheinlich ein bisschen gestresst, obwohl sie das verneinen. Bestimmt, um uns nicht noch mehr negative Gefühle, als wir bereits eh schon wegen der ganzen Geschichten haben, zu vermitteln Winking smile. Ihr seid echt toll. Secret telling smile Auch an euch einen ganz herzlichen Dank für die Mühe, die euch unser Äthiopien Visum bereitet hat. Bei unserem Termin im Iran seid ihr ganz herzlich zu einem leckeren Essen eingeladen (betrinken darf man sich da ja leider nicht Winking smile). Und wir freuen uns schon riesig darauf, euch wieder zu sehen und würden uns gerade jetzt gerne nach Namibia und die wunderschöne Zeit mit euch zurück beamen.

Unsere Reifengröße ist hier leider nicht aufzutreiben. Da müssen wir uns für die Weiterfahrt nach Nairobi (wo wir sie bisher aber auch noch nicht gefunden haben) etwas einfallen lassen. Sam vermittelt uns zu einem Reifenflicker. Eine Vulkanisierungsmaschine wie in Nairobi haben sie hier leider nicht. Mleche hat Erfahrung beim Reifenflicken. Das sieht man sofort. Es wird Gummi abgeschnibbelt, genäht, aufgeraut, Flicken angepasst und dann kommt alles in die “Vulkanisierungsmaschine a la Afrika”. Unter unserem Reifen brennt Feuer!! Mleche checkt ab und zu die Temperatur, indem er zunächst mit der Hand und dann mit dem Draufsprühen von Wasser prüft. Es dampft. Es sieht aus, wie in einer Hexenküche. Nach ca. einer Stunde und nachdem er mal eben zwischendrin schnell zum Beten in die Moschee gegangen ist, scheint er zufrieden zu sein. Wir finden, dass es gut aussieht. Smile  https://youtu.be/qAD-v8jgrxM

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In der Zwischenzeit hatten wir eine Probefahrt mit VAnGO gemacht. Didi-MacGyver hat wieder ganze Arbeit geleistet. Smile Wir können fahren…. bzw. könnten, wenn wir Reifen hätten. Dennoch warten wir auf das Ersatzteil, das wir aus den USA bestellt haben. Man sagt zwar, dass Provisorien ewig halten, aber…

Tag 10 in einer Werkstatt ohne Aufenthaltsraum, Regen, Matsch, ewig vielen Moskitos und dem Gefühl ausgeliefert und abhängig zu sein. Wir können hier selbst wenig bewegen und die Post können wir auch nicht schneller machen. Das frustriert und zermürbt. Geduld ist nicht unsere Stärke, genauso wenig wie passiv sein zu müssen. Inklusive der Reifengeschichte, wo wir ja auch schon gewartet haben, sind wir seit gut 3 Wochen zum Nichtstun verdammt. Man glaubt es nicht, aber das ist ganz schön anstrengend, weil es eben an die Nerven geht.

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Didi verzweifelt mit der Email und whatsapp Kommunikation mit den diversen Reifenhändlern im ganzen Land und auch in Kenia. Er fragt an, ob die Reifengröße 37×12.5-17 egal welcher Marke erhältlich ist und bekommt z.B. als Rückfrage für welches Fahrzeug sie gedacht sind. Daraufhin werden uns dann die unmöglichsten Reifengrößen u.a. auch mit völliger falscher Felgengröße vorgeschlagen. Nach ewig langen Chats stellt sich heraus, dass diese Reifengröße nirgends erhältlich ist. Für eine Nummer kleiner besteht Hoffnung. In Nairobi konnte jemand drei Maxxis Reifen auftreiben. Ein vierter ist nicht zu finden. Das nützt leider auch nichts. Am Tag 10 chattet Didi mit einem Reifenhändler, der 285/70-17 auf Lager hat. Didi fragt an, ob er die für uns reservieren könnte, da wir in Tansania fest hängen. Nach ewig langem hin und her wegen Ort, Anzahl, wie lange sie reserviert werden können und all den unwichtigen Fragen nach Automarke etc. ist man sich einig. Die Bestätigung erfolgt für Reifengröße 315×70-15. Also völlig falsch und nicht auf den Felgendurchmesser montierbar. Und so geht das schon die ganze Zeit. Die Arbeitsweise hier ist extrem frustrierend für uns. Außerdem steigt der Preis, weil mittlerweile jeder weiß, dass wir dringend Reifen benötigen.

Tag 11: Das Ersatzteil hätte eigentlich vor drei Tagen geliefert werden sollen.

Tag 12: Sam hat uns die letzten Tage ganz schön hängen lassen. Angeblich hat er in den letzten 4 Tagen täglich bei der Post nachgefragt, ob unser Paket angekommen ist. Wie wir jetzt wissen hat er das nicht getan. Morgens gibt er uns Bescheid, dass das Paket bereits am Montag da war. Er übergibt es uns erst Freitag Abend! Und er verlangt noch Geld für seine “Dienste”. Nun denn.

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Wir bauen noch abends das Teil ein, verbringen unsere letzte Nacht in The Garage Moshi und können es kaum erwarten am nächsten Tag hier weg zu kommen.

An dieser Stelle möchte ich Abe von Exuberant Safaris sehr lobend erwähnen. Wir haben ihn leider nie kennen gelernt. Er wurde uns von Mitreisenden empfohlen, die mit ihm den Kilimanjaro bestiegen haben und in den höchsten Tönen von ihm sprachen. Er hat, obwohl er gar nicht im Reifengeschäft tätig ist, wirklich alles versucht, uns zu helfen. Er beantwortet whatsapp immer zuverlässig und umgehend und scheint ein ehrlicher Mensch zu sein.

Später werden wir noch einmal Probleme mit unseren Reifen haben und auch hier hätte er unentgeltlich geholfen. Erfrischend auf solche Menschen zu treffen. Falls jemand den Kili besteigen möchte: www.exuberantkilimanjarosafaris.com whatsapp Abe in Moshi +255 622 589 650. Er hilft auch bei Unterkunft suchen oder was immer man möchte.

Bremsversagen….

20.10.2019

Wir haben das mega Loch mit in Stücken geschnittenem altem Schlauch geflickt. Immer auf hab acht Stellung, dass dieser Pfropfen nicht plötzlich während des Fahrens heraus fliegt. So schaffen wir es bis zum 250 km Campingplatz (halber Weg nach Arusha, wo wir ihn vielleicht flicken lassen könnten). Doch bald verliert er so viel Luft, dass Didi versucht das Loch erneut mit vielen neuen Stopfen zu flicken. Der erste fliegt uns gleich wieder um die Ohren. Mit lautem Zischen schießt er aus dem Reifen heraus. Der zweite bleibt über Nacht drin.

Am Morgen fahren wir angespannt los und kommen genau 15 km weit. Plötzlich entweicht bei 80km/h die Luft aus dem linken hinteren Reifen. VAnGO bleibt stabil und wir fahren an den Fahrbahnrand.

Nächster Versuch: Wir kommen 20 km weit. Das Loch ist einfach zu groß und wird bei jedem erneuten Versuch es abzudichten größer.

Wir verwenden unseren Ersatzreifen, der aber zwei ähnlich große Löcher hat. Aus beiden tritt Luft aus. Doch sie tragen uns bis kurz vor Moshi.

Nach einem der tausenden Speedbumps hören wir ein leise schepperndes Geräusch aus dem Motorraum. Irgendetwas stimmt nicht. Doch was? Als wir zur T-Kreuzung kurz vor Moshi kommen, merkt Didi sofort was defekt ist. Die Bremse! Zum Glück fahren wir nicht schnell und es ist wenig Verkehr. Die Bremsunterstützung ist weg, und ohne diese ist ein 5t Fahrzeug zu stoppen nahezu unmöglich. Der V8 hat mit der Automatik im ersten Gang soviel Kraft das selbst im Standgas kaum das Fahrzeug auf der Stelle zu halten ist! Ein Blick unter die Motorhaube bringt keine neue Erkenntnisse……alles noch da sagt Didi. Rolling on the floor laughing 

Wir fahren seeeeehr langsam, vorausschauend und vorsichtig weiter. Auf Afrikas Straßen muss man immer damit rechnen von einem der Taxis überholt zu werden, das direkt vor einem einschert und abbremst, da ein Fahrgast genau hier raus will!

In der iOverlander-App entdecke ich “The Garage Moshi”, wo es gleichzeitig einen Campingplatz geben soll. Wir schaffen es bis dorthin, dürfen rein. Doch einen Campingplatz gibt es hier nicht. Wir dürfen jedoch gegen Bezahlung (Dusche und WC wird geboten und dafür ein viel zu hoher Preis verlangt) zwischen den ganzen Autos parken. Dusche und Toilette befinden sich im Bürohaus. Dimitri ist sehr nett und sagt, dass sein älterer Bruder Sam uns sicherlich mit unserem Auto weiter helfen kann. Morgen (am Montag) sei er wieder hier.

Didi macht sich sofort an die Fehlersuche. Seine Vermutung ist, dass ein Defekt an der Vakuumpumpe ist. Diese ist relativ schnell ausgebaut. Didi zerlegt sie und findet bald den Fehler. Das Regenschirm Ventil (mushroom oder umbrella valve) ist abgerissen. Das hört sich jetzt nach einer Kleinigkeit an, doch haben wir wenig Hoffnung dieses kleine Silikonteil hier zu finden. Als einzelnes Ersatzteil natürlich nicht erhältlich und auch nicht wirklich ein Universalteil, das man im Baumarkt findet.

Ohne Bremskraftverstärkung können wir unmöglich bis Nairobi fahren.

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Grenze Kenia-Tansania bei Lunga Lunga und eine erneute Reifenpanne

18.10.2019

Eigentlich sollte es schnell gehen.

Doch an unserer letzten Station, dem tansanischen Zoll, bleiben wir über vier Stunden hängen.

Wir können, da es regnet nicht die Usumbara Berge bereisen. Aus diesem Grund möchten wir lediglich ein kostenloses 7-tägiges TIP ausgestellt bekommen. Nun fängt die Diskussion wieder an. Deutsche brauchen ein Carnet. Alle Deutschen hätten ein Carnet. Unseres ist aber abgelaufen und das neue aus Gründen des zeitlichen Reiseplans noch nicht beantragt.

Nach langem hin- und her ist er damit einverstanden, uns ein TIP auszustellen, verlangt jedoch die Gebühren für einen Monat. Wir sind nun schon mehrmals für lediglich 7 Tage eingereist und wissen, dass wir ein Anrecht auf das kostenlose Papier haben. Der Chef wird gerufen. Wir gehen mit ihm in sein Büro. Er möchte die Sache mit dem Headquarters klären oder einen offiziellen Gesetzestext im Internet finden. Er “sucht” völlig wahllos mit Google. Die meiste Zeit darf er die aufgerufenen Seiten nicht öffnen. Sein Telefonanruf beim Chef des Chefs mit der Bitte um Rückruf bleibt unbeantwortet.

Didi hat in der Zwischenzeit mindestens fünf Seiten im Internet gefunden, die bestätigen, dass Fahrzeuge (egal welches Landeskennzeichen) bis zu max. 9 Sitzen für 7 Tage kostenlos einreisen dürfen. Der Chef ist mit der Qualität der Seiten nicht zufrieden (obwohl offizielle Seiten dabei sind!).

Erst als ich wütend werde und sage, dass er wohl auf der Suche nach etwas ist, das gegen uns spricht, “findet” er plötzlich den Gesetzestext. Der ist von 2006 und sagt genau das aus, was wir wollen. Das genügt ihm jetzt wohl.

Wir dürfen wie gewünscht einreisen.

Erst spät am Nachmittag treffen wir auf dem Campingplatz ein. Leider liegt eine 16 mm Schraube unter dem Sand verborgen und bohrt sich in die Seitenwand unseres besten Reifens.

Die Pechsträhne reißt nicht ab. Sad smile

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Das Loch ist so groß, dass es leider nur bis zum nächsten Campingplatz hält. Didi versucht zu flicken, doch der Stopfen fliegt mit einem lautem Zischen gleich wieder heraus. Der zweite Versuch hält zumindest über Nacht. Am nächsten Tag fahren wir mit ungutem Gefühl los. Zurecht. Nach 15 km hören wir das typische Zischen, wenn ein Reifen zu viel Luft auf einmal verliert. Wir versuchen noch einmal zu reparieren. Diesmal klebt Didi Panzerband über den Stopfen. Ein eher verzweifelter Versuch. Viel weiter als beim ersten Mal kommen wir nicht. Also muss unser Ersatzrad erst einmal geflickt werden und wir hoffen, dass dieses nun hält. Tut es dann bis Moshi (also ca. 150 km) auch.

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Mombasa und der Reifen-Krimi (eine typisch afrikanische Geschichte)

10.10.2019

Didi ist mit Charlie (den er über einen südafrikanischen Outdoor- und Reifenhändler empfohlen bekam) seit Februar wegen unserer Reifen in Kontakt. Heute soll es soweit sein, dass wir ihn persönlich kennen lernen und die bestellten Reifen abholen. Doch die Geschichte wird leider einen menschlich sehr enttäuschenden Ausgang mit einem enormen finanziellen Verlust für uns haben.

Donnerstag:

Charlie sagt, die Reifen seien in Mombasa. Heute Abend oder morgen könnten wir uns treffen. Schon am Mittag erhalten wir per whatsapp die Nachricht, dass er mit dem Boot auf dem Weg nach Sansibar sei?!?? Morgen im Laufe des Tages sei er wieder zurück.

Freitag:

Er meldet sich erst spät, sagt er sei auf dem Rückweg von Sansibar nach Mombasa. Spät am Abend heißt es, er sei immer noch auf dem Boot. Es wird uns nun doch ziemlich mulmig. Wir vereinbaren für Samstag morgens um 10 Uhr einen Termin in seinem Hotel.

Samstag:

Er taucht nicht auf. Im Hotel kennt ihn niemand. Er hat dort nicht eingecheckt und ist auch nicht als Tagesgast gelistet. Charlies Handy ist ausgeschaltet. Wir senden ihm eine Nachricht nach der anderen. Nichts.

Am Sonntag:

Nichts. Sein Handy zeigt zwei graue Haken.

Montag:

Jetzt gibt auch noch unsere Batterie den Geist auf. Wir beschließen am Montag nach Mombasa zu fahren, um eine Batterie zu kaufen. Die Warterei zermürbt, verletzt innerlich und bringt sowieso nichts. Außerdem wollen wir den Fall der Polizei melden. Didi musste in Vorleistung treten, da unsere Reifengröße in Kenia nicht gängig ist und falls wir nicht erscheinen der Händler auf den Reifen sitzen bleiben würde. Charlie fragte vor ca. einem Monat, ob wir das Geld an ihn oder den Reifenhändler, bei dem er bestellt hat, überweisen wollen. Wir hatten an Charlie überwiesen, da er uns bekannter ist als irgend ein Händler.

Der Batteriekauf nimmt einen ganzen Tag in Anspruch und wir verschieben den Gang zur Polizei auf Dienstag.

Dienstag:

Norbert, ein Deutscher, der hier lebt, geht mit uns zur Polizei und dient als Mittelsmann, wenn wir das Land verlassen müssen. Das ist unendlich nett von ihm und für uns sehr hilfreich. Ohne ihn hätten wir wohl keine Chance das Geld wieder zu bekommen, denn man benötigt ein kenianisches Konto, das wir nicht haben.

Zunächst führt unser Weg zur Touristen Polizei. Chief Herbert ist hilfsbereit. Doch die Touristenpolizei ist für eine solche Straftat nicht zuständig, da Charlies Handy getrackt werden muss. Das macht die Kripo. Also fahren wir zur Kripo, wo Abdul und Patrick für uns zuständig sein werden. Im Gegensatz zur Touristenpolizei gibt es hier keine Computer. Unser Fall wird zunächst in Stichpunkten in ein großes Poesiealbum eingetragen bevor der Bericht handschriftlich von Patrick festgehalten wird. Während dieser Zeit wird Charlie schon getrackt. Er befindet sich in Nakuru, das hunderte von Kilometern entfernt auf dem Weg zwischen Nairobi und Uganda befindet.

Nun ist es eindeutig, dass wir betrogen wurden. Didi versteht die Welt nicht mehr, da Charlie ihm per whatsapp persönliche Fotos von Kind und Familie sowie seinem Hobby, Offroad Fahrzeuge und alte Autos, geschickt hat. Er hat sich mit ihm “angefreundet”. Auch nach der Geldüberweisung ist der Kontakt nicht abgebrochen. Seit Samstag früh herrscht jedoch Funkstille. Die beiden Haken bei whatsapp sind immer noch grau (empfangen, aber nicht gelesen). Merkwürdig ist, dass Charlie nachdem! er das Geld auf seinem Konto hatte, Didi auf facebook eine Freundschaftsanfrage geschickt hat. Weshalb hält er den Kontakt aufrecht? Aber so hat Didi Zugriff auf alle Bilder von Charlie. Das hat man normalerweise nicht. Die Fotos und seine fb Freunde könnten noch hilfreich sein.

Für die Polizei ist das ein “normaler” Fall. In Kenia übergibt niemand Geld, wenn er nicht zeitgleich oder sogar vorher die Ware erhält. Internetbetrügerei floriert hier dennoch. Auch solche, die von langer Hand mit glaubhaften Geschichten geplant sind. Wir hören, dass SIM Karten geklont werden, um die eigene Identität zu vertuschen. Da wir Charlies Kontoverbindung und Adresse haben, sind die beiden Polizisten zuversichtlich ihn zu schnappen, bräuchten aber eventuell “Reisekosten” von uns vorab erstattet.

Am gleichen Tag abends erhält Didi eine whatsapp von Charlies Schwester. Er hätte einen Unfall gehabt und ein Motorrad mit zwei Personen überfahren. Nun sitzt er im Gefängnis (das ist tatsächlich normal hier, bis geklärt ist wie der Schuldige für die Kosten aufkommt). Wir mögen ihr bitte sagen, wo wir morgen sind, damit sie uns die Reifen bringen kann.

Mittwoch:

Hoffnung taucht wieder auf. Aber auch wieder warten. Drei Stunden später und nichts ist passiert. Ihr Handy ist allerdings wieder ausgeschaltet. Auch ans Telefon geht sie nicht. Eigentlich hatten wir die Hoffnung ja schon aufgegeben. Dann die “Schwester”. Jetzt wieder Enttäuschung.

Heute dürfen wir bei Reto, einem Schweizer, auf dem Gelände seiner GoKart Bahn schlafen. Er erzählt Geschichten, die ihm passiert sind (nur dass er vorher nicht bezahlt hat), die unserer sehr ähnlich sind. Von langer Hand geplant. Vertrauen aufgebaut. Geld verlangt… Das gehöre hier in Afrika zum normalen Tagesgeschäft. Einer haut den anderen über s Ohr. Sie seien im Laufe der Jahre halt sehr erfinderisch und gewitzt geworden, sagt Reto. Emotionen darf man da nicht dran hängen. Er sagt, dass die Reifen nie bestellt wurden und Charlie (wenn vielleicht auch nicht von Anfang an) das Geld nun für irgendetwas benötigte. Die afrikanische Mentalität ist dann so, dass man es einfach nimmt und verwendet, ohne darüber nachzudenken, wie man es wieder beschaffen kann, um es dem anderen zurück zu zahlen. Eventuell liegt auch ein Verwandter im Krankenhaus, der Geld braucht oder es lacht einen ein Auto an, eine Nacht im teuren Hotel, Alkohol … was auch immer. Unser Geld ist futsch. Die Polizei wird es nicht auftreiben. Da ist sich Reto sicher. Unser Fall müsste vor Gericht und das kann Jahre dauern. Da wir außer Landes sind… hm.

Geknickt und bei strömenden Regen gehen wir in unser Bett.

Donnerstag:

Wir schauen nochmal bei der Polizei vorbei. Die “Schwester” wurde getrackt. Sie befindet sich ebenfalls in Nakuru. Beide Handys werden immer zeitgleich ein- und ausgeschaltet. Entweder hat Charlie zwei Handys oder er trifft sich immer mit dem Strohmann “Schwester”. Wir sollen uns nicht verwirren lassen. Die Reifen gibt und gab es nie, sagt Abdul. Der Kontakt durch das Zweithandy wurde nur aufgenommen um herauszufinden, wo wir uns befinden. Ob wir noch im Land sind oder ob sich Charlie schon in “Sicherheit” wiegen kann. Oder um auf der Mitleidschiene noch mehr Geld aus uns heraus zu holen. Zum Schluss fragen die Polizisten noch, ob der Südafrikaner, der den Kontakt zu Charlie vermittelt hat ein schwarzer oder ein weißer ist. Interessant! Der Südafrikaner ist weiß (man sagt hier, dass manche Weiße “schlimmer” sind). Charlie ist schwarz. Die Polizisten sind schwarz. Wir sind weiß. Schaun wir mal.

Diese Sache verletzt zutiefst und zerstört den Glauben an gute Afrikaner. Sie sind freundlich, nett, warmherzig, kennen deine Bedürfnisse/Schwächen, füllen sie aus und wollen dann doch nur auf das eine hinaus… dein Geld. Das nehmen sie dann kaltblutig. “Die Kuh wird gemolken, bis sie keine Milch mehr gibt und sich dann selbst überlassen.” (Zitat einer schwarzen Afrikanerin aus Ghana)

Freitag:

Unser Temporary Import Paper für das Auto läuft ab. Wir müssen das Land verlassen.

Samstag:

Reto hat über SMS bei Charlie Druck gemacht. Charlie meldet sich tatsächlich bei uns und stellt in Aussicht, das Geld zurück zu überweisen. Da eine Transaktion von Kenia nach Deutschland Wochen dauern kann, möchten wir, dass Charlie sofort eine “Anzahlung” auf Retos Handy tätigt (man kann hier mit Mpesa Geld von einem Telefon zum nächsten transferieren). Charlie behauptet er nutze Mpesa nicht. Auch wieder nur eine Ausrede. JEDER braucht hier Mpesa (Bankkonto benötigt man hingegen hier nicht). Er hat unsere Bankverbindung. Kann also überweisen, wenn er denn nur möchte.

Er beschimpft uns sogar noch, wie wir es wagen könnten, ihn in Verdacht zu haben uns über s Ohr gehauen zu haben. Und ob wir denken, er wüsste nicht wie man seine Identität verbirgt… Aha, da hatte Reto wohl eine schwache Stelle bei Charlie gefunden, dass Charlie sich zu solch einer Aussage hinreißen lässt.

Sonntag:

Funkstille.

Montag:

Die Polizei wollte uns Bescheid geben, was bei ihren heutigen Recherchen bei der Bank heraus gekommen ist. Ob das Konto tatsächlich Charlies Konto ist. Das hätten sie eigentlich auch schon letzte Woche in Angriff nehmen können… Von Abdul, dem Polizisten, hören wir an diesem und in den nächsten Tagen auch nichts mehr. Es könnte gut möglich sein, dass Charlie der Polizei Geld angeboten hat, wird uns von Einheimischen erzählt.

Mombasa

8.10.2019

Die Strecke Nairobi – Mombasa wird auch die Todesstrecke genannt. Es reiht sich Lkw an Lkw und die Überholmanöver auf kurviger, gebirgiger Straße sind mehr als gewagt. Wir sehen einen heftigen Unfall. Offensichtlich sind mindestens zwei Lkw frontal zusammen gestoßen. Ob es Überlebende gab, wissen wir nicht.

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Mombasa ist ein Moloch. Das hätten wir uns anders vorgestellt. Die Hauptstraße zur Fähre (wir hätten eine Brücke erwartet) besteht aus Schlaglöchern und Staub. Auch hier wird gnadenlos überholt. Chaos im Kreisverkehr. Einfach rein rollen lassen und irgendwie geht s. An der Fähre ist die Hölle los. Es gibt zum Glück mehrere und so müssen wir lediglich eine halbe Stunde warten. Wir sind schon froh, als wir endlich bei der Twiga Lodge ankommen. Es war ein langer Fahrtag.

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Am nächsten Tag treffen wir Elena und Thomas. Zwei Franken, die am Diani Beach Urlaub machen und uns netter Weise neue Reifendrucksensoren mitgebracht haben. Wir verbringen einen sehr kurzweiligen Tag, mit sehr netten Gesprächen miteinander und werden abends sogar noch zum Essen eingeladen. Vielen Dank für den schönen Tag. In Deutschland sehen wir uns auf jeden Fall wieder, mit Gegeneinladung. Winking smile

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Zurück auf unserem Campingplatz am traumhaften Strand warten wir –na auf was wohl- ja Thema Nummer eins… unsere Reifen.

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Es regnet nun immer länger und auch recht heftig. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und wir werden froh sein, wenn es endlich Freitag ist, wir unsere Reifen montieren und weiter ziehen können. Denken wir!

Grenze Tansania–Kenia Loitoktok

7.10.2019

Tansania Seite dauert keine 5 min.

Das Einstempeln nach Kenia geht auch ruck zuck. Doch der Zollbeamte ist der Meinung, dass alle Deutschen ein Carnet haben müssen. Die Tatsache, dass wir bereits vor zwei Wochen nach Kenia eingereist sind und das problemlos mit einem Temporary Import Paper ging interessiert ihn wenig. Da hätte die andere Grenze sich nicht an das Gesetz gehalten. Mit der Zahlung von 42 US Dollar würde er uns jedoch eines ausstellen. Wir wissen –und haben das ja auch schon praktiziert- dass zwei Wochen Aufenthalt im Land kostenlos sind. Erst ab dem 15. Tag wird die Road Tax fällig. Er legt uns einen Zettel vor, der besagen soll, dass wir ohne Carnet nicht einreisen können. Als wir ihn darauf hinweisen wollen, dass genau auf diesem vereinfachten Gesetzestext Zettel steht, dass bis zu 14 Tage kostenlos ist und dass die Einreise ebenso für Fahrzeuge möglich ist, sobald ein ausländisches Fahrzeugpapier vorgelegt werden kann, hört er schon nicht mehr zu und wir sollen auf seinen Boss warten. Er käme in einer Stunde.

Didi telefoniert mit ihm, doch der Boss schaltet auch auf stur. Das heißt, wir warten. Aus der einen Stunde werden vier. In dieser Zeit können wir “unseren” Zollbeamten beim “Arbeiten” bewundern. Er sitzt vor seinem Bildschirm, der das Eingabefeld für das Passwort zeigt. Die Hand liegt auf der Maus. Er starrt auf den Computer. Und das eine halbe Stunde, ohne dass er etwas eingibt. Dann schiebt er drei Formulare von links nach rechts. Ein bisschen Smalltalk mit Truckfahrern, die einen Stempel auf ihr TIP haben wollen. Stempeln. Smalltalk. Auf den Bildschirm starren, der immer noch auf die Eingabe des Passwortes wartet. Das dauert so zwei bis drei Stunden. Dann scheint er den Computer für etwas zu benötigen, er loggt sich ein.

Als der Boss auftaucht gehen wir in dessen Büro. Er hat ein dickes Gesetzbuch vor sich liegen und wir müssen ihm tatsächlich als nicht Muttersprachler die auf uns zutreffende Paragraphen erklären. Da er und sein Untergebener, der die ganze Zeit stumm dabei sitzt, das Gesicht nicht verlieren können, denken sie sich in Kisuaheli schon schnell ein Dokument aus, das wir unbedingt benötigen. Das kostet zwei Euro. Es handelt sich um einen Computerausdruck mit den Fahrzeugdaten. Nichts anderes als auch auf dem TIP steht, das wir nun ausgestellt bekommen. Party smile

Nach fünf Stunden sind wir “durch”.

Angeblich soll der Transit durch den Tsavo West NP kostenlos sein (wie auch schon in der Masai Mara möglich gewesen wäre). Doch heute ist nicht unbedingt unser Glückstag. Hier geht nix. Für 70 km sollen wir den kompletten Preis bezahlen. Wir haben heute genug von der Abzocke und fahren morgen den langen Weg über die Teerstraße Richtung Mombasa. Da es schon spät ist übernachten wir unweit der Straße mit einem nochmaligen herrlichen Blick auf den Kilimanjaro hinter dem Wart-ein-bisschen-Busch. Die Giraffen haben wir kostenlos außerhalb des Parks gesehen. Winking smile

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Weiter geht es Richtung Mombasa.

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Einmal um den Kilimanjaro herum

3.10.2019

Auf Kenia Seite zeigt sich der Berg noch einmal von seiner besten Seite.

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Kaum in Tansania verschwindet er zunächst hinter den hohen Bäumen und dann hinter den Wolken. Außer um Moshi herum ist die Landschaft dennoch schön. Auf der Simba Farm werden wir warmherzig begrüßt und es gefällt uns trotz Regen so gut, dass wir gleich zwei Nächte bleiben. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf den Mount Meru.

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Auf der Nordseite zeigt sich der Berg dann wieder zumindest zur Hälfte. Winking smile Später dann wieder ganz. Die Kinder haben einen wunderschönen Schulweg.

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Und nach einer Nacht im Fichtenwäldchen ist es im Tal bewölkt und der Berg erhebt sich majestätisch über den Wolken in den stahlblauen Himmel.

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Amboseli NP

1.10.2019

Es gibt Menschen, die fahren schon seit 8 Jahren immer wieder nach Kenia und Tansania und haben den Kilimanjaro noch nie wolkenfrei gesehen… sprich überhaupt gesehen. Gerd behauptet, dass es diesen Berg gar nicht gibt. Sorry Gerd. Wir haben unverschämtes Glück und sind uns dessen bewusst. Die Bilder sprechen für sich:

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Da es schon spät ist übernachten wir außerhalb des Amboseli NP und sehen dieses merkwürdige Tier. Sieht aus wie ein Impala, hat aber einen längeren Hals und kleineren Kopf. Es ist eine Giraffengazelle. Ein Gerenuk.

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Das Wetter ist am nächsten Morgen auf unserer Seite. Im Park wechselt das “Wetter” zwischen wolkig, klar und staubig. Ein kleiner, aber wunderschöner NP.

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Die Jagd bleibt erfolglos. Das Gnu hat Glück.

In einer Lodge gönnen wir uns einen Kaffee. Zunächst müssen wir uns in ein “Poesiealbum”, wie ich es nenne, eintragen. Dann dürfen wir innerhalb des Gates parken. Herrlich dieses Ambiente. Die Masai sind hier zum Affenverjagen angestellt, denn die klauen alles, was essbar ist.

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Außerhalb des Parks schlafen wir wieder “im Busch” mit Blick auf den Kili.