Fès–1001 Nacht

Bis 1912 war Fès die Hauptstadt Marokkos und ist die bedeutenste und älteste der vier Sultansstädte und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie beherbergt die älteste und einer der größten Moscheen des Landes, die auch gleichzeitig die älteste Universität der islamischen Welt ist – die El Kairaouine Moschee.

Wir besuchen den ältesten Teil der Stadt, der im 9. Jhd. erbaut wurde und Fès el Bali (Stadtteil Kairaouine) genannt wird.

VAnGO parken wir am frühen morgen am Tor Bab Boujeloud (nein, nicht das älteste TorZwinkerndes Smiley ) für 40 Dirham, umgerechnet ca. 4 Euro, was mit Sicherheit 10x soviel ist, wie ein Einheimischer bezahlen müsste (das war auch nicht das letzte Mal, dass wir zuviel bezahlten…). Für diesen Preis hätten wir dort auch übernachten dürfen. Doch als wir abends zum Parkplatz zurückkehren ist dort ein Zelt aufgebaut, aus dem sehr, sehr laute Musik dringt.

Wir sind voll von neuen Eindrücken und ziehen es vor, die an einem ruhigeren Platz erst mal zu verarbeiten.

Fès nimmt einen mit – in jeder Hinsicht.

 

 

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Aber von Anfang an:

Vom Parkplatz aus stürzen wir uns ins Getümmel um uns keine 10 min später schon das erste mal “verlaufen” zu haben Vor Lachen auf dem Boden wälzen

Aber das gehört dazu in den engen Gassen und Wegen hier die sich wie ein Labyrinth durch die ganze Altstadt ziehen. Kaum vom Hauptweg herunter in eine Seitengasse hinein geht es drei mal ums Eck und man hat völlig die Orientierung verloren. Durch die hohen Häuser ist selbst ein Orientieren nach der Sonne nicht möglich und das Bauchgefühl gaukelt einem meist einen ähnlichen Unsinn vor wie die allgegenwärtigen Händler, die einem vom Lederschlappen bis zum fliegenden Teppich alles natürlich zum “best price” verkaufen wollen.

Wir gehen durch das formschöne Tor Bab Boujeloud und tauchen in die ganz eigene Welt des Souks ein. In dem Gewirr von engen, teilweise nur armbreiten Gassen herrscht unbändiges Leben. Links und rechts ist jede noch so kleine Nische gleichzeitig ein Geschäft, Restaurant, Handwerksbetrieb, Metzgerei, Schneiderei, Buchladen, Garküche, … Die Geschäfte sind so klein, dass man oft nicht hineingehen kann. Dann bildet die Front gleichzeitig den Verkaufstresen. Eine Tür gibt es dort nicht. Die Verkäufer krabbeln über ihren Tresen hinüber, wenn sie in ihr Geschäft hinein oder hinaus wollen. Naja dann brauchen sie kein “after work workout” mehr.Cooles Smiley

Ein älterer Herr mit weißem Bart und der typischer Jellaba (langes Gewand mit einer Kapuze), er ist eine Mischung aus Obi Wan Kenobi und Catweazle, sitzt in seinem nur schulterbreiten Geschäft wie in einem Sarg und ich gehe jede Wette ein, er sitzt da unverändert, genauso seit dem 9. Jhd.

 

Einige Hühner können von ihrem Platz im Käfig in den Kochtopf schauen, in dem sie demnächst landen werden. Da bekommt die Redewendung “dem Tod ins Auge sehen” doch gleich eine sehr endgültige Bedeutung. Andere haben ihren Platz unterhalb des Tresens, so dass sie von den Käufern näher betrachtet und ihrem Leben eventuell ein früheres Ende bereitet wird,  als den Kollegen im hinteren Bereich.  Größere Tiere wie z.B. Ziegen werden nicht direkt im “Verkaufsraum” geschlachtet. Hier liegt der gespaltene Schädel auf dem Tisch und die toten Beine hängen wie ein Vorhang links und rechts am Kopf des Metzgers vorbei, an einer Schnur herab. So also sieht der Vorfahre der allbekannten Fliegenvorhänge aus die man gerne in den Wohnmobilen hat.

Wir haben in einer kleinen Garküche Hühnchen mit irgendwas gegessen. Dort wurde aber nicht direkt geschlachtet. Dh. wir haben uns “unser” Huhn nicht ausgesucht. Es war schon tot. Dani hat s geschmeckt. Zwinkerndes Smiley Und gesund scheints auch zu sein, denn der Koch hatte die Statur von Vlatimir Klitschko.

 

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Esel und Mulis sind nahezu das einzige Transportmittel, das die Lasten (Gasflaschen, frisch gegerbtes Leder, Baumaterial,…) durch die Gassen transportieren können. Wenn es ganz eng wird, springt man auf einen Treppenabsatz oder sucht in einer noch kleineren Gasse Schutz.

 

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Die Häuser haben Flachdächer, die in sich verschachtelt sind. So gehören zu einem Wohnhaus mehrere kleiner Dachterrassen. Natürlich versuchen die Bewohner auch daraus Geld zu machen “die beste Sicht auf die Moschee gibt es von meiner Terrasse”, “die beste Sicht auf die Gerberei bietet sich von meinem Dach” hört man sie sagen. Nun denn, wenn man schon mal da ist, möchte man natürlich Fès auch gerne von oben betrachten. Außerdem ist es ganz schön sich die Sonne, die den Boden der kleinen Gassen nicht erreicht wieder ins Gesicht scheinen zu lassen. Für einen überteuerten Preis steigen wir also die ersten Stufen eines privaten Wohnhauses mit dem netten Herrn von der Straße hinauf. Im 1. Stock übernimmt dann der Eigentümer die Führung. Weiter geht`s über immer enger werdende, nicht wirklich der DIN entsprechende Stufen –grins-  hinauf zur ersten Dachterrassenebene. Kurz noch den Kopf einziehen, damit man sich nicht an der immer niedriger gewordenen Decke denselben anstößt. Licht. Man blickt auf und sieht…. Satellitenschüsseln. Unmengen davon. Hm. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Flugs holt der Hausbewohner einer brüchige Holzleiter her und hinauf geht`s zur nächsten Ebene. Geländer gibt es selbstverständlich keine. Wir blicken auf die Dächer der Moschee und können nur einen kleinen Ausschnitt des Innenhofes sehen. Nachdem wir uns umgeschaut haben bemerken wir, dass die Dachterrasse des Nachbarn (auf der auch gerade Touristen stehen) doch die bessere Wahl gewesen wäre. Wieder unten angekommen, fragt der “nette Herr” doch glatt nach unserer Meinung “tolle Aussicht, nicht?” fragt er und spricht gleichzeitig die nächsten Touristen an.

 

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Hinter den unscheinbaren Fassaden verbergen sich  ganze Paläste, Moscheen, Fondouks und auch die berühmte Gerberei.

Die Gerberei – sie hat uns noch bis in die Nacht begleitet. In Gedanken und auch der Geruch. Wer das Buch “Das Parfüm” gelesen hat, kann eventuell ungefähr nachvollziehen, was ich meine. In der Gerberei wird genauso gearbeitet wie dort beschrieben. Im Sommer muss der Gestank noch unerträglicher sein als jetzt bei angenehmen 20°C. Minzblätter sollen die Nase mit gutem Geruch erfüllen, aber da nur die Touristen in den Genuss kommen, hat Didi dann drauf verzichtet (hm, er riecht sowieso fast nichts mehr…).

In aus Lehm erbauten Behältern werden die enthaarten Häute in Kalk eingelegt. Nach 3-4 Wochen werden sie in einem großen, sich drehenden Fass gewässert und anschließend in den Lehmbehältern von Arbeitern mit den Füßen weich getreten. Wir waren in der Mittagspause dort, aber normalerweise steht in fast jedem Lehmbottich hüfttief ein armer Tropf, dessen Beine wohl der Haut eines gegerbten Tieres ähnelt. Gummistiefel oder ähnliches ist nicht üblich.  Weiter geht`s mit der Tier- und der Menschenhaut dann in eine scharfe Lauge aus Taubenmist. Und es stinkt genauso wie man sich es vorstellt – nein schlimmer, viel schlimmer. Nach einer erneuten Runde in der “Waschmaschine” kommen die Häute in die Färbebecken. Gefärbt wird mit natürlichen Mitteln, wie z.B. Safran. Über all dem wacht ein “Aufpasser”, den unser Guide den “Guard” nannte… Die Arbeiter sind verschmiert mit Lauge und dem was sich darin so alles ansammelt. Unser junger Guide wurde wohl etwas übermütig, denn er führt uns über die schmalen Abtrennungen zwischen den Bottichen hindurch. Nur nicht hineinfallen. Den Gestank bekommt man sicherlich nie wieder rausgewaschen. Die Gassen sind glitschig. Das ganze Viertel stinkt. Unmenschliche Arbeitsverhältnisse.

Der Ausgang führt auch hier über den “Souvenirshop”, in unserem Fall das Lederwarengeschäft. Gekauft haben wir nichts.

 

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Und nebenan wird das Ganze “modernisiert…

 

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Wir haben uns anschließend erklären lassen, wie Argan Öl hergestellt wird und einen Teppichweber besucht.

 

Selbstverständlich haben wir uns auf dem Rückweg verlaufen. Aber das gehört dazu und es macht ja auch Spaß, sich einfach treiben zu lassen und nicht nach Stadtplan zu laufen.

 

Baedeker Reiseführer schreibt: “In dem noch völlig mittelalterliche strukturierten Viertel schlägt einem ein derart intensives und pulsierendes Leben entgegen, dass der Reisende von all den Sinneseindrücken, die Auge, Ohr, Geruchs- selbst Tast- und Geschmackssinn reizen, überwältigt wird und sich in ein Märchen von 1001 Nacht versetzt fühlt.”

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Rifgebirge

man warnt überall vor dieser Strecke…..und wir können es nur bestätigen. Schon 10-20km vor Ketama werden wir mehrfach vom aggressiv fahrenden Gegenverkehr auf der Paßstrasse in Kurven geschnitten und das obwohl wir eindeutig das größere Auto mit der dickeren Stoßstange haben. Ein völliger Widerspruch zu dem bisherigen fahrverhalten der Marokkaner die eigentlich relativ umsichtig und verhalten fahren.

Ich bin vor ca 20 Jahren schon einmal die Strecke zwischen Ketama und Taounate gefahren und mir war damals schon Angst und Bange.

Marokko zählt zu den größten Cannabis Produzenten der Welt! Angeblich unternimmt man seit geraumer Zeit mit beachtlichen Anstrengungen etwas dagegen. Mit einem 80 Mill Euro schweren entwicklungsprogram sollen die Bauern in über 70 gemeinden dazu gebracht werden Weizen anzubauen. Cannabis bringt denen aber eine um ca 18fach höheren Gewinn….

Ich frage mich wohin die 80 Mil.l Euro gegangen sind???!!!!!

Für mich jedenfalls hat sich hier seit den letzten 20 Jahren NICHTS geändert. Auf der ganzen Strecke haben wir nicht einen einzigen Polizisten, geschweige denn eine der sonst allgegenwärtigen Straßenkontrollen gesehen. Vom Norden kommend biegt man in Ketema ab auf die Nebenstrecke und sofort steckt man inmitten einem nicht zu beschreibenden dreckigen Straßenzug. Dunkle finstere Gestallten stehen mitten in der Straße und versperren so die enge Durchfahrt und verhindern damit eine halbwegs zügige Durchfahrt. Ich sehe auch 2 Ratten über die Straße sausen und im Kanal verschwinden…. Nahezu jeder Zweite streckt uns Haschriegel entgegen und die Aufforderung etwas abzukaufen ist wird oft mit aggressivem Gesten unterstrichen. Was noch auffällt. Nicht ein einziges Kind oder Frau ist hier zu sehen! Endlich aus der Stadt draußen hört der “Spaß” aber leider nicht auf. Die nächsten 80km werden wir von immer wieder wechselnden Fahrzeugen überholt, ausgebremst, in die Zange genommen und auch geschnitten. Es scheint im Zeitalter des Handys viel schlimmer geworden zu sein da man so schon die Kollegen im nächsten Ort auf uns aufmerksam machen kann und die schon bereit für eine Verfolgungsfahrt im Auto sitzen und uns erwarten. Man bedroht uns nicht aber man will uns mit extremen Bedrängen Hasch verkaufen und verbreitet allgemein mit den Handlungen ein extremes Unwohlsein. Ich vermute es ist Absicht einfach nur um Fremde aus dem Anbaugebiet herauszuhalten und vor allem auch um zu verhindern das man anhält und sich womöglich noch “genauer” umsieht. Wir jedenfalls wollen –trotz dringendem Bedürfnisses- noch nicht mal zum pinkeln anhalten. Jedes  mal wenn die oft 2 oder 3 Fahrzeuge die Verfolgung aufhören dauert es keine Minute und die nächsten Autos tauchen auf und nach dem überholen wird auch er wieder die Geschwindigkeit bis auf fast Schritttempo reduzieren um wieder zu beschleunigen sobald nur irgendwie die Chance besteht zu überholen auf dieser engen kurvigen Strecke.

In jedem zu durchfahrendem Ort wechseln die Fahrzeuge, Leute und auch Kinder springen auf die Straße um mit eindeutigen Gesten und Rufen zum kauf von Hasch aufzufordern

Ab Taounate wird es ruhiger und der Stresspegel bei uns baut sich langsam wieder ab. Erst in Ain Aicha treffen wir wieder auf eine Polizeikontrolle und wir fühlen uns wieder sicher.

Meine Empfehlung: Wer diese wirklich landschaftlich super schöne Gegend befahren will sollte dies nur in einer größeren Gruppe machen und dennoch lieber nicht anhalten. Alleine mit einem Fahrzeug würde ich es nicht mehr machen wollen!

 

Hier noch etwas aus Wiki:

60–70 % des britischen Haschischs kam 2003 aus Marokko, wo Hanf vor allem im Rif-Gebirge im Norden des Landes auf einer Fläche von rund 250.000 Hektar angebaut wird. Marokko exportiert etwa 3000 Tonnen Haschisch pro Jahr. Damit bestreiten schätzungsweise 200.000 Bauern mit Familien, das heißt etwa eine Million Marokkaner, ihren Lebensunterhalt.

 

 

Hier auch Bilder aus dem Netz. Wir haben lieber keine Bilder gemacht!

 

 

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Auf der Fahrt zum Rif

Kurz bevor wir das Rifgebirge durchfahren plötzlich ein extrem lautes quitschen beim fahren. Was ist das? Radlager hinüber? Bremse defekt? Wir fahren ein paar hundert Meter an einer geeigneten Stelle an den Straßenrand und ich fange an alles zu zerlegen um hinter das merkwürdige Geräusch zu kommen. Nachdem die Bremsbeläge noch gut sind und das Radlager kein spürbares Spiel hat muss die Ursache wo anders liegen. Auch wenn ich nicht auf den Verursacher stoße so sehe ich doch die Spuren die er hinterlassen hat…..

Es stellt sich heraus das sich ein aufgewirbelter Stein so unglücklich ins Ankerblech verirrt hatte das er nicht mehr herauskonnte und nun an der Bremsscheibe geschliffen hatte.

Gottlob ist das jetzt und nicht 50km später passiert!

 

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Marokko die Überfahrt

 

Wir kaufen ein Fährticket bei “Carlo” in Algesiras der den besten Ruf hat die günstigsten Tickets zu verkaufen und auch zuverlässig ist. Nun der Ruf scheint sich herumgesprochen zu haben. Er hat nun ein neues Büro und die Kundschaft wartet bis zur Straße als wir eintreffen.

 

Die Überfahrt nach Tanger am nächsten Morgen ist ziemlich rauh und die rollenden Wellen zeigen mir altem Seebär wieder mal wer der Stärkere ist….. nachdem wir  uns auch noch den “besten” Platz –ganz vorne außen am Eck- aussuchen um uns an den Tisch zu setzen dauert es eine knappe Stunde und Didi verabschiedet sich Krankes Smiley Gerade noch rechtzeitig mache ich einen Spaziergang ans Oberdeck. An der  frischen Luft und durch den Aufenthalt Mitte des Schiffs beruhigt sich mein Magen wieder schnell und die Gesichtsfarbe kommt auch wieder zurück.

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Der Grenzübertritt ist heute sehr viel einfacher als ich es gewohnt bin. Alle sind freundlich und gut gelaunt. Die Passkontrolle war schon am schiff und nun am Hafen ist eigentlich nur noch die Zollkontrolle. Die Zollpapiere werden vom Tunesischen Beamten noch korrigiert, noch schnell zum anderen Häuschen und den Pass noch ein zweites mal (wg. Fahrzeug) abstempeln lassen Ein kurzer Blick ins Auto und schon sind wir über der Grenze bzw. aus dem Hafen heraus. Keine 15min waren das! So schnell hatte ich das noch nie geschafft.

 

Wir beschließen im Norden an der Mittelmeerküste entlang zu fahren da hier eine schöne Strecke entlang geht. Hier finden wir auch einen ruhigen Platz zum Schlafen. Unsere erste gemeinsame Nacht in Afrika. Die Marokkaner sind auffällig zurückhaltend und beachten uns kaum. Liegt das an den hier lebenden Berbern oder hat sich das Verhalten seit meinem letzten Besuch hier wirklich so drastisch geändert? Wir werden sehen wie es weiter im Süden wird…..

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