Grenze Suakin

12.2.2020

Es ist die chaotischste Grenze seit Beginn unserer Reise. Durch das Tagelange Ruhen des Schiffverkehrs legen heute drei Schiffe gleichzeitig ab. Dh. all diese Menschen und die, die noch zusätzlich einen Fährplatz bekommen haben, müssen heute abgefertigt werden. Die Organisation der Abfertigung trägt ein Übriges zum Chaos bei.

Bereits um 8 Uhr ist die Schlange an einem der beiden kleinen Häuschen (in dem lediglich je zwei Beamte Platz finden) beachtlich. Frauen stehen getrennt von den Männern an. Die Schlange bei den Frauen ist kürzer. Ich stelle mich an, um den Boarding Pass für Didi und mich zu erlangen. Nach kurzer Zeit bin ich schon ziemlich genervt, weil diese “Weiber” (sorry, aber zivilisierter kann ich es nicht ausdrücken) drängeln und schubsen was das Zeug hält. Irgendwann stehe ich direkt vor dem Fenster des Beamten. Natürlich wird hier noch mehr gedrängelt und Fährtickets werden von hinten versucht durch das Fenster zu reichen. Diejenige mit dem längsten Arm wird als erstes bedient. Nun gut. Das kann ich auch. Links und rechts von meinem Kopf bin ich von zwei verschiedenen Armen eingeklemmt und von hinten drückt es. Jetzt hat der Beamte auch noch ein Problem mit seinem Computer. Er fragt mich irgend etwas, doch lediglich auf arabisch. Englisch spricht hier keiner. Geduld Dani. Nur nicht aufregen. Irgendwann ist es soweit. Die Boarding Pässe werden an die Reisepässe getackert. Fertig, sagt er. Ich stoße mich mit viel Druck vom Fenstersims nach hinten ab und bin endlich wieder in Freiheit.

Wir denken, wir könnten jetzt unseren Ausreisestempel bekommen, doch nein. Wir müssen wieder zurück an eben dieses kleine Gebäude. Es fehlt ein Stempel. Und dann fehlte noch ein Stempel. Und jetzt wollen sie eine Kopie des Sudan Visums, inkl. der Alien Registrierung. Doch der einzige Kopierer steht hinter verschlossener Tür und der Typ mit dem Schlüssel ist seit zwei Stunden nicht auffindbar. Ohne Kopie kein Ausreisestempel. Die spinnen doch. Wenn sie eine wollen, dann sollen sie dafür sorgen, dass sie einen Kopierer haben oder einer zugänglich ist. Nachdem Didi die Hutschnur platzt erscheint von irgendwo her ein englisch sprechender Mann. Er arbeitet auf der Fähre und bietet uns an die Kopie dort anfertigen zu lassen. Mit dieser Kopie gehen wir an den Schalter, im großen Hauptgebäude, an dem wir schon ein paar Mal waren. Jetzt schickt er uns wieder weg. Wir müssen zunächst die Ausreisegebühr entrichten. Das geht relativ schnell. Wieder an den Exit-Schalter. Nein, ein Stempel fehlt noch. Wir sollen wieder zu dem kleinen Gebäude nach draußen gehen. Dort ist die Schlange riesig. Mittlerweile stehen auch hinter dem Häuschen Menschen an. Ein Irrenhaus. Wir ergattern den Stempel, den jemand ohne hinzuschauen auf unseren “Laufzettel” drückt. Wofür die ganze Stempelsammelei gut sein soll, weiß nur Allah. Jetzt endlich bekommen wir den Ausreisestempel in unsere Pässe gedrückt. Doch wir brauchen auch noch den Stempel im Carnet.

Das ist genauso eine Odysee wie bei der Immigration. Im Immigration Gebäude gibt es auch eine Zollbüro. Doch diese weigern sich unser Carnet zu stempeln. Eine Begründung gibt es nicht. Das andere Office sei zuständig. Dort ist aber niemand. Und der Beamte im Gebäude dazwischen hat Urlaub. Vertretung gibt es keine. Seit 8 Uhr sind wir hier. Um 14:30 Uhr bekommen wir endlich (nach dem Ausfüllen von Formularen in arabischer Sprache) endlich doch noch unseren Stempel ins Carnet gedrückt. Die Beamten kommen wohl immer erst um 14 Uhr zur Arbeit. Der Beamte, der unser Auto checkt füllte einen Zettel aus. Ein anderer schrieb die Daten in unser Carnet. Ein dritter drückte dann endlich noch den Stempel rein.

Wir düsen zum Hafen. Wieder ein anderer Mann checkt unser Ticket, schreibt etwas auf unser Auto. Didi darf VAnGO selbst in die Fähre fahren. Endlich geschafft.

Zum Glück hat es ein Restaurant auf dem Schiff. Wir haben einen Bärenhunger. Hähnchen mit Reis und anschließend einen leckeren Kaffee. Noch während wir beim Essen sind, legt die Fähre ab. Puhhhh. Glück gehabt.

Naja, sie versucht abzulegen. Durch den starken Wind muss ein Pilotschiff seitlich gegen unser Schiff drücken, um es in Fahrtrichtung zu bringen. Eine halbe Stunde dauert der Kampf, doch dann können wir den Hafen verlassen.

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15:30 Uhr Abfahrt und bye bye Afrika.

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Die Fähre von Spanien nach Marokko brauchte ca. 2 Stunden. Von Afrika nach Asien benötigen wir die ganze lange, stürmische durch Seekrankheit gezeichnete Nacht. Zum Glück haben wir eine Kabine gebucht (kostet lediglich 11 Euro pro Person Aufpreis). Binnen kürzester Zeit belagern die vielen Reisenden nicht nur ihre gebuchten Sitzplätze, sondern auch die Treppen, Flure und den Außenbereich. Man richtet sich ein für die Nacht. Essensreste sind schon jetzt überall auf dem Boden zu finden und wie die Toiletten aussehen, möchte ich gar nicht wissen.

Am nächsten Morgen sehen wir, dass nicht nur wir seekrank waren. Überall ist Erbrochenes zu sehen.

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Kurz vor dem Anlegen in Dschiddah sollen sich alle Passagiere im Restaurant einfinden. Nachdem der Doktor uns “gesehen” hat, sollen wir unsere Pässe bekommen. Wieder geht es geschlechtlich getrennt zu. Zuerst die Männer. Ich erfahre von einem jungen Mann, dass wir alle eine Medizin einnehmen müssen. Ne, nicht mit mir. Wer weiß, was das ist. Er sagt, wenn ich sie nicht nehmen möchte, sei es auch kein Problem. Alle hätten Angst vor dem Corona Virus. Dafür sei die Medizin. Wie schlau, dass man dann alle Menschen auf engstem Raum zusammen versammelt…. Auch Didi lässt die Pille heimlich “verschwinden” und trinkt das gereichte Wasser einfach so.

VAnGO darf von Didi von der Fähre gefahren werden. Doch dann übernimmt ein saudischer Fahrer das Steuer. Wir müssen in einen Bus einsteigen und zur Immigration fahren.

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