Endlich, Kegel und Tellerrad sind da

27.2.2020

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Gestern hatten wir einen Teilerfolg: Endlich eine halbwegs passende Batterie gekauft, wenn es auch keine Solar Batterie ist, denn die scheint es hier nicht zu geben…hm… Sonnenstunden wären hier im Land ja ausreichend vorhanden für Solaranlagen. Aber Kraftstoff für Generatoren ist hier so billig, dass sich das niemals lohnt. Auch sind Kegel und Tellerrad für das  Differenzial ist angekommen –jiiiiipiiieeeh- und wir dürfen bei MAN selbst reparieren. Juchhu –endlich haben wir einen Platz gefunden. Das hat Tage gedauert: Manche Werkstätten erlauben keine “heavy duty” Arbeiten, sprich nichts, was Ölflecken hinterlässt. Andere würden uns einen Platz “vermieten” für horrendes Geld. Und wieder andere würden uns nicht erlauben, die Arbeit selbst zu machen (haben dann aber erst in sieben Tagen den nächsten Termin frei und würden für die Arbeit 4-5 Tage benötigen. Vom Preis dafür will ich hier gar nicht sprechen, und ob es dann gut/richtig gemacht wird, weiß man auch erst hinterher). Zum Glück ist der MAN Manager Herr Hassan super super nett.

Somit können wir heute, an einem Donnerstag, mit der Reparatur beginnen. Wenn wir nicht an einem Tag fertig werden, sitzen wir untätig am Freitag hier herum. Denn Freitag ist hier Sonntag. Werkstätten und Geschäfte werden nicht geöffnet.

Die Reparatur ist kompliziert, zeitintensiv und benötigt einiges an Spezialwerkzeug wie zB Messuhren. Somit stehen wir mit Beginn der MAN Arbeitszeit parat. Von 7:00 Uhr morgens arbeiten wir bis abends um 18:00 Uhr durchgehend mit nur 20min Pause. Gleich früh morgens werden wir noch einmal angenehm von der Hilfsbereitschaft des Teams überrascht. Der Manager hat dafür gesorgt, dass wir in der Halle, über einer Grube arbeiten dürfen und uns Stephen an die Seite gestellt. Er und Jestine sollen uns den ganzen Tag über helfen. Wow. Andere Mitarbeiter sehen im Vorbeigehen, was wir tun und legen wortlos Plastiktüten für die Schrauben und Papiertücher hin. Als Didi mit dem Saubermachen beschäftigt ist, kommt wieder ein “Engel” mit Bremsenreiniger vorbei. “Take this”, sagt er kurz. Aus aller Herren Länder kommen die Mitarbeiter und wir sind begeistert vom Arbeitsklima. Fleißig und ausgeglichen wird Hand in Hand gearbeitet.

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Zurück zu uns: Jestine und Stephen haben Ahnung von der Materie und auch Ideen, wie man die Dinge angehen kann, wenn es mal nicht wie am Schnürchen voran geht und das nötige Werkzeug fehlt. Doch ein ganz wichtiges Werkzeug fehlt: Der Abzieher, um die Lager schadensfrei vom alten Kegelrad zu bekommen. Dies muss während der Einstellarbeiten mehrmals gemacht werden und ist somit sehr wichtig. Auf meine Idee mit einem Arbeiter loszuziehen, damit Didi in der Zeit, in der ich den Abzieher kaufe weiter arbeiten kann, sehe ich den erschrockenen Blick der männlichen Arbeiter: “This is Saudi.” Ich dürfe mich ausschließlich in Begleitung Didi´s in der Öffentlichkeit bewegen. Ich sage, dass Saudi sich geöffnet hat, woraufhin der Manager befragt wird. Er gibt seine Erlaubnis und gerade als Stephen und ich losfahren wollen, kommt Didi und hält uns davon ab. “Wir haben eine Lösung”, sagt er. Er hat Abfallmaterial gefunden, das man umfunktionieren kann…. nach etwas Bearbeitung.  Jestine hat schnell daraus ein brauchbares Hilfswerkzeug hergestellt. Die beiden Jungs sehen schon genau, was Didi benötigt bevor er danach fragt. Eine unglaubliche Erleichterung der Arbeit.

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Es ist eine kniffelige Arbeit und soll ja auch genau gemacht sein. Wir werden leider nicht fertig, obwohl der zweite Manager uns noch nach Werkstattschluss weiter arbeiten lässt. Er müsse sowieso noch anwesend sein meint er.

Erschöpft von der high speed Arbeit ohne Pause fallen wir ins Bett und können den Ruhetag morgen gut gebrauchen. Mit Muskelkater wachen wir beide auf. Körperliche Arbeit und dann noch für 11 Stunden am Stück sind wir nicht (mehr) gewohnt. Smile with tongue out

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Am Samstag klingelt der Wecker wieder um 5:00 Uhr. Leider sind die meisten Werkzeuge heute weggeschlossen und man kommt nicht ran. So improvisiert Didi wieder und misst das Drehmoment der Lagervorspannung mit Gewichten statt mit dem nötigen Werkzeug.

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Aber heute läuft es. Der Pinion (Kegelrad) sitzt gut und jetzt muss nur noch die Feineinstellung und das Spiel zwischen Kegel und Tellerrad (backlash) erledigt werden. Das könnte locker noch einmal den ganzen Tag dauern, doch wir sind bereits kurz vor der Mittagspause fertig. Jippppiiiieeeeeh!!!

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Wir sind soooo erleichtert.

Am Sonntag fahren wir noch einmal zu MAN, um uns mit Süßkram und einem selbst gebasteltem Plakat (typisch Grundschullehrerin Winking smile) beim jetzt anwesenden kompletten Team plus Führungspersonen zu bedanken. Es ist großartig in einem fremden Land Hilfe zu bekommen, wenn man sie dringend benötigt. Abdullahtif, der an der Rezeption arbeitet (und uns zum Glück nicht gleich abgewimmelt, sondern sich unserer Situation angenommen hat) strahlt als wir rein kommen. “Das wäre nicht nötig gewesen”, meinen alle. Herr Hassan widmet uns erneut seine wertvolle Zeit und sorgt dafür, dass die Schokoriegel ans Team verteilt werden. Das Plakat wird an der Pinwand in der Werkstatt aufgehängt.

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Frohen Mutes fahren wir Richtung Norden. Madain Saleh wartet…

Das alte defekte Kegelrad:

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Doch leider kommt es anders……

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