Dschiddah–Kleidervorschriften und die Entscheidung Privatunterkunft oder Hotel

17.2.2020

Es ist schwül-heiß und wir müssen mal raus aus diesem Klima. Wir finden über Airbnb ein Zimmer in einer Privatunterkunft. Bad, Toilette, Küche werden mit dem Wohnungsbesitzer geteilt. Zuerst bin ich skeptisch, denn ich möchte nicht immer, wenn ich “unser” Zimmer verlasse, den “Dress” anlegen müssen. Doch Naveed aus Pakistan ist da entspannt. Leider steht das Zimmer lediglich für eine Nacht zur Verfügung.

Das mit dem dress-code ist hier so ne Sache. Die Abaya (Abajeh) ist ein traditionelles islamisches Kleidungsstück, dass außerhalb des Hauses über der normalen Kleidung getragen wird. Es ist mir aber schon im T-Shirt zu heiß und die schwarze Farbe der Abaya macht die Sache nicht besser. Ich trage so wenig wie möglich unter diesem langärmligen, unförmigen Kleid und entschließe mich, nach Befragung verschiedener einheimischer Männer verschiedenen Alters, das Kopftuch weg zu lassen und meine Haare in einem Zopf geflochten zu tragen. An der Waterfront haben wir junge Mädchen gesehen, die mit offenen Haaren und vorne offener Abaya am Strand entlang liefen. Die Kleidervorschriften lockern sich, zumindest hier in Dschiddah/Jeddah.

Es mutet für unsere Augen merkwürdig an, Frauen lediglich als etwas “Schwarzes, Undefinierbares” vorbei huschen zu sehen (wenn man überhaupt Frauen auf der Straße sieht). Diese “schwarzen Geister” nimmt man kaum wahr. Zumindest wir verbinden diesen Anblick nicht mit einem menschlichen Wesen/einer Persönlichkeit/etwas “Wertvolles”, das darunter steckt. Man muss den Frauen direkt in die Augen blicken, um einen Eindruck von der Person zu bekommen. Auch mit den Augen können diese Frauen viel ausdrücken und wir möchten die Frauen nicht als “Nichts” wahrnehmen. Merkwürdig, was Kleidung mit dem Betrachter macht und eigentlich wäre ich neugierig zu wissen, was speziell eine Burka (die Vollverschleierung) mit den Frauen macht, die sie tragen. Fühlt man sich wie in einem “geschützten Raum”? Fühlt man sich als Teil des Geschehens oder lediglich als unbeteiligte Betrachterin? Wie sehen die Männer ihre Frauen? Wie nehmen Kinder ihre Mütter außerhalb der Wohnung wahr? Diese Kultur unterscheidet sich sehr von der unsrigen und gibt uns Stoff zum Nachdenken. Gerne würde ich mich Frauen und auch Männern darüber unterhalten. Bislang ergab sich noch nicht die Gelegenheit. Wir bleiben dran. Winking smile

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Könnt ihr mich sehen?:

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Meine bisherigen Erlebnisse als Frau:

Wir bestellen einen Kaffee an einer kleinen Bude. Ich bezahle. Die Bedienung nimmt das Geld auch aus meiner Hand, doch das Wechselgeld bekomme ich nicht. Das wird Didi übergeben.

Mit Handschlag werde ich lediglich von jüngeren Männern begrüßt.

Teilweise werde ich von den Männern im “Dreier-Gespräch” wie Luft behandelt. Mit anderen kann ich mich ganz normal unterhalten. Die einheimischen Frauen treten bei Gesprächen -bislang immer- zurück und halten Abstand.

Beim Albait Chicken Take Away gibt es einen seperaten Eingang für Frauen. Es gibt mittlerweile immer mehr “Family-Restaurants”, in denen Männer und Frauen öffentlich an einem Tisch sitzen können. Wenn Familien gemeinsam zum Essen gehen wollten, mussten sie sich bislang ein Restaurant mit “Räumen”(Separees = abgeteilte, sichtgeschützte Räume) aussuchen.

Wir haben eine Frau gesehen, die Auto gefahren ist. Thumbs up Verschleiert. Winking smile 

In unserer nächsten Unterkunft einem preisgünstigen Hotel (23 Euro pro Nacht) Arqa Almasaken fühle ich mich wohl. Es ist sauber, privat und liegt recht zentral. Von hier aus erkunden wir die Stadt.

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