Tumani Tenda-black soap und das Geheimnis der Kola-Nuss

Sannas Mutter möchte schwarze Seife selbst herstellen. Dazu baut sie sich mit Hilfe ihrer Enkelkinder zunächst ein Holzgerüst auf. Darüber wird ein feinmaschiger Stoff, ähnlich eines Moskitonetzes gespannt. In dieses Netz gibt sie abgebrannte, verkohlte Sesamstängel und die Erde, auf der der Sesam vorher gewachsen ist.

Über diese Masse schüttet sie nun den lieben langen Tag  Wasser. Immer und immer wieder. Zunächst frisches Wasser und dann das bereits durchgeseihte Wasser aus der Schüssel, die unter dem Stoff steht. Im Bottich unter dem Netz bilden sich langsam Seifenbläschen.

Das Seifenwasser hat schon sehr lecker gerochen. Leider müssen wir am nächsten Tag abreisen, so dass wir das Ende der Produktion nicht gesehen haben. Sannas Mutter ist aber am Ende ihres ersten Seifenproduktionstages so müde, dass sie das Wasser spät abends nicht mehr kochen will. Verständlich.

Gambia II 0089Gambia II 0090Gambia II 0091Gambia II 0092Gambia II 0093

Dies ist sie – die Kolanuss:

Gambia II 0067Gambia II 0068

Früher wurde sie tatsächlich als Bestandteil zur Herstellung von Cola verwendet. Doch Koffein ist billiger. Also nimmt man heutzutage das.

In Afrika hat die Kolanuss einen hohen traditionellen Wert. Als Gastgeschenk ist sie gerne gesehen. Für afrikanische Verhältnisse ist sie in Gambia auch relativ teuer. Zwischen 5 und 7 Dalasi kostet eine Nuss. Ein kleines Brot (so groß wie bei uns 2 Brötchen) kostet 7 Dalasi. Man hat versucht, den Baum in Gambia zu kultivieren, doch irgendwie will er dort keine Früchte tragen. Ich glaube, wir haben auf Rubane solche Nüsse schon einmal gesehen. Sie lagen dort einfach auf dem Boden rum. Hätte ich gewusst, wie wertvoll sie sind, hätte ich welche mitgenommen.

Wir kosten die Nuss bei einem Charity Essen in Tumani Tenda. Sie schmeckt sehr, sehr bitter. Didi isst tapfer auf. Ich lasse meine unauffällig in meiner Tasche verschwinden und schenke sie später Sanna.

 

Ach ja, das Charity Essen: Sannas Mama hat 2 Hühner geschlachtet und die Nachbarn eingeladen. Die Charity war für sie selbst. Sie wollte nur, dass für sie vor und nach dem Essen, bei dem sie nur zugeschaut hat (ist so üblich),  für ihre Gesundheit gebetet wird. Wir haben 33 Personen gezählt!! Am nächsten Abend fand beim Nachbarn ein Charity Essen mit nur einem Huhn und fast genauso vielen Gästen statt. Es gab jede Menge Reis, der alle satt gemacht hat. Unser letztes Hühnchen ist uns jetzt aber doch sehr peinlich (wir schlachteten in Guinea Bissau 3 Hühner für 6 Personen). 

 

Jetzt wieder zur Nuss:

Eine besondere Rolle kommt der Nuss beim Werben um eine Frau zu.

Nie macht übrigens die Frau den ersten Schritt. Es ist zunächst der Mann, der auf die Frau seiner Wahl zugeht. Dann entscheidet der Vater des jungen Mannes, ob er einem Heiratsantrag zustimmt. Die Mutter darf zwar ihre Meinung sagen, hat aber keinerlei Entscheidungsgewalt.

Kommentar Didi: “Wie bei uns nur umgekehrt”Etwa ich?

Kommentar Dani: “Und wer glaubt ihm das jetzt?” Zwinkerndes Smiley

 

Sagt der Vater “Nein” wird sich der Sohn daran halten und die Beziehung beenden, wie bei einem Freund Sannas geschehen, der schon seit 12 Jahren heimlich mit seiner Freundin zusammen war. Wir fragen, weshalb er sich nicht einfach über die Entscheidung seines Vater hinweg gesetzt hat. Er erklärt, dass die Familie in Afrika an erster Stelle kommt. Man hat ihm die Gründe für das Nein erklärt, er hat sie verstanden. Es war und ist immer noch sehr schwer für ihn, aber er akzeptiert die Entscheidung. Grund hier war, dass ein Onkel der Familie Jahre oder gar Jahrzehnte zuvor ebenfalls eine Frau der anderen Familie heiraten wollte. Das Oberhaupt der anderen Familie sagte nein. Man möchte nicht, dass dies ein zweites Mal passiert. Das alles ist sehr schwer nachvollziehbar für uns. Jedes Familienmitglied hat eine Rolle und fügt sich ein.

 

Kommen wir zu dem erfreulicheren Fall, dass der Vater des jungen Mannes “Ja” sagt. Damit ist der deal noch nicht in der Tasche. Er hat aber die Erlaubnis bei der Familie der Angebeteten zu werben. Und jetzt kommen die Kolanüsse wieder ins Spiel. Der junge Mann schickt 25 Kolanüsse an die Familie seiner großen Liebe. Diese beratschlagt und teilt dem Bruder des jungen Mannes bei einem Treffen die Entscheidung mit, ob weiter geworben werden darf. Wenn ja, darf der junge Mann nochmals 50 Kolanüsse schicken. Wieder Beratung, bei der die Kolanüsse verzehrt werden. Nach einer weiteren Sendung von 100 Kolanüssen wird eine Entscheidung getroffen. Bei einem “Ja” darf geheiratet werden. Die ganze Prozedur kann bis zu 3 Monaten dauern.

Bei einem “Nein” war alle Mühe umsonst und 175 Kolanüsse in den Sand gesetzt. Ein Arbeiter verdient ca. 150 Dalasi  (ca. 3,– Euro) am Tag, wenn er die Möglichkeit hat zu arbeiten. 175 Nüsse x 6 Dalasi (ca. 5-7 Dalasi pro Nuss)…. 1050 Dalasi…

….das ist mal ganz schön viel Geld nur für die Werbung. Die Hochzeitsfeier dauert dann üblicherweise 3 Tage und ALLE dürfen kommen. Mit DJ und Afro-pop Musik, neuen Kleidern für die Frauen und allem drum und dran, kann das locker bis zu 4-6 Monatsgehältern kosten.

 

Näheres zum afrikanischen Familienleben gibt es in der Kategorie “Geschichten” zu lesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert