Von Autopannen und Teppichhändlern

 

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Auf dem Weg ins Draa Tal steht kurz hinter Ouarzazate ein Berber in typischer Kluft neben seinem offensichtlich liegen gebliebenen Auto am Straßenrand. Aufgeregt winkt er mit einer leeren Wasserflaschen. Wir denken, dass der Kühler kaputt ist und er einfach nur Wasser benötigt, um seine Fahrt fortsetzen zu können. Wir halten also einige Meter hinter ihm an. Freudig rennt er auf uns zu, streckt uns seine Hand durchs offenen Fenster entgegen und stellt sich als Mohammed vor. Wasser braucht er keins, denn sein Auto hat einen Elektronikschaden, meint er, aber es wäre unglaublich nett und er wäre uns unglaublich dankbar, dass wir ihn in sein Dorf mitnehmen. Dabei legt er immer wieder die rechte Hand auf sein Herz, was eine Geste zur Verstärkung des vorher Gesagten ist.

Der Mann ist älter, hat ein liebes Gesicht, ehrliche Augen und ist sehr höflich, also eine angenehme Person. Wir nehmen ihn mit. Er ließ uns sowieso keine Wahl. Kaum vorne eingestiegen erklärt er uns in einem französisch/englisch Kauderwelsch, dass sein Dorf hinter dem nächsten Pass in 36 km Entfernung liegt. Hm, das liegt ja gleich um die Ecke. Da haben wir ja Glück gehabt, dass wir in diese Richtung fahren. Zwinkerndes Smiley

Die Fahrt ist ganz lustig. Wir “unterhalten” uns über die Landschaft und die Jugend, die viel zu oft vor dem Computer sitzt (aha, also auch hier…) und sogar während des Mofa-Fahrens sms schreibt. Irgendwann scheitert die weitere Unterhaltung an den mangelnden Fremdsprachenkenntnissen, aber immer wenn Dani in die Landschaft deutet und “beautiful” ruft bedankt Mohammed sich für das positive Interesse an seinem Land. Nicht ohne die Hand auf sein Herz zu legen. Auch die Fotostopps nimmt er gelassen hin. Na, was soll er auch anderes machen?

In Agdz möchte uns Mohammed nur noch kurz zu einem Tee einladen. Aus Dankbarkeit. Ok, das kann man ja nicht ablehnen und so eine Teezeremonie ist bestimmt auch interessant. Er lässt uns vor einem Teppichladen anhalten und stellt uns den Inhaber als “Familie” vor. Ok, Mohammed wohnt hier tatsächlich. Er hat uns also nicht nur vor einem Teppichladen anhalten lassen. Wir trinken mit dem Teppichhändler und Abdul, aber ohne Mohammed, Tee. In fließendem Englisch fragt der Teppichhändler, ob wir irgendetwas “tauschen” möchten. Wir verneinen, da wir eigentlich alles was wir im Auto haben auch benötigen für Weiteres aber gar kein Platz mehr haben. Nun denn, sein Geschäft möchte er uns aber dennoch gerne zeigen. Nur kurz. Nur mal so.

Madame, was gefällt dir? Habt ihr nicht doch etwas zum Tauschen? Abdul ist scharf auf Alkohol.

Didi denkt laut nach und fragt mich auf Deutsch: Was ist mit unserer Mikro?

What is Mikro?, fragt der Händler.

So,so ,denke ich, da versteht einer aber doch ziemlich gut Deutsch.

Aber Teppiche brauchen wir leider keine. Abdul will immer noch Alkohol.

Wir gehen zum Auto. Die Mikrowelle gefällt. Abdul möchte Bier oder Wein, aber am liebsten Schnaps.

Zurück im Geschäft breitet der Teppichhändler, der jetzt auch Schmuckhändler ist, seine Schätze vor uns aus und wird ganz blass, als Dani ungefähr 6 Halsketten und 3 silberne Armbänder (filigran gearbeitet, mit Stein) als Tauschwert gegen dir Mikrowelle beiseite legt. Eine Flasche Wein wäre dann auch noch drin. Abdul bekommt schon ganz glasige Augen.

Nach einer kurzen Schrecksekunde (das muss man bei einem arabischen Händler erst mal schaffen Zwinkerndes Smiley), legt ER den Wert unsere Mikrowelle auf 35 Euro fest (!) und die Schmuckpreise steigen proportional. Für das Gramm Silber verlangt er 2 Euro, wiegt die Armbänder aber mit Stein. Er kommt alleine für die Armbänder schon auf einen Preis von 120 Euro. Wir könnten den “Rest” auch bar bezahlen. Unser Geld möchten wir aber gerne behalten. Wir versuchen den Preis unserer voll funktionsfähigen Mikrowelle zu erhöhen und den für den Schmuck zu verringern, aber da hat der Händler mehr Verhandlungsgeschick im Blut als wir Mitteleuropäer. Er möchte uns auf nur eine Halskette runter handeln. Abdul ist immer noch scharf auf den Alkohol. Als er mitbekommt, dass Didi den kompletten Deal (also auch den Alkohol) rückgängig machen möchte, überzeugt er den Händler sich jetzt endlich zu einigen.

Nach einem weiteren, sehr leckeren Tee tauschen wir die Mikrowelle, 2 Flaschen Bier und 2 Flaschen Wein gegen drei Halsketten.  Wir werden zum Mittagessen eingeladen (seeeehr leckere Tagine) und umarmen uns zum Schluss (außergewöhnlich). Abdul, der Händler und auch Mohammed, der jetzt wieder aufgetaucht ist, sind glücklich. Abdul ist besonders glücklich Zwinkerndes Smiley

Wir fühlen uns nicht über s Ohr gehauen, da wir die Mikrowelle sowieso nie benutzt haben und bald entsorgen wollten. Auch wir sind glücklich und fahren weiter.

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