18.04.2017
Durch das lange Warten auf die Fähre sind wir ein bisschen spät dran. Wir können nicht mehr allzu weit fahren bevor es dunkel wird. Wir suchen uns wieder einen netten Schlafplatz und fahren am nächsten Morgen weiter.
Es vergeht kein Tag auf dieser Strecke, an dem wir nicht anderen Menschen helfen. Doch dieser überladene Truck ist für unsere Winde viel zu schwer. Außerdem hat er eh einen Motorschaden und kann nicht weiter fahren. Er muss auf anderweitige Hilfe warten.
Kurz vor Luvo sollen wir für eine schlechte Piste road tax bezahlen. 25 US Dollar möchte man hier von uns haben. Der Trick, dass wir keine Congo Dollar haben zieht hier nicht, da gleich neben dem auf Ölfässern ruhenden Schlagbaum ein Container steht, in dem man Geld wechseln kann. Es ist eine offizielle Bank. Alles ist hier bestens organisiert…..
Also müssen wir die Strategie ändern. Wir schauen auf die Preistafel und entdecken, dass Einheimische lediglich 1,50 US Dollar bezahlen müssen. Das geht ja. Der Beamte zieht uns vor die Preisliste für nicht kongolesische Fahrzeuge. Hier deutet er auf den zweit teuersten Preis, eben die 25 Dollar. Das ist uns definitiv zu teuer. Didi fragt, für was die seien. Der Beamte meint, dass das Straßensteuern seien. Didi nimmt den Mann an die Hand und sagt: “Komm mit. Ich zeig dir was.” Perplex und weil er ja an der Hand genommen ist, geht der Mann mit zu VAnGO, wo Didi auf die Plakette der deutschen Zulassungsstelle deutet: “Schau. Ich bezahle bereits in Deutschland Steuern. Somit sind sämtlich Steuern und Straßengebühren in allen übrigen Ländern der Welt abgegolten. Ich werde, sobald ich wieder in Deutschland bin, der deutschen Regierung sämtliche Länder auflisten, durch die ich gefahren bin und diese wird dann eurer Regierung Geld für die Straßenbenutzung überweisen.” Der Mann scheint überzeugt und muss jetzt nur noch seinen Kollegen für Didis Argumente begeistern. Der ist nicht so blauäugig und will lieber den Chef befragen. Francois ist ein netter Chef und dieser lässt uns ohne das wir auch nur einen Cent bezahlen müssen, ziehen.
Nach wenigen Kilometern auf der steuerpflichtigen Piste kommen wir an die Grenze bei Luvo. Der Ort auf kongolesischer Seite wirkt wie im Film Mad Max 3. Es gibt lediglich Wellblechhäuser, die die gleiche Farbe haben wie der Straßengraben und die ganze Umgebung. Alles ist in einem bräunlich-rostigen Ton gehalten. Selbst die Kleidung der Menschen, die Fahrzeuge, die Straßenstände – alles hat die gleiche Farbe. Überall liegt Müll herum. Plastikmüll. Essensabfälle. Schwarze Öllachen und andere ungesund aussehenden Flüssigkeiten säumen den Straßenrand. Hier möchte man weder anhalten, noch aussteigen. Ich verriegele die Türen und kurbele die Fenster etwas hoch.
Wir müssen an etlichen Schlagbäumen anhalten, bevor wir in das eingezäunte Gelände der Immigrationsbehörde einfahren können. Hier geht es etwas gesitteter zu. Die Beamten sind freundlich und es dauert nicht lange, bis wir unseren Ausreisestempel in den Pass gedrückt bekommen. Währenddessen beobachten wir das Treiben innerhalb und außerhalb des Geländes und sehen einen Mann, der einen Gefrier-Kühlkombination der großen Sorte (als ca 1,80m hoch!) auf dem Kopf trägt. Leider gibt es hier kein Foto. Aber drei Augenpaare haben es gesehen und es ist wirklich passiert.
Auffallend viele -wohl vom angolanischen Krieg- Verletzte passieren in Rollstühlen oder auf den Dreirädern die Grenze. Weshalb wir gerade hier so viele sehen, bleibt uns unklar.
Im Niemandsland tauschen wir unsere Dollar in angolanische Kwanza. Der Schwarzmarktkurs ist mehr als doppelt so gut, wie der offizielle Umtauschkurs. Nun sind wir (halb)Millionäre.
Die Prozedur an der Grenze hat einige Stunden in Anspruch genommen. Also übernachten wir an der Grenze, aber auf angolanischer Seite. Hier ist es sauber (es gibt hier offiziell angestellte Straßenkehrer!), korrekt und wir fühlen uns sicher.
Die Beamten hier sind sehr effizient und regeltreu. Zunächst möchte man das Carnet nicht stempeln da Angola nicht aufgelistet ist, aber Didi hat ja die Gabe Menschen von der Richtigkeit seines Standpunktes zu überzeugen und so wird auch hier unser Carnet letztendlich abgestempelt.