Wer Schimpansen sehen möchte, muss früh aufstehen. Bereits um 5 Uhr fahren wir mit den Rädern 10 km auf einem Feldweg (ein afrikanischer Feldweg ginge bei uns als Offroad Parcours durch) entlang. Es ist stockdunkel. Zum Glück hat jeder von uns eine Stirnlampe dabei, denn Fahrradbeleuchtung ist hier Fehlanzeige. Bremsen und Gangschaltung funktionieren…wer hätte das erwartet? Schlaglöchern, die viel zu plötzlich im Lichtkegel der Lampen auftauchen ausweichen und nicht zu dicht hinter dem staubproduzierenden Vordermann herfahren….und das alles vor dem eigentlichen Wachwerden…puh. Kurz vor dem Ort, an dem sich die Schimpansen aufhalten sollen müssen wir von den Rädern absteigen, sie schieben und uns ruhig verhalten.
Rechtzeitig zur Dämmerung treffen wir ein. Zunächst sehen wir lediglich am oberen Ende der Krone platt gedrückte Palmen. Doch dann regt sich da etwas. Ein Schimpanse reckt und streckt sich. Zuerst die Arme, dann die Beine. Er legt sich wieder hin. Dreht sich. Dann setzt er sich und gähnt. Legt sich aber nochmal hin. Streckt sich wieder. Setzt sich wieder hin. Schaut sich um. Schaut genauer. Ich glaube, er sieht uns. Wir sind ganz leise und stehen still da.
Heather muss als Stativ herhalten
Das Aufwachen ist so menschlich. Auch die Töne, die sie von sich geben, sind denen mancher Menschen nicht unähnlich…
Jeder Schimpanse hat übrigens sein eigenes Nest –getrennte Schlafzimmer-, das jeden Abend auf einem anderen Baum neu gebaut wird. Wenn s dann genug ist mit dem Strecken und Räkeln, klettert man von seinem Bett runter. Jetzt wissen wir auch, weshalb wir so früh aufstehen mussten. Nach dem Runterklettern verschwinden die Schimpansen im Dschungeldickicht und sind für uns nicht mehr sichtbar.
Das frühe Aufstehen hat sich auch für mich Langschläfer gelohnt. Es ist ein tolles Erlebnis und ich kann die Tour wärmstens weiter empfehlen.
Während wir Reifen flicken (siehe unten), kreuzen die Schimpansen den Weg. Einer schaut nochmal zurück, obwohl er fast schon vorbei ist. “Was sind denn da für merkwürdig “farbige” Wesen zu sehen?”, mag er sich denken. So viele Weiße kommen hier normalerweise nicht vorbei.
Vielen Dank an Anna für diese tollen Fotos:
So langsam wird die Straße ganz schön belebt… Fahrradfahrer, Schulkinder, Frauen, die wieder irgendwelche Dinge auf dem Kopf tragen und schon wieder diese roten Pudelmützen…
Eugene´s Fahrrad hat einen Platten…hm. Doch der Dschungel liefert alles, was man zum Leben braucht – auch Fahrradflickzeug.
Die weiße Flüssigkeit klebt und die Pflanze mit den winzigen Fasern soll auch das kleinste Löchlein noch verstopfen. “Hält ewig”, meint unser afrikanischer Guide. Unserer Erfahrung nach, hält in Afrika nichts ewig. Und so steigt Eugene auf sein Fahrrad und der Reifen verliert nach ein paar Metern schon wieder Luft…
Aber der Ansatz war schon mal nicht schlecht!
Im Dorf angekommen geben wir die Fahrräder bei den Kindern, von denen wir sie wohl ohne unser Wissen gemietet hatten, wieder ab.