Dem. Rep. Kongo
Von Luozi bis zur Grenzestadt Luvo
18.04.2017
Durch das lange Warten auf die Fähre sind wir ein bisschen spät dran. Wir können nicht mehr allzu weit fahren bevor es dunkel wird. Wir suchen uns wieder einen netten Schlafplatz und fahren am nächsten Morgen weiter.
Es vergeht kein Tag auf dieser Strecke, an dem wir nicht anderen Menschen helfen. Doch dieser überladene Truck ist für unsere Winde viel zu schwer. Außerdem hat er eh einen Motorschaden und kann nicht weiter fahren. Er muss auf anderweitige Hilfe warten.
Kurz vor Luvo sollen wir für eine schlechte Piste road tax bezahlen. 25 US Dollar möchte man hier von uns haben. Der Trick, dass wir keine Congo Dollar haben zieht hier nicht, da gleich neben dem auf Ölfässern ruhenden Schlagbaum ein Container steht, in dem man Geld wechseln kann. Es ist eine offizielle Bank. Alles ist hier bestens organisiert…..
Also müssen wir die Strategie ändern. Wir schauen auf die Preistafel und entdecken, dass Einheimische lediglich 1,50 US Dollar bezahlen müssen. Das geht ja. Der Beamte zieht uns vor die Preisliste für nicht kongolesische Fahrzeuge. Hier deutet er auf den zweit teuersten Preis, eben die 25 Dollar. Das ist uns definitiv zu teuer. Didi fragt, für was die seien. Der Beamte meint, dass das Straßensteuern seien. Didi nimmt den Mann an die Hand und sagt: “Komm mit. Ich zeig dir was.” Perplex und weil er ja an der Hand genommen ist, geht der Mann mit zu VAnGO, wo Didi auf die Plakette der deutschen Zulassungsstelle deutet: “Schau. Ich bezahle bereits in Deutschland Steuern. Somit sind sämtlich Steuern und Straßengebühren in allen übrigen Ländern der Welt abgegolten. Ich werde, sobald ich wieder in Deutschland bin, der deutschen Regierung sämtliche Länder auflisten, durch die ich gefahren bin und diese wird dann eurer Regierung Geld für die Straßenbenutzung überweisen.” Der Mann scheint überzeugt und muss jetzt nur noch seinen Kollegen für Didis Argumente begeistern. Der ist nicht so blauäugig und will lieber den Chef befragen. Francois ist ein netter Chef und dieser lässt uns ohne das wir auch nur einen Cent bezahlen müssen, ziehen.
Nach wenigen Kilometern auf der steuerpflichtigen Piste kommen wir an die Grenze bei Luvo. Der Ort auf kongolesischer Seite wirkt wie im Film Mad Max 3. Es gibt lediglich Wellblechhäuser, die die gleiche Farbe haben wie der Straßengraben und die ganze Umgebung. Alles ist in einem bräunlich-rostigen Ton gehalten. Selbst die Kleidung der Menschen, die Fahrzeuge, die Straßenstände – alles hat die gleiche Farbe. Überall liegt Müll herum. Plastikmüll. Essensabfälle. Schwarze Öllachen und andere ungesund aussehenden Flüssigkeiten säumen den Straßenrand. Hier möchte man weder anhalten, noch aussteigen. Ich verriegele die Türen und kurbele die Fenster etwas hoch.
Wir müssen an etlichen Schlagbäumen anhalten, bevor wir in das eingezäunte Gelände der Immigrationsbehörde einfahren können. Hier geht es etwas gesitteter zu. Die Beamten sind freundlich und es dauert nicht lange, bis wir unseren Ausreisestempel in den Pass gedrückt bekommen. Währenddessen beobachten wir das Treiben innerhalb und außerhalb des Geländes und sehen einen Mann, der einen Gefrier-Kühlkombination der großen Sorte (als ca 1,80m hoch!) auf dem Kopf trägt. Leider gibt es hier kein Foto. Aber drei Augenpaare haben es gesehen und es ist wirklich passiert.
Auffallend viele -wohl vom angolanischen Krieg- Verletzte passieren in Rollstühlen oder auf den Dreirädern die Grenze. Weshalb wir gerade hier so viele sehen, bleibt uns unklar.
Im Niemandsland tauschen wir unsere Dollar in angolanische Kwanza. Der Schwarzmarktkurs ist mehr als doppelt so gut, wie der offizielle Umtauschkurs. Nun sind wir (halb)Millionäre.
Die Prozedur an der Grenze hat einige Stunden in Anspruch genommen. Also übernachten wir an der Grenze, aber auf angolanischer Seite. Hier ist es sauber (es gibt hier offiziell angestellte Straßenkehrer!), korrekt und wir fühlen uns sicher.
Die Beamten hier sind sehr effizient und regeltreu. Zunächst möchte man das Carnet nicht stempeln da Angola nicht aufgelistet ist, aber Didi hat ja die Gabe Menschen von der Richtigkeit seines Standpunktes zu überzeugen und so wird auch hier unser Carnet letztendlich abgestempelt.
Luozi und unsere Überquerung des Kongo Rivers
17.04.2017
Luozi, unsere erste Stadt, der wir in der demokratischen Rep. Kongo einen Besuch abstatten.
Wir fahren sofort zur Zollbehörde, um den Stempel ins Carnet zu bekommen. Der Beamte ist sehr freundlich, bietet uns sofort Stühle an und nach 10 Minuten sind wir wieder draußen.
Nun gehen wir erst einmal auf den Markt. Wir müssen Geld am Schwarzmarkt tauschen, etwas zu Essen kaufen und vielleicht finden wir sogar ein Restaurant? Tagträume
Es wird feste gezockt hier in Luozi. Geld scheint also vorhanden zu sein bei der Bevölkerung, denken wir uns. Natürlich sind dabei auch immer Zigaretten und Bier im Spiel. Das gibt es ja auch nicht umsonst hier.
Alle sind freundlich und grüßen uns herzlich, als wir durch die Straßen schlendern.
Auch finden wir eine Wechselstube. Wir sind nun Millionäre
Man mag es nicht glauben, aber dieser Mann hat tausende von US Dollars in seiner unverschlossenen Schublade liegen. Als wir ihn nach einen Platz fragen, an dem wir etwas essen können lässt er alles einfach liegen und geht mit uns einen Häuserblock weiter. Soviel zum gefährlichen, kriminellen Kongo denken wir uns. Als wir ihn fragen ob er keine Angst hätte, dass etwas gestohlen wird scheint er erst einmal unsere Frage nicht zu verstehen. “Nein nein, das ist kein Problem”, sagt er dann.
Unser Essenswunsch wird also erhört! Wir haben die Auswahl zwischen diesen zwei Restaurants:
Lecker war es!
Neben wenig Gemüse und keinem Obst gibt es einen Schraubengroßhandel hier
und eine Tankstelle.
Was will man also mehr.
Als wir zu unserem Auto zurückkommen, werden wir erwartet. Ein grimmig dreinschauender Polizist erklärt uns, dass wir ihm folgen sollen zur Station.
Ach ja…..warum erkenne ich diese Typen immer sofort. Ist schon klar was er will.
Da sitzen wir also in seiner armseligen Stube. Er uns gegenüber mit seiner prunkvollen goldenen Armbanduhr und er füllt Formulare aus. Dieselben, die wir schon beim Immigrationsbeamten, der wohl nicht schreiben kann, 100 km zuvor ausgefüllt hatten.
Schön, wir haben ja Zeit und es hat auch nur knapp 40 Grad……
Aber mittlerweile sind wir alle so abgebrüht, dass uns selbst das nicht die kleinste Änderung unseres Blutdruckes bewirken kann. Wir sitzen da und unterhalten uns, machen Witze und schmieden Pläne wie wir weiterfahren.
Natürlich erklären wir ihm, dass wir schon längst den Stempel im Pass haben und er sich das Ganze eigentlich sparen könnte, aber er ist natürlich anderer Meinung. Warum er sich die Mühe macht erfahren wir bald.
Als er alles ausgefüllt hat schaut er mich an und sagt:
“10 US Dollar.”
Ich schaue ihn an und kippe den Kopf seitlich:
“Bitte? …..für was?”
“Für den Stempel im Pass.”
Ich lache ihn freundlich an, wie wenn er einen guten Witz gemacht hat und sage:
“Ich will keinen Stempel haben, den willst Du reinmachen in meinen Pass. Deshalb musst Du mir etwas bezahlen!”
Er schaut mich unfreundlich an…..das mag er nun gar nicht hören.
Ok denke ich mir dann halt anders. Ich beuge mich über den Tisch und sage:
“Schau mal, ich zeige dir etwas” und greife mir dabei meinen Pass von seinem Tisch.
Ich zeige ihm den Stempel, der schon im Pass ist und sage:
“Ich habe schon den Stempel und ich zahle NICHTS.”
Als er den Pass wieder haben will behalte ich ihn zunächst. Da er dummerweise aber noch die anderen Pässe hat und ich unnötigen Stress vermeiden will, gebe ich ihm meinen auch wieder.
Nun reden wir zu dritt auf ihn ein und machen ihm klar, dass er mit seinen Forderungen bei uns auf die Falschen getroffen ist. Noch nie haben wir bezahlt und werden das auch keinesfalls tun. Kein Stempel dieser Welt, der in unseren Pass gedrückt wurde, hat oder wird Geld kosten.
Punkt aus fertig…..
Als ich ihm fordernd die Hand ausstrecke, gibt er mir die Pässe zurück. Wir bedanken uns freundlich und lassen einen enttäuschten Beamten zurück, der eben eine Zusatzeinnahme in Höhe eines halben Monatslohnes verloren hat….
Wir fahren raus aus der Stadt, um wenige Meter später an einem Highlight einer Afrikadurchquerung anzukommen.
Der Congo River oder auch Zaire River genannt.
Er ist der tiefste Fluss der Welt mit einer Tiefe von über 220 Metern und der zweitgrößte Fluss der Welt (nach dem Amazonas) Er hat eine Länge von 4700 km, kreuzt den Äquator 2 mal und beansprucht 13% der gesamten afrikanischen Landmasse!
Und da müssen wir jetzt rüber!
Nein nicht so…..
wir nehmen die Fähre.
Fährfahrten in Afrika sind immer wieder ein kleines Abenteuer. Nicht selten gehen sie unter oder treiben mit defektem Motor irgendwohin. Immer gibt es auch harte Verhandlungen (gerade mit Weißen) über den Preis der Überfahrt. Und meist wird ein Preis verlangt, dass man denken mag, man kauft die ganze Fähre mitsamt Besatzung.
Nicht so jedoch hier! Eine große Ausnahme. Der Preis ist fix und er ist fair! Es gibt ein Preisschild.
Wir bezahlen 20 USD.
Das ist die Anfahrt zum Anlegesteg,
wo der hier auch erst einmal hängen bleibt……keine Ahnung wann und wie er jemals den Hang hinaufkommt
Egal, nun sind wir dran.
Die Fähre besteht aus drei kleinen piroggenähnlichen Booten, welche mit den Planken, auf denen wir nun stehen miteinander verbunden sind.
Funktioniert….bisher, wenn nicht – der Fluss ist ja nur 220 Meter tief.
Er hat keine Bedenken.
Er hier vieleicht?
Und sie?
Dani jedenfalls nicht.
Geschafft!
Ob er hier weiß, dass man den Helm anders herum aufsetzt? Ich habe es ihm nicht verraten
Sein Kollege ist smarter, er fährt und steht immer im Schatten.
Die hier scheinen ewig zu laufen, auch wenn er aussieht, als ob er eben erst aus dem Fluss gezogen wurde.
Wir jedenfalls haben nun wieder “festen” Boden unter den Rädern,
und schlagen abermals ein “wild camp” am Straßenrand auf.
Wir genießen die Abendsonne und die extreme Freundlichkeit der Menschen, die am Abend noch hier vorbeilaufen. Kongo DRC ist ein fantastisches Land und wir lieben es….
…und genießen die Wildheit, mit der es im nächsten Land Angola vorbei sein wird, in vollen Zügen.
Wir müssen nach Luozi
16.04.2017
Wir müssen trotzdem nach Luozi und unser Carnet abstempeln lassen. Was soll s, der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Wieder suchen wir uns nicht den bequemsten Weg, sondern eher einen außergewöhnlichen. Nun ja etwas verfahren haben wir uns auch dabei glauben wir.
Zunächst fahren wir auf einem halbwegs erkennbaren Weg, der bald aber so schmal wird, dass wir annehmen, dass er unmöglich noch 100 km so weitergehen kann. Es ist mehr ein Trampelpfad und wird von zweispurigen Fahrzeugen wohl eher selten benutzt.
Nach einigen Kilometern wird er aber wieder breiter, so dass wir Hoffnung schöpfen.
Dan hat an einem starken Ast, der in den Weg geragt hat den Kotflügel seines Jeeps abgerissen. Er ist aber schnell wieder mit Kabelbinder und Tape fixiert. Das sollte die nächsten 50000 km locker halten.
In einem Dorf fragen wir sicherheitshalber noch einmal nach, ob wir hier wirklich richtig sind. Nachdem uns dies von der netten Dame bestätigt wird, kann ja nichts mehr schief gehen.
Schulsystem im Aufbruch:
Auffallend im Kongo ist, dass die Menschen hier unwahrscheinlich freundlich sind. Gerade in diesem Teil, in dem man augenscheinlich keine Touristen gewohnt ist, ist die Herzlichkeit mit der man uns überall empfängt unfassbar.
In Afrika trägt Frau alles auf dem Kopf. So hat man beide Hände frei für wichtigere Dinge. Sehr praktisch eigentlich…..
….und manchmal durchaus schön anzusehen.
Beim Straßenbau darf man im Kongo aber gerne noch etwas sorgfältiger sein, finden wir.
Wir kommen nur langsam voran -heute nur knapp 40km- und so schlagen wir, wie so oft, unser Nachtlager direkt am Straßenrand auf. Außer Fußgängern und vielleicht mal einem Moped kommt hier eh keiner vorbei.
Natürlich sind die Bewohner des nächsten Dorfes sehr interessiert an uns. Solche komischen Typen sieht man hier selten und so bleiben alle bis Sonnenuntergang bei uns stehen und beobachten uns ganz genau.
Und weil das noch gut 2 Stunden dauert nutzt man die Zeit gleich, um die Haare zu machen. Auch gut, denn so haben auch wir etwas zum Bestaunen.
Wie erwartet, die Sonne geht unter und alles geht nach Hause.
Am nächsten Morgen bekommen wir wieder Besuch und hier verschenken wir die ersten Brillen. Die Menschen haben hier keinerlei Zugang zu ärztlicher Versorgung. Wir haben in DRC noch kein einziges Krankenhaus gesehen. Hier, so denken wir, kann Schorsch s Wunsch wahr werden. Schorsch ist der Vater eines sehr guten Freundes von Dani. Es sind seine Brillen, die wir verschenken. Er hat sie gesammelt und immer den Wunsch gehegt, sie eines Tages nach Afrika zu schicken. Die beiden Männer werden die Brillen an die richtigen Menschen weiter geben, da sind wir uns sicher. Im Foto sind sie ein bisschen steif, aber sie haben sich wie die Schneekönige gefreut. Danke Schorsch
Danach machen wir uns gleich auf, denn der Weg ist noch lange,
aber die wunderschöne Landschaft entschädigt uns für die Strapazen des langsamen Dahingehoppels.
Anhalter:
Dieses Fahrrad stammt wohl noch aus der Kolonialzeit? Top in Schuss wie der Fahrer auch.
Wir begegnen eher selten anderen Fahrzeugen. Aber wenn dann stecken sie immer fest!
Nachdem wir ja freundliche Menschen sind, helfen wir natürlich gerne und so gut wir können! Einmal davon abgesehen kommen wir ja sonst eh nicht daran vorbei.
Eine langwierige Bergungsaktion folgt hier.
Einzig diesem Beifahrer scheint alles am A…. vorbeizugehen
Glücklich ist der, der nicht mittendurch muss.
Es fängt das Regnen an,
womit sich schnell die Straßenverhältnisse wieder minimal verschlechtern,
und wir deshalb kurzentschlossen hinter einem Schulgebäude unseren Campground eröffnen.
Das hat den riesen Vorteil, dass man am nächsten Morgen keinen Wecker benötigt und mit interessanten Dingen bespaßt wird.
Nein diese Kinder waren wirklich total lieb und zurückhaltend. Wir haben es sehr genossen, hier Gast sein zu dürfen.
Weiter gehts, immer noch Richtung Luozi.
Grenzübergang nach Dem. Rep. Kongo
15.04.2017
Nachdem Dan im Niemandsland zuerst dem Toyota und dann uns aus der Patsche geholfen hat, kommen wir am Grenzschlagbaum zur Demokratischen Republik Kongo an. Wir befinden uns weit abseits einer größeren Straße, mitten in der hügeligen Buschlandschaft, in der es lediglich vereinzelt kleinere Dörfer gibt.
Hier sitzt tatsächlich einsam und alleine ein Mann an einem kleinen Tisch, auf dem sich ein Heft mit nettem Cover, ein Stift und ein Stempel befinden.
Kurz nach unserer Ankunft ist er (und auch wir) nicht mehr alleine.
Es scheint als sei das ganze Dorf versammelt, um zu schauen, was jetzt passiert. Allzu oft kommen hier keine Touristen vorbei.
Auch hier gibt es –wie auf Rep.Kongo Seite- ein Formular. Der Beamte merkt schnell, dass Didi und ich kein Französisch sprechen und vermutet dadurch, dass wir auch sonst nicht sehr intelligent sind. Er wendet sich nämlich ausschließlich an Dan und erklärt ihm, wie das Formular auszufüllen ist. Hier müssen wir selbst schreiben. Nun sind es wir, die vermuten, dass der Beamte nicht schreiben kann. Er erklärt Dan sehr sehr langsam und unsicher, wo welche Daten eingetragen werden müssen. Dan ist geduldig, obwohl er auch ohne Erklärungshilfe das in französischer Sprache gehaltene Formular hätte ausfüllen können (wir übrigens auch ).
Dann ist Didi an der Reihe. Doch der Beamte erinnert sich, dass Didi kein Französisch kann und auch sonst wohl begriffsstutzig ist. Immer wieder will er Didi davon abhalten, das Formular auszufüllen. Er soll auf die Erklärung von Dan warten. Das läuft so: Der Beamte erklärt Dan erneut die erste Zeile. Dan soll übersetzen. Dann darf Didi schreiben. Dann kommt die nächste Zeile und so weiter.
Ich lasse das nicht mit mir machen. Ich fülle das Formular einfach so schnell aus, dass der Beamte mit seinen Augen kaum hinter her kommt. Er wird ganz unruhig, weiß aber nicht, wie er reagieren soll. Und schon bin ich fertig.
Er klappt unsere Pässe zu und gibt sie uns zurück. Doch etwas Wichtiges fehlt: Der Einreisestempel.
Nein, den will er uns nicht geben. Den gibt es in Luozi.
Wir haben jedoch von dem Immigrationsbeamten in Luozi gehört. Er ist korrupt und möchte aus jedem Touristen 10 Euro für den Stempel heraus pressen. Wir sind also scharf darauf, bereits hier eingestempelt zu werden.
Der in Alufolie verpackte Stempel liegt zum Greifen nahe auf seinem Tisch. Wir deuten darauf und sagen, dass wir den brauchen, da wir uns ansonsten illegal im Land aufhalten. Nach Luozi kommen wir erst am nächsten Tag. Das löst eine Diskussion bei den Dorfbewohnern aus. Einer ist von unserer Argumentationskette so überzeugt, dass er den Beamten schlussendlich so weit hat, dass dieser gewillt ist, uns den Stempel zu geben. Er packt den Stempel aus und dann das Stempelkissen. Er drückt den Stempel in das Kissen und versucht einen Probedruck… das Stempelkissen ist trocken!
Doch als ordentlicher Deutscher hat man ja alles dabei. Ich hole schnell unser Stempelkissen aus dem Auto und mit viel frischer grüner Farbe wird der heiß ersehnte Stempel in unsere Pässe gedruckt. Als Geschenk hätte der Immigrationsbeamte nun gerne mein Stempelkissen. Ahm, nein.
Der Grenzbeamte, der wirklich mit Sicherheit nicht schreiben kann verzichtet darauf, ein Datum einzutragen. Nun ja, wir haben schon mit dem Stempelkissen geholfen. Da können wir auch gerne mit dem Datum behilflich sein. Nachdem wir ein paar Meter aus dem Dorf herausgefahren sind schreiben wir selbst das Datum und eine fingierte Unterschrift. This is Africa.
Froh über unseren Erfolg, machen wir uns auf den Weg. Der Grenzbeamte in Luozi hat übrigens später dann in die Wäsche geschaut.
Endet hier unsere Reise abrupt……im Niemandsland noch nicht ganz in DRC (ehem. Zaire) angekommen?
15.04.2017
Im nächsten Dorf sehen wir sie wieder. Hier wird das Schmuggelgut aus Kongo abgeladen.
Kurz nach dem Dorf wird es eng. Eine Piste ist nicht mehr zu erkennen und wir fahren kilometerweit einen Trampelpfad entlang. Ob wir noch richtig sind? Keine Ahnung……zumindest die Richtung stimmt noch.
Der letzte Regen hat in diesen Hang einen tiefen Graben gespült. Dieser ist sehr breit und kaum zu umfahren. Eine breite Spur bei einem Offroad Fahrzeug ist oft gut und hilft bei Schrägfahrten vor dem Umkippen. Doch alles Gute hat auch seine Schattenseite und hier wird uns die breite Spurweite von VAnGo zum Verhängnis.
Der Boden ist schmierig und rechts ist ein Wall. Wäre ich bedachter unterwegs gewesen, hätte ich schon vorher an dieser Engstelle Sandbleche hingelegt. Aber man ist ja faul und versucht es erst mal so….
Auf den Bildern sieht der Hang gar nicht steil aus, aber in Wirklichkeit ist die Steigung schon sehr steil!
Ich merke, wie die Vorderachse nach links rutscht und gebe Gaaaaas.
Mit der Vorderachse komme ich so noch vorbei aber hinten schmiert VAnGO in den Graben.
Noch ein kurzer Gasstoß und nun ist auch das linke Vorderrad in dem tiefen Loch.
MIST!
Erst einmal denke ich: “Ist ja nicht so schlimm. Ich fahre halt nach unten wieder raus.”
Doch leider ist es viel schlimmer. Nach unten geht es noch tiefer in den Graben und herausfahren ist unmöglich. Weiter zurück und VAnGO kippt um. Nach vorne sieht es nicht viel besser aus.
Aus und Einsteigen fällt mir heute besonders schwer….an meinem Alter liegt es diesmal nicht
Es gibt nur einen Weg….und der ist nach vorne. Bisher war ich immer der Meinung, dass eine Seilwinde unnützes Gewicht ist, das wir mitschleppen. Eine typische Fehlinvestition. Noch nie hatte ich sie gebraucht! Heute bin ich extrem froh darüber, dass diese verbaut ist. Nur mit der Winde ist es möglich, das Auto wieder aus dem Graben zu bekommen und vor demUumkippen zu sichern.
Trotzdem müssen wir auch Sandbleche unterlegen, um ein Absacken oder plötzliches seitliches Wegrutschen zu verhindern. Alles ist eine extrem wage “Konstruktion”.
Es ist eine wirklich schweißtreibende Arbeit. Das liegt an den über 40 Grad, fehlendem Schatten und nahezu 100% Luftfeuchtigkeit. Aber ebenso ist es viel Angstschweiß, der mir heute wie ein Bächlein die Nase herunterläuft,
denn auch die Befestigung des Windenseils ist alles andere als sicher. Hier hängt nun unser Schicksal dran! Dieser Busch entscheidet ob wir unsere Reise fortsetzen können oder sie hier abrupt enden wird.
Oh bitte lieber Gott lass das halten
Geschafft VAnGO steht wieder halbwegs gerade. Aber nun mittig über dem Graben. Dessen Kante ist ebenso breit wie die Spur und alles andere als stabil. Jederzeit kann VAnGO wieder abrutschen!
Nichtzahlende Zuschauer hat es inzwischen auch genug……
Wieder müssen die Sandbleche herhalten, somit wird die Last besser verteilt und ich kann halbwegs verhindern, dass die Erdkanten wegbrechen.
Immer wieder muss ich nach wenigen Zentimetern die abenteuerliche Absicherung verschieben und anpassen.
Zum Schluss wird es noch mal eng.
Überglücklich und nach über 3,5 Stunden für 15 Meter Weg setzen wir nun gaaanz vorsichtig unsere Fahrt fort
Vielleicht sollte ich besser über einen Fahrzeugwechsel nachdenken? Der junge Mann hier hat die Probleme nicht….
Wie hätte ich die Situation verhindern können?
-Aussteigen und mir die Sache genau ansehen
-Dani als Einweiser heranziehen
-Sandbleche auslegen an der Engstelle.
Dies alles hätte verhindern können das das Fahrzeug abschmiert und wir eine Menge Arbeit und Angst hatten.
Ein klarer Fehler meinerseits…….das Nächste mal mache ich es besser hoffe ich