8.11.2024
Am Ende der Serpentinen des Shafer Trails kehren wir im Visitor Center ein und treffen eine spontane Entscheidung: Wir werden die White Rim Road fahren. Eine Offroad-Strecke, die es am Ende in sich hat. Es ist bereits 14.30 Uhr als wir starten. Es liegen noch 42 km holprige Strecke vor uns bis zum ersten Campingplatz. Die Strecke ist extrem langsam, die Sonne geht um kurz nach 17.00 Uhr unter und wir fahren die letzten 45 min. im Dunkeln. Didi und ich fahren voraus und leuchten die von den Scheinwerfern nicht erfasste Umgebung nach dem richtigen Weg mit der Taschenlampe aus. Müde fallen wir vier in unsere Betten.
Da die Campingplätze leider schon -bis auf den Serpentine Campingplatz- alle ausgebucht sind, haben wir am nächsten Tag 69 km nicht ganz einfache Offroad-Strecke vor uns. Deshalb starten wir vor Sonnenaufgang um 6.30 Uhr. Die Route führt entlang tiefer, zerklüfteter Canyons über steile Anstiege, Schrägen, verworfenen Passagen mit und ohne felsigen Absätzen. Maja möchte auch einmal fahren und meistert die Hindernisse mit Bravour. Die beiden schaffen auch die kniffeligen Stellen mit ihrer positiven Einstellung, mutigen Herzens und fahrerischem Können. Naturtalente.
Diese Stelle sieht auf dem Foto gar nicht so dramatisch aus, doch neigt sich die Piste stark nach rechts und die Steinbrocken bieten keinen sanften Weg. Doch auch hier wurschtelt sich der VW T4 Syncro gut rüber. Mit Schwung und scharrenden Reifen zwar, aber geschafft ist geschafft.
Wenige Kilometer vor unserem Campingplatz beendet der Hardscrabbel Hill die Reise. Zu Schaden gekommen ist niemand, doch ist der Weg so steil und mit vielen felsigen, hohen Absätzen, tiefen Löchern, engen Serpentinen und Verwerfungen versehen, dass der T4 bereits am ersten hohen Absatz kurz vor einer 90 Grad Kurve hängen bleibt. Sebastian muss rückwärts den steilen Hang hinunter fahren und rutscht dabei ein wenig zur Seite. Aufgrund der Schräge und Steilheit blockieren die Vorderräder immer wieder und es mangelt an Seitenführung. Er ist froh, als er auf ebener Fläche erst einmal durchschnaufen kann. Wir spielen verschiedenen Szenarien durch: Das Hinaufziehen scheint uns allen viel zu gefährlich. Die Piste ist schmal und auf der einen Seite geht es steil bergauf auf der anderen steil bergab. Zudem gibt einige scharfe 90 Grad Kurven, in denen man aufgrund der Seillänge eher den T4 in den Abgrund ziehen würde. Sollen Maja und Sebastian es noch einmal versuchen? Doch was ist, wenn sie es über die erste schwierige Stelle schaffen und dann weiter oben hängen bleiben? Dann müssten sie den ganzen Berg auf diesem schmalen und rutschigen Weg rückwärts hinunterfahren. Bei dieser Strecke ist das lebensgefährlich. Zudem kommt noch, dass die Piste nicht von oben bis unten durch einsehbar ist. Bei Gegenverkehr eine fatale Situation. Außerdem wird es bald dunkel und wir hätten gar keine Chance etwas zu unternehmen falls es nicht auf Anhieb klappt.
Vango steht bei all diesen Überlegungen bereits nach der ersten schwierigen Stelle geparkt. Da sollte er nun schnellst möglich weg. Rückwärts möchten auch wir nicht den Berg hinunter fahren. Deshalb fahren wir komplett den Berg hoch, drehen oben auf dem Plateau und fahren den Hardscrabbel Hill wieder hinunter. Es ist ganz klar, dass wir unsere Freunde nicht alleine wieder zurückfahren lassen.
Unseren Campingplatz können wir nicht erreichen, denn dieser liegt hinter dem Hill. Das heißt wir sind auf das Verständnis eines anderen Campers angewiesen, der uns auf seinem gebuchten Platz mit übernachten lässt. Wir finden eine Familie mit einem kleinen Kind, die unseren müden Gesichter sehen, die Geschichte verstehen und uns Asyl gewähren.
Eigentlich hatte keiner von uns Lust die doch sehr holprige Strecke zurück zu fahren, doch die Landschaft ließ uns die Strapazen vergessen. Für die insgesamt ca. 200 km haben wir 3 volle Fahrtage benötigt.