Bijagos Archipel–Die Fährüberfahrt

Mit dieser Fähre fahren wir tatsächlich 6 Stunden bis zur Hauptinsel Bubaque und 10 Tage später auch wieder zurück, ohne dass sie sinkt. Smiley mit herausgestreckter Zunge

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Heather und Eugene sind mit von der Partie. Wir lassen unsere Autos bei einem Deutschen in Bissau stehen und fahren morgens mit dem Taxi zum Hafen. Als wir die Fähre sehen denken wir zuerst: ”Na das ist sie ja wohl nicht, oder?”, und nachdem wir keine andere mehr sehen: “Sie wird nicht ausgerechnet heute und bestimmt auch nicht in 10 Tagen auf der Rückfahrt sinken.” Stoßgebete werden stumm gen Himmel geschickt.

Fasziniert schauen wir dem Treiben beim Beladen der Fähre zu. Hühner, quiekende Schweine, Treibstoff, Baumaterial, Kochgeschirr zum Zubereiten des Fisches, der dann später als Sandwich verkauft wird… alles kommt mit. Und zunächst wird alles auf die eine Seite der Fähre geladen. Hauptsache auf dem kürzesten Weg über die Reling drüber… alles in gewohnt afrikanischer Ordnung. Warum man zum Beladen der Güter nicht die Klappe vorne aufmacht? Das wird ewig das Geheimnis des Kapitäns bleiben.

Ach ja, hatte ich schon erwähnt, dass die Afrikaner sehr gelassen sind, wenn es um die Erledigung von Dingen geht? Dinge, die nicht in ihrer ersten Priorität liegen… dieser Erledigung stehen sie seeeehr gelassen gegenüber. Wenn es den Afrikanern aber wichtig ist, wird gedrängelt (wie z.B. im Geschäft an der Kasse) und alle wollen auf einmal aufs Boot bzw. ihr Hab und Gut als erstes aufs Schiff gebracht haben. Ein heilloses Durcheinander.

Sehr amüsant und kurzweilig. Ist ganz liebevoll gemeint. Ehrlich! 

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Noch schnell ein Ticket kaufen…

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Alles wird auf eine Seite der Fähre geladen, bis sie Schlagseite hat.

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Während der Fahrt wird noch umgeladen, so dass wir wieder gut im Wasser liegen. Mit nur 20 minütiger Verspätung legen wir ab. Die Gezeiten warten nicht. Das Spezielle bei dieser Fähre sind die nicht festgelegten Abfahrtszeiten. Sie richten sich nach Ebbe und Flut und sind am Tag vor der Abfahrt am Fährhafen erfragbar.

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Auf Holzbänken der Mittelklasse (ja, es gibt tatsächlich 3 Klassen Zwinkerndes Smiley, 3.Klasse: unteres Deck wo auch die “Waren” (Schweine, Autos,…) transportiert werden, gekocht und Palmwein getrunken wird, 2. Klasse: da wo wir sitzen, 1. Klasse: gepolsterte Sitze im klimatisiertem geschlossenen Zwischendeck – Klimaanlage funktioniert nicht, stickig und heiß ist es dort):

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Das Anlegen ist dann fast noch interessanter. Irgendwie muss das Google Earth Auto wieder von der Fähre runter. Am Anlegesteg geht das nicht, da das Auto die Treppen wohl kaum rauffahren kann. Also legt die Fähre kurz am Strand an… anlegen bedeutet hier:

Sie fährt ans Ufer. Die Rampe wird herabgelassen. Die Fähre driftet unterdessen wegen der starken Strömung ab und beschreibt langsam einen Halbkreis um die herabgelassene Rampe. Jetzt muss das Auto schnell an Land kommen, bevor die Rampe vom Boden abhebt oder schon wieder halb im Wasser hängt.

Und wir hatten überlegt, unsere Autos mit auf die Insel zu nehmen… Die Zeit war für das eine Fahrzeug schon ganz schön knapp. Die Tatsache, dass viele Menschen ebenfalls diesen schnellen Weg ans Land wählen (siehe oben: “Erledigung von Dingen”…Hauptsache ich bin schnell von der Fähre runter Zwinkerndes Smiley), um die Fähre zu verlassen macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Offroad-Entladung eines Autos…gerade noch so geschafft.

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Hier der Personenanlegesteg:

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Nach dem “Anlegen” werden dann noch ein paar nötige Wartungsarbeiten auf dem Trockendock durchgeführt……na hoffentlich ist man damit fertig bis wir wieder zurück fahren. Nur ein Scherz

Das Trockendock ist natürlich nicht wirklich eines. Man fährt bei Flut einfach ans Ufer und lässt das Schiff bei Ebbe auflaufen. Einem europäischen Schiffsbauer oder Sicherheitsbeauftragten (Statik des Schiffes!) wird sicherlich das Herz bei diesem Anblick in die Hose rutschen.

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Beweisfotos: Sie schwimmt tatsächlich.Verspotten

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Auf der Rückfahrt erleben wir das gleiche Chaos. Man sollte diese Momente auf keinen Fall verpassen und frühzeitig boarden.

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Der Gute hier, ja der im Kleid, scheint sehr wichtig zu sein. Auch wenn er nicht so aussieht, so pflaumt er jeden und alles an und sorgt auch dafür, dass die Fähre rechtzeitig ablegt.

Für Interessierte: Die Fähre legt jeden Freitag in Bissau ab (wenn genügend Treibstoff vorhanden ist und die Technik funktioniert), bleibt bis Sonntag in Bubaque und fährt dann wieder zurück. Man kann also wählen, ob man einen Tag oder eine gute Woche (oder natürlich auch länger) auf den Inseln bleiben möchte. Es gibt noch die Möglichkeit mit einem Speedboot zu den Inseln zu fahren. Das kostet 300.000 CFA (die Kosten teilen sich auf die mitfahrenden Personen auf, max. 10 Personen). Die Abfahrtszeit ist dann frei wählbar. Wir haben für unsere Überfahrt 5.000 CFA (ca. 7 Euro) pro Person bezahlt.

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Schnell wird den Lieben noch das Mittagessen gereicht (klar die Fähre liegt ja erst seit 2 Tagen vor Ort, da kann das mit dem timing schon mal knapp werden Zwinkerndes Smiley)…

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…und der wichtige Mann im Kleid und roter Weihnachtsmannmütze zieht lautstark kommandierend den Personensteg mit hoch.

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Bubaque. Der Bericht des Aufenthalts auf den Inseln folgt!

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Die west-afrikanische Familie–so wie wir sie erlebten

Auf unserer Reise sammeln wir Eindrücke, die wir zunächst untereinander diskutieren. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, fragen wir Einheimische, andere Reisende, Auswanderer wie sie die Sache sehen. Auf diese Weise ist folgender Eindruck entstanden:

Das romantisch verklärte Bild des Zusammenhaltes einer afrikanischen Großfamilie bekommt für uns beim näheren Hinsehen ein paar Risse.

 

Der erste Eindruck ist, dass sämtliche Familienmitglieder in Harmonie zusammenleben. Jeder hat seine Aufgabe und scheint damit zufrieden und glücklich zu sein. Die Afrikaner sind aufgeschlossene, freundliche Menschen, die gerne lachen und nicht gerne über Probleme nachdenken oder sprechen. Wir haben uns immer sehr wohl gefühlt.

Alle helfen bei der Kindererziehung mit, die Frauen waschen, kochen und putzen, gehen einkaufen und versorgen den Gemüsegarten. Die Männer gehen arbeiten. Manche. Zwinkerndes Smiley Die Älteren werden mitversorgt. Alles wird geteilt. Keiner hat nennenswert “mehr” als der andere, dh. es werden kaum materielle Besitzgüter angehäuft. Alle Dorfbewohner, ja alle Westafrikaner möchte man fast sagen, essen täglich das Gleiche, nämlich Reis und Fisch. Die Gastfreundschaft ist enorm und so wird man auch immer zum Essen eingeladen. Alle machen einen glücklichen Eindruck – was will man mehr. Eigentlich dürfte alles in Ordnung sein. 

 

Jeder hat seine Rolle:

Nach der Hochzeit zieht die Frau zur Familie des Mannes.

Der Vater ist das Familienoberhaupt. Bei Entscheidungen ist sein Wort Gesetz. Seine Frau (seine Frauen, wenn er mehrere hat), darf ihn beraten bzw. ihre Meinung äußern, hat aber keine Entscheidungsgewalt.

Die Mutter hat in ihrem Elternhaus und der dortigen Familie eine gewisse Macht. Dort hat ihr Wort mehr Gewicht.

Stirbt der Vater “übernimmt” dessen Bruder die Ehefrau und sorgt für sie und ihre Kinder. Die Entscheidungsgewalt geht an ihn über.

Die älteste Schwester hat die Rolle der Schlichterin. Auch ihre Brüder kommen zu ihr, wenn Probleme innerhalb der Geschwister, Cousins etc. auftreten.

Die Kinder werden leider nicht überall im Land in die Schule geschickt. Viele Familien können sich die 30 Euro Schulgebühren und die Kosten für die Schuluniform nicht leisten. Oft darf dann nur der älteste Sohn die Schule besuchen. Die Kinder können frei spielen oder werden mit zum Fischen oder in den Garten genommen. Häufig werden sie losgeschickt, um Botengänge zu erledigen.

 

Beim näheren Hinsehen, Gesprächen mit Afrikanern und dort lebenden Deutschen ergibt sich aber auch folgendes Bild, das Teil des Ganzen ist:

Die Afrikaner sind wohl sehr neidisch und eifersüchtig. Auch innerhalb der Familie. Sobald ein Familienmitglied mehr Geld als ein anderes verdient, wird geteilt. Dh. für uns, dass der Ansporn “etwas im Leben zu erreichen” nicht sehr groß ist. Und tatsächlich steht dort zielorientiertes, kontinuierliches Arbeiten nicht im Fokus und hat nicht erste Priorität. In den Städten mag das anders aussehen. Dort haben wir keinen Einblick gehabt.

Möchte ein Familienmitglied, das zu Geld gekommen ist, dieses behalten, muss es das heimlich und sehr geschickt tun. Niemand sonst, auch nicht die Familie sollte dann davon wissen.

Wenn man sein Geld ausgeben möchte, muss man damit rechnen, dass das komplette Dorf die Hand aufhält. Es wird erwartet, dass geteilt wird. Und wenn nicht freiwillig, dann werden die Götter mit entsprechenden Maßnahmen schon dafür sorgen. Die Götter sind da recht erfinderisch: Vom verdorbenen Magen (Schlangengift oder Kräuter werden da gerne unter das Essen gemischt “Siehst du, den Göttern scheint es nicht zu gefallen, dass du nicht teilst:”) bis hin zu in Brand gesetzten Häusern, Autos ist alles möglich. Manch ein “Fehlverhalten” soll sogar bis zum unerklärlichen Tod geführt haben.

In Afrika nimmt die Familie das Geld, in Deutschland der Staat….

 

Generationen zurückliegende Konflikte zwischen Familien werden immer noch am Leben gehalten und nicht vergessen. Tsts, nachtragend sind sie auch noch….

Das tragische Ende einer Beziehung werden wir in Gambia 2 “Tumani Tenda-Kolanuss” beschreiben.

 

Es stimmt nachdenklich und man überlegt, welche Lebensweise (die unsere immer individueller und dadurch unverbindlicher werdende, aber familiendruckfreie Lebensweise oder die afrikanische Familienstruktur, die bis ins hohe Lebensalter gegenseitig für sich sorgt) wohl die “bessere” ist. Wir philosophieren und denken immer noch darüber nach, sind aber mit unserer Erziehung und Lebensweise hoch zufrieden. Zwinkerndes Smiley

 

Anzumerken ist noch, dass wir uns in den verschiedenen Familien, die wir kennenlernen durften immer sehr wohl gefühlt haben.

Die Gastfreundschaft ist umwerfend herzlich und allumfassend. Wir hatten immer eine tolle, unbeschwerte und unvergessliche Zeit und haben viel gelacht.

Auf dem Weg nach Brasilien!

Wir haben von anderen Overlandern einen Platz bei Quinhamel empfohlen bekommen, an dem es sehr gutes Essen geben soll und es dort ebenfalls eine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Na dann mal los, denn der Platz an dem dieses Restaurant sein soll scheint auch in einer netten Gegend an einem Fluss gesäumt von Mangroven zu liegen.

Der Platz ist schattig und ….

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…eine unglaubliche Anzahl von Webervögeln sind gerade lautstark mit dem Bau ihrer Nester beschäftigt……..

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……..immer unter den wachsamen Augen der Damen die –falls ihnen etwas daran nicht gefällt- dies rigoros zerstören und nach einem neuen und schöneren verlangen. Es wurde schon gemunkelt, dass die menschliche Damenwelt manchmal ähnliche Züge an den Tag legt…….Nur Manche manchmal!Nur ein Scherz

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Am interessantesten ist aber die Geschichte des italienischen Paares, das hier vor 7 Jahren in Guinea Bissau gestrandet ist. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Joseph und seine Partnerin waren damals eigentlich mit ihrem – nun ich sage mal etwas älteren und für dieses Vorhaben nicht idealen- Katamaran unterwegs auf dem Weg nach Brasilien. Es hatte einige Jahre gedauert, bis sie unter Schwierigkeiten bis nach Guinea Bissau gekommen sind, denn ihr Segelboot ist ziemlich klein und muss damals schon in einem ziemlich gebrauchtem Zustand gewesen sein…..

Aber bis hierher musste man ja “nur” an der Küste entlang fahren. Und ab hier ist die kürzeste Verbindung über den atlantischen Ozean  nach Brasilien. Aber es sind halt immer noch ca. 3000 km….und das evtl. bei Sturm oder Flaute, bei Dunkelheit, Gewitter und Regen….aber auch bei sengender Sonne und Windstille alleine auf weiter See. Das sogenannte Blauwasserfahren ist der Traum eines jeden Seglers, aber es wurde auch schon für viele zum Albtraum!

Das Boot das die Zwei dazu benutzen wollten sieht jetzt so aus:

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Ich persönlich glaube nicht, dass es vor 7 Jahren um ein Vielfaches besser ausgesehen hat, so dass ich damit auf Reise gegangen wäre. Der Zustand ist- nun ja ich sag mal so- ich habe nicht ein einziges Teil an diesem Boot entdeckt, das noch in gebrauchsfähigem Zustand ist!

Dann die Größe! Ok das haben die Zwei zugegeben, es ist irgendwie zu klein….. Ein Raum der geschlossen werden kann befindet sich nur im Rumpf des Katamarans. Also insgesamt zwei Räume plus etwas Stauraum in Bug und Heck. Man kann sich die Größe der “Wohn”räume in etwa vorstellen indem man gedanklich zwei Särge  übereinander stellt. So in etwa fühlt man sich auch darin!

Nachdem auf hoher See IMMER einer am Ruder sein muss, und das eben auch bei sengender Sonne, Regen, Gischt oder nachts reicht also ein Schlafplatz. Im anderen Raum befindet sich die “Küche”. Wie die Zwei in den spärlichen Stauräumen all das Essen, Süßwasser und alles was man sonst noch braucht zum Überleben für die vielleicht 4 wöchige Überfahrt mitnehmen wollten ist mir ein zusätzliches Rätsel. Nachdem kein einziger Raum auch nur annähernd trocken gehalten und auch nicht wirklich gelüftet werden kann, wird man das spärliche Platzangebot bald auch noch gegen Schimmelpilzkulturen aller Art verteidigen müssen.

Die zwei sind also echte Abenteurer und der Plan ist keineswegs aufgegeben! Joseph hat mir felsenfest versichert, dass er mit diesem! Boot im nächsten Jahr nach Brasilien segeln will! In ein oder zwei Monaten will er anfangen es zu reparieren, so seine Aussage. Ich will die zwei auf keinen Fall aus den Augen verlieren, denn ich wünsche mir so sehr, dass ihr Traum in Erfüllung geht!Regenbogen

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Wir verbringen ein paar sehr nette Tage mit den Zwei zusammen. Sie sind sehr kurzweilig und haben viel zu erzählen. Sie haben ein solch großes Herz, wie man es heutzutage nur selten zu sehen bekommt und schon nach der kurzen Zeit fällt der Abschied extrem schwer!

Good luck, wir wünschen euch alles nur erdenklich Gute!Daumen hoch

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Voodoo-schwarze Magie-Animismus-Fetisch

Fälschlicherweise werden die Naturreligionen Westafrikas als Animismus bezeichnet, ein Begriff, der sich ausschließlich auf die Verehrung von Seelen bezieht (so steht es im Reise-Know-How Westafrika). Viele traditionelle afrikanischen Naturreligionen beinhalten jedoch die Vorstellung eines Haupt-, Hoch- bzw. Schöpfergottes. Die Seelen und Geister sind nur ein Teil des komplexen Glaubensgebäudes, das je nach Land und Kultur auch immer wieder variiert.

 

Weiter heißt es im Reise-Know-How: “Die “ursprüngliche” Welt der Afrikaner ist erfüllt von einer Vielzahl von Göttern und Geistern jeder Art, denn für die Afrikaner sind unsichtbarer Mächte ebenso real wie alltägliche Gegenstände. Oberstes Gebot ist es, die Harmonie der kosmischen Kräfte aufrechtzuerhalten und zu respektieren. Fetischmeistern, Zauberern oder Medizinmännern obliegt es, die kosmische Harmonie durch Rituale wiederherzustellen.”

 

Dies wird keine wissenschaftliche Abhandlung über Naturreligionen (obwohl das Thema sehr interessant ist). Das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.

 

 

Wichtig für unsere erste Bekanntschaft mit den Göttern ist aber vielleicht folgenden Information:

Gottheiten der dritten Stufe (oder auch Clan-, Dorf- oder Familiengottheiten, Gottheiten für einzelne Individuen):

Sie sind bei den Menschen geblieben, um ihnen bei den täglichen Schwierigkeiten zu helfen. Man findet sie in der Natur, in Naturelementen oder in Objekten (wie z.B. Bäume, Steine,…), wo man sie verehren kann. “Aus der ihnen geopferten Nahrung beziehen diese Gottheiten die Energie, die dazu notwendig ist, die Welt zu erhalten, die Naturelemente zu beherrschen und die Ordnung zu bewahren. Diese untergeordneten Gottheiten sind den Menschen in sofern ähnlich, dass sie ähnliche Charakterzüge haben. Die Riten sollen sie –je nach Bedarf- beschwichtigen oder anstacheln.” (Reise-Know-How)

Fetischpriester bannen niedere Geister in einen profanen Gegenstand, der dann zum Fetisch (Symbol) wird. Durch diesen Fetisch hat er die Macht den darin wohnenden Geist zu beschwören. Auch diesen Geistern muss man ständig opfern, damit sie kein Unheil anrichten.

 

 

Von unserem auf die Bijagos Inseln ausgewanderten Spanier sein lebendig und sehr lustig erzähltes Erlebnis:

Melchior erklärt, dass er es mit seinem erfolgreichen, kleinen Restaurant nicht immer leicht in der Dorfgemeinschaft hat, da diese gerne am Profit beteiligt sein möchte. Eines Tages macht man ihm klar, dass auch er auf die Gunst der Götter angewiesen sei und lädt ihn zu einem Ritual ein. Da muss er dann wohl hin…

Die wichtigsten Männer und Frauen des Dorfes sitzen gemeinsam mit dem Spanier in einem Kreis zusammen. In der Mitte wird ein Huhn geopfert. Das kopflose Federvieh rennt direkt auf Melchior zu und springt ihm auf die Brust, was von den Dorfbewohnern positiv zur Kenntnis genommen wird. Wird er doch somit von den Göttern akzeptiert. Melchior hingegen hat sich von dem Schrecken erst am nächsten Tag erholt und sein blutverschmiertes T-Shirt entsorgt.

 

So weit nun halbwegs integriert wird er zur nächsten Zeremonie eingeladen. Vor einem Stück vertrocknetem Holzstück sitzend erklärt der Clanchef, dass der Gott (mit einer bedeutungsvollen Geste zeigte er auf den Ast) hungrig sei.

“Oh, he is hungry?”, meint Melchior mit gespielter, sorgenvollen Miene und ahnt nichts Gutes. “That´s not good. What can we do? God can´t be hungry….tststs.”

Reis würde den Hunger schon stillen, wird ihm gesagt.

“And how many rice would this God need?”

Nun ja, so 20 Sack (à 50 kg Reis) wären schon gut.

“20 ???”, und dabei reißt er die Augen auf und gestikulierte wild um sich. “This God is very hungry. What about 2 ? That´s plenty for one God.”

Man einigte sich auf 5 Sack, da Melchior ja sicherlich nicht den Zorn dieses Gottes auf sich und sein Restaurant ziehen wolle……

 

Wenige Monate später wird er wieder eingeladen. Wir haben Durst, heißt es da vom Clanchef.

Melchior: “Ah, YOU are thursty. Tststs.”

Ähm, nein. Die Götter selbstverständlich.

Diesmal wohnen sie (wohl gleich mehrere) in einem alten Baumstamm. Sie wollen Palmwein und zwar viel davon. Aber auch hier wird wieder verhandelt und man wird sich einig, dass die Götter sicherlich mit 120 Litern zufrieden seien.

 

Melchior hat kein Problem damit, die Dorfgemeinschaft an seinem Gewinn teilhaben zu lassen. Teilen ist hier üblich. Doch wenn es überhand nimmt, kann er auch nicht mehr so gut damit umgehen. Verärgern sollte man die Einheimischen aber sicher nicht, meint er noch, doch auf der Nase herumtanzen lässt er sich auch nicht. Diese Gratwanderung hat er bisher immer gut hingekriegt.

 

 

Schwarze Magie

Reise-Know-How Westafrika meint hierzu: “Von magischen Praktiken ist dann die Rede, wenn der Mensch mit Kräften, die eher der Unordnung als der Ordnung angehören, seinen Willen erzwingt, um dem normalen, oftmals unvorteilhaften Leben zu entgehen.” Was dem einem nützt, schadet dann leider oft dem anderen. Mit Hilfe von Zaubermitteln und Symbolen wird versucht, den Verlauf der Dinge zu modifizieren.

 

Eine Österreicherin, die lange mit einem Senegalesen verheiratet war und in der Casamance (Senegal) zu Besuch ist erzählt:

“Ich liebe Senegal und würde gerne hier wohnen. Doch die Einheimischen sind sehr eifersüchtig und neidisch. Ein Leben hier wäre nur möglich, wenn ich mich dem Standard des Dorfes anpassen würde, womit ich größtenteils kein Problem hätte. Sobald aber auch nur ein bisschen westlicher Luxus z.B in Form eines Solarpanels auftaucht, hätte ich ein Problem. Schwarze Magie…!!”

Am nächsten Morgen besucht sie uns erneut. Ich komme gerade aus der Dusche und kämme mir die Haare. In meinem Kamm bleiben einige Haare hängen. Wie üblich reinige ich meinen Kamm und lasse die Haare vom Wind wegtragen. Wir sind ja in der Natur.

Die Österreicherin ist geschockt. Niemals solle ich das wieder tun. Auch solle ich keine abgeschnitten Fingernägel unachtsam “herumliegen” lassen. Auch meinen richtigen Namen soll ich niemandem verraten, keine Wäsche nachts draußen hängen lassen und aufpassen, wenn ich mit Didi im Meer schwimmen gehe.

Das ist viel auf einmal. Ich frage verdutzt nach, weshalb das alles so schlimm ist.

“Schwarze Magie”, sagt sie, “ist hier allgegenwärtig.”

“Aha. Ok.” Ich weiß nicht genau, wie ich darauf reagieren soll und warte auf weitere Erklärungen. In welche Richtung wird dieses Gespräch wohl gehen….

“Mit deinen Haaren, Fingernägeln, Namen, Dinge, die du vielleicht verschenkst, also allem Persönlichen könnten sie “etwas anfangen”…(bedeutungsvolle Pause)”

“Und was könnten “sie” (wer jetzt?) damit “anfangen” ?”

“Nun, natürlich nicht alle, aber viele Einheimische würden gerne nach Europa gehen. Eine oder einen Weißen zu heiraten ist da eine sehr gute Möglichkeit.”

Gut, so weit haben wir auch schon Erfahrungen gesammelt und schier endlose Diskussionen geführt, dass in Deutschland zu leben nicht (mehr) unbedingt so erstrebenswert ist. Klima, soziale Strukturen und Lebensumstände würden unserer Meinung nach den meisten familien- und naturverbundenen Afrikanern nicht gefallen. Sie würden sich einfach nicht wohl fühlen. Glauben wollte uns das zwar bisher niemand, aber wir haben wenigstens versucht, das Bild vom Schlaraffenland etwas zu korrigieren.

Zurück zu meinen Haaren und Fingernägeln und dem Punkt “etwas anfangen”:

“Damit (mit allem Persönlichen) erhalten “sie” Macht über dich und können so zu ihrem Ziel gelangen. Schwarze Magie kann sogar bis zum Tod führen. Du solltest nicht so leichtfertig damit umgehen.”

Ich staune und fühle mich nicht mehr so wohl, möchte das Thema wechseln und komme auf die Wäsche zu sprechen. Ich habe tatsächlich noch nie beobachtet, dass Wäsche hier über Nacht draußen hing. In der Zebrabar (Nordsenegal) haben mir die Frauen, denen ich meine Wäsche zum Waschen gegeben hatte, diese teilweise sogar noch feucht vor Sonnenuntergang wieder zurückgebracht. Ich dachte, es sei wegen der Mangofliege. Von der hat uns ein deutsches Reisepaar erzählt. Diese Fliege würde nachts ihre Eier in die feuchte Wäsche legen. Zieht man sie dann an, wandert das Ei unter die menschliche Haut. Dort entwickelt sich eine Larve. Die Made schlüpft dann munter nach einigen Wochen aus. Das Paar meinte noch, dass das eine saubere Sache sei, denn nach dem Ausschlüpfen würde nichts weiter im Körper verbleiben. Keine Krankheit oder so was… “Äh…ok, auch Recht.”

In diesem Fall geht es aber nicht um die Mangofliege, sondern um schwarze Magie. Hm, doch schon wieder.

“Jemand könnte ja nachts eines deiner Wäschestücke wegnehmen, damit etwas anfangen und, von dir unbemerkt, wieder hin hängen”, meint sie.

Schon wieder dieses “etwas anfangen” und immer diese vagen Andeutungen, ohne genauer zu erklären. Nun denn… Jetzt will ich aber doch noch wissen, weshalb ich beim Schwimmen im Meer mit Didi aufpassen soll.

“Hast du noch nicht bemerkt, dass sobald du und Didi ins Wasser gehen auch ein Schwarzer ins Wasser geht?”

“Nö, eigentlich nicht”, denke ich mir, frage aber: “Was ist daran schlimm?”

“Sie wollen zwischen euch gehen.”

“Hä, wie jetzt?”

“Sie wollen euch als Paar trennen, damit “sie” nach Deutschland kommen.”

“O.k. und das tun sie im Wasser”, denke ich mir, innerlich meinen Kopf schüttelnd und gar nichts verstehend.

Ich nehme die restlichen Haare aus meinem Kamm, werfe sie in unseren! Mülleimer, der sicher in unserem! Auto steht und sie zieht zufrieden von dannen.

 

Es gibt mit Sicherheit mehr zwischen Himmel und Erde, als die Schulweisheit erklärt, hat meine Oma immer gesagt. Aber das ist mir dann doch zu viel Panikmache.

 

Kurz nach dem Schreiben dieses Berichts wache ich mitten in der Nacht auf. Ich träume nicht. Sicher nicht! Ich höre eine mir bekannte Stimme, die sagt: “Germany, germany. This is for me. I m jealous.”

Das stimmt mich dann doch nachdenklich und ich Suche am nächsten Morgen den Unterboden unseres Autos nach Drogen, denn die besagte Person weiß, dass wir heute über die Grenze nach Gambia fahren wollen. Ich finde nichts. Beim Abschied kann mir dieser Mensch aber nicht in die Augen schauen…

1.Mai Festival in Varela, die Welt steht Kopf

 

Ein Senegalese am Straßenrand hat es uns vor einiger Zeit empfohlen, und nachdem es genau in unserer Zeit liegt wollen wir da mal vorbeischauen

Das Ereignis des Jahres:

Das internationale 1.Mai Festival in Varela!

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Dieses Jahr besonders international da sogar 4 weiße Touristen mit an Bord sind. Zwinkerndes Smiley

 

Die Fahrt nach Varela, einem relativ kleinen Ort an der Küste im Norden Guinea Bissaus, führt über eine der dort üblichen “Hauptstraßen”, die unbefestigt und ziemlich staubig ist.

Solange man alleine unterwegs ist geht es ja noch. Sobald aber viele Fahrzeuge unterwegs sind hat man 2 Möglichkeiten:

-man fährt die 50km im Staub hinterher  

oder

– man überholt halsbrecherisch und hofft, dass der Überholte nicht genau in dem Moment einem Loch ausweicht oder ein selbiges einem in die eigene Bahn “hupft”

 

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Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den Strand und um ehrlich zu sein bereue ich es sofort genau an diesem Wochenende hier zu sein.

Alles ist übervoll mit Autos, Zelten, Leuten…….und überall spielt die Musik in ohrbetäubender Lautstärke.

Nein hier will ich nicht bleiben Trauriges Smiley

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Nachdem wir in diesem Chaos noch nicht einmal einen Stellplatz für unsere Autos finden können, geschweige denn einen Platz, an dem nur annähernd auch an Schlaf zu denken ist, fahren wir wieder zurück ins Dorf.

Dort beraten wir uns in Ruhe und glücklicherweise rät ein Einheimischer uns kurz vor dem Strand rechts abzubiegen und auf diesem Sandweg einige km weiter zu fahren. Dort hätten wir Ruhe!

Gut das werden wir versuchen!

Leider versperrt uns nach 2 km ein ausgewachsenes Buschfeuer den Weg. Aber wir können es umfahren und suchen uns einen schönen Platz am Strand.

 

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Einsam und verlassen, obwohl uns nur 20 Gehminuten am Strand vom Festival trennen.

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Wir packen unsere Sachen aus und entspannen erst einmal. Die Fahrt hierher war doch sehr anstrengend.

Aber gegen Abend sind wir doch neugierig und wollen uns in die Menschenmassen wagen. Noch können wir nicht abschätzen wie diese Ansammlung an jungen, betrunkenen und sich in absoluter Feierlaune befindlichen uns gegenüber verhält. Also laufen wir mit gemischten Gefühlen los……..noch dazu weil wir von der Mentalität der Bissauer bisher nur die Polizeikontrollen mitbekommen haben und das Land einen fürchterlichen Ruf hat Drogenumschlagplatz  Nr. 1 in Afrika zu sein…..

Aber das was uns dann erwartet ist aber einfach nur genial!

Einfach jeder der Anwesenden ist freundlich zu uns, man gibt sich zurückhaltend und anständig. Man unterhält sich mit uns, wie wir das aus Europa gewohnt sind und einfach alle sind schlichtweg nur gut gelaunt und stecken uns damit an. Keinerlei Aggression liegt in der Luft, alle lachen, tanzen und haben Freude. Dabei zeigt man (Frau) sich in einer Freizügigkeit, die wir seit Monaten nicht mehr gesehen haben. Man lässt sich gerne fotografieren und einige Damen fragen auch ganz unverdrossen und selbstbewusst, ob sie einmal mit einem weißen Mann……aufs Bild dürfen Zwinkerndes Smiley

Wir finden gutes Essen und zu trinken gibt s auch mal wieder leckeres Bier und auch Wein. Wir lernen nette Leute kennen und dürfen schon jetzt erfahren, dass Guinea Bissau ein wirklich besonderes Land auf unserer bisherigen Reise ist.

 

Ich lasse einfach mal Bilder sprechen, klickt Euch durch und lasst Euch anstecken!

 

 

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So also verdient man sich eine S-Klasse !

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Schön war es. Wir haben uns natürlich mehrmals an diesem Wochenende ins Getümmel gestürzt, waren aber in der Nacht auch froh darüber, etwas abseits zu campierenNur ein Scherz.

Abfalltrennung auch hier:

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