Mit dieser Fähre fahren wir tatsächlich 6 Stunden bis zur Hauptinsel Bubaque und 10 Tage später auch wieder zurück, ohne dass sie sinkt.
Heather und Eugene sind mit von der Partie. Wir lassen unsere Autos bei einem Deutschen in Bissau stehen und fahren morgens mit dem Taxi zum Hafen. Als wir die Fähre sehen denken wir zuerst: ”Na das ist sie ja wohl nicht, oder?”, und nachdem wir keine andere mehr sehen: “Sie wird nicht ausgerechnet heute und bestimmt auch nicht in 10 Tagen auf der Rückfahrt sinken.” Stoßgebete werden stumm gen Himmel geschickt.
Fasziniert schauen wir dem Treiben beim Beladen der Fähre zu. Hühner, quiekende Schweine, Treibstoff, Baumaterial, Kochgeschirr zum Zubereiten des Fisches, der dann später als Sandwich verkauft wird… alles kommt mit. Und zunächst wird alles auf die eine Seite der Fähre geladen. Hauptsache auf dem kürzesten Weg über die Reling drüber… alles in gewohnt afrikanischer Ordnung. Warum man zum Beladen der Güter nicht die Klappe vorne aufmacht? Das wird ewig das Geheimnis des Kapitäns bleiben.
Ach ja, hatte ich schon erwähnt, dass die Afrikaner sehr gelassen sind, wenn es um die Erledigung von Dingen geht? Dinge, die nicht in ihrer ersten Priorität liegen… dieser Erledigung stehen sie seeeehr gelassen gegenüber. Wenn es den Afrikanern aber wichtig ist, wird gedrängelt (wie z.B. im Geschäft an der Kasse) und alle wollen auf einmal aufs Boot bzw. ihr Hab und Gut als erstes aufs Schiff gebracht haben. Ein heilloses Durcheinander.
Sehr amüsant und kurzweilig. Ist ganz liebevoll gemeint. Ehrlich!
Noch schnell ein Ticket kaufen…
Alles wird auf eine Seite der Fähre geladen, bis sie Schlagseite hat.
Während der Fahrt wird noch umgeladen, so dass wir wieder gut im Wasser liegen. Mit nur 20 minütiger Verspätung legen wir ab. Die Gezeiten warten nicht. Das Spezielle bei dieser Fähre sind die nicht festgelegten Abfahrtszeiten. Sie richten sich nach Ebbe und Flut und sind am Tag vor der Abfahrt am Fährhafen erfragbar.
Auf Holzbänken der Mittelklasse (ja, es gibt tatsächlich 3 Klassen , 3.Klasse: unteres Deck wo auch die “Waren” (Schweine, Autos,…) transportiert werden, gekocht und Palmwein getrunken wird, 2. Klasse: da wo wir sitzen, 1. Klasse: gepolsterte Sitze im klimatisiertem geschlossenen Zwischendeck – Klimaanlage funktioniert nicht, stickig und heiß ist es dort):
Das Anlegen ist dann fast noch interessanter. Irgendwie muss das Google Earth Auto wieder von der Fähre runter. Am Anlegesteg geht das nicht, da das Auto die Treppen wohl kaum rauffahren kann. Also legt die Fähre kurz am Strand an… anlegen bedeutet hier:
Sie fährt ans Ufer. Die Rampe wird herabgelassen. Die Fähre driftet unterdessen wegen der starken Strömung ab und beschreibt langsam einen Halbkreis um die herabgelassene Rampe. Jetzt muss das Auto schnell an Land kommen, bevor die Rampe vom Boden abhebt oder schon wieder halb im Wasser hängt.
Und wir hatten überlegt, unsere Autos mit auf die Insel zu nehmen… Die Zeit war für das eine Fahrzeug schon ganz schön knapp. Die Tatsache, dass viele Menschen ebenfalls diesen schnellen Weg ans Land wählen (siehe oben: “Erledigung von Dingen”…Hauptsache ich bin schnell von der Fähre runter ), um die Fähre zu verlassen macht die Sache nicht unbedingt einfacher.
Offroad-Entladung eines Autos…gerade noch so geschafft.
Hier der Personenanlegesteg:
Nach dem “Anlegen” werden dann noch ein paar nötige Wartungsarbeiten auf dem Trockendock durchgeführt……na hoffentlich ist man damit fertig bis wir wieder zurück fahren.
Das Trockendock ist natürlich nicht wirklich eines. Man fährt bei Flut einfach ans Ufer und lässt das Schiff bei Ebbe auflaufen. Einem europäischen Schiffsbauer oder Sicherheitsbeauftragten (Statik des Schiffes!) wird sicherlich das Herz bei diesem Anblick in die Hose rutschen.
Beweisfotos: Sie schwimmt tatsächlich.
Auf der Rückfahrt erleben wir das gleiche Chaos. Man sollte diese Momente auf keinen Fall verpassen und frühzeitig boarden.
Der Gute hier, ja der im Kleid, scheint sehr wichtig zu sein. Auch wenn er nicht so aussieht, so pflaumt er jeden und alles an und sorgt auch dafür, dass die Fähre rechtzeitig ablegt.
Für Interessierte: Die Fähre legt jeden Freitag in Bissau ab (wenn genügend Treibstoff vorhanden ist und die Technik funktioniert), bleibt bis Sonntag in Bubaque und fährt dann wieder zurück. Man kann also wählen, ob man einen Tag oder eine gute Woche (oder natürlich auch länger) auf den Inseln bleiben möchte. Es gibt noch die Möglichkeit mit einem Speedboot zu den Inseln zu fahren. Das kostet 300.000 CFA (die Kosten teilen sich auf die mitfahrenden Personen auf, max. 10 Personen). Die Abfahrtszeit ist dann frei wählbar. Wir haben für unsere Überfahrt 5.000 CFA (ca. 7 Euro) pro Person bezahlt.
Schnell wird den Lieben noch das Mittagessen gereicht (klar die Fähre liegt ja erst seit 2 Tagen vor Ort, da kann das mit dem timing schon mal knapp werden )…
…und der wichtige Mann im Kleid und roter Weihnachtsmannmütze zieht lautstark kommandierend den Personensteg mit hoch.
Bubaque. Der Bericht des Aufenthalts auf den Inseln folgt!