02.04.2017
Im Kongo fahren wir auf den besten Straßen Afrikas…wer hätte das gedacht? Brandneu und keine anderen Fahrzeuge auf der Straße von der Grenze Gabuns bis zur Abzweig in den Norden, also für ca. 200 km
Der kleine Grenzübergang verläuft übrigens unspektakulär. Wir stempeln am Tag vorher in Lekoni beim freundlichen Beamten aus, übernachten im Canyion Rouge und fahren gemütlich auf guter Straße bis zum freundlichen Zollbeamten im Kongo, der sich gerne beim Ausfüllen des Carnet behilflich sein lässt.
Das hier ist die Zollstation. Die findet man natürlich auf Anhieb
Der Immigrationsbeamte ist dann leider ein Mensch der herrischen Sorte. Er kommandiert seinen “Untergebenen” erbarmungslos und herablassend herum. Wir versuchen die peinliche Situation zu ignorieren. Der arme Mitarbeiter soll dann unsere Personalien auf einen Zettel schreiben. Offensichtlich benötigt er aber eine Brille. Als er danach zu greifen versucht, verbietet es ihm sein Chef. Fehler sind vorprogrammiert und der eingeschüchterte Mann weiß schon, dass er gleich rund gemacht wird. Wir haben Mitleid, können aber nichts tun, außer uns zu unterhalten, so dass dieser Unmensch an Immigrationsbeamten keine Bühne für sein grausames Spiel hat.
Zu spät denken wir daran, dass wir noch Brillen aus Deutschland haben. Dieser Beamte wäre bestimmt froh darüber gewesen. Wir werden aber noch andere Menschen finden, die Schorsch s Brillen dringend benötigen.
Es gibt hier noch keine öffentlichen Verkehrsmittel. So werden wir beim Zoll und bei der Passkontrolle von den jeweiligen Beamten gefragt, ob wir Einheimische mitnehmen können. Zunächst sind es nur 2 Schulkinder, dann möchten noch eine junge Frau mitgenommen werden und als es sich herumgesprochen hat, dass wir Leute mitnehmen, kommen noch mehr. 40 km möchten sie mitfahren… keine Ahnung wie sie sonst dort hingekommen wären. Wir sehen kein anderes Fahrzeug, lediglich Afrikaner, die die Fahrbahn als Gehweg benutzen und mitten auf der gut ausgebauten Landstraße laufen.
Wir übernachten bei Silvano in Makoua, wo Didi sich um unseren Reifen kümmert. Wieder ein Loch! Langsam wird es ein bisschen eng mit der Qualität unserer Reifen…
Auch der Anschluss für die Druckluft zum Reifen aufpumpen muss repariert werden.
Am nächsten Tag machen wir uns auf den langen Weg in den Norden. Wir möchten einen Nationalpark besuchen und außerdem sollen dort Pygmäen leben.
Die Fahrt dorthin ist eher langweilig. Gute Teerstraße mit viel Grün rechts und links. Wenig Abwechslung.
In Ouesso angekommen, werden wir am Ortseingang kontrolliert und hier möchte man Geld. Es wird ein bisschen zäh, aber wir schaffen es wieder einmal ohne zu bezahlen weiter zu fahren. Nachdem wir ja jetzt “Freunde” sind dürfen wir sogar noch ein Foto des Beamten machen…
Hier tanken wir erst einmal voll. Benzin (Dan s Jeep braucht Benzin) war bislang nicht zu bekommen. Hier kann er volltanken. Glück gehabt. Diesmal …dazu in Brazzaville mehr….
Um zum Nationalpark zu kommen, müssen wir über den ca. 35 Meter breiten Fluss mit der Fähre übersetzen. Wir fragen nach dem Preis und sind geschockt. 25 Euro die einfache Strecke!!! Mindestens 50 Euro für den Hin- und Rückweg. Ja richtig, nicht 50 Euro … wir kennen Afrika mittlerweile und wissen, wenn wir auf der anderen Seite sind und die Fährmänner mitbekommen, dass wir unbedingt wieder zurück müssen, weil es für uns keine andere Möglichkeit gibt, steigt der Preis.
Nein, das tun wir uns nicht an.
Wir möchten wieder gehen, doch nun hat uns der betrunkenen Immigrationsbeamte entdeckt, der unbedingt unsere Pässe kontrollieren möchte. Wir befinden uns in Grenznähe zu Kamerun und er möchte einfach nicht hören, dass wir die Fähre nicht nehmen und auch nicht aus dem Kongo ausreisen möchten. Er ist ein extrem unangenehmer Genosse, will unbedingt die Pässe haben und behält diese. Verlangt Geld. Ein anderer Beamter kommt und hat keine Ahnung vom Carnet. Angeblich sei es ungültig. Plötzlich ist Dan s Fahrzeugschein verschwunden……Der Betrunkene behauptet ihn an Dan zurückgegeben zu haben, was natürlich nicht stimmt. Nun tickt Dan aus, weil sich auch immer mehr Beamte von verschiedenen Behörden (Zoll, Polizei, Immigration) einmischen.
Es wird laut. Dan notiert den Namen des Beamten, der unsere Dokumente nicht mehr heraus rücken möchte und Didi macht mit seinem Handy ein Foto von ihm. Ich gehe zu einer Zollbeamtin, die irgendetwas in ihr großes Poesiealbum schreibt und entdecke, dass Dan s Fahrzeugschein durch mehrere Hände bis hier hin gelangt ist. Als ich das Dan und Didi zurufe verlagert sich der Schauplatz an ihren kleinen schattigen Unterstand. Laute Worte werden gesprochen. Der betrunkene Beamte möchte, dass Didi das Foto löscht und dieser denkt nicht dran, sagt, dass er es zur Botschaft schicken wird, um sich über ihn zu beschweren. Das machen wir natürlich nicht, aber die Drohung zeigt Wirkung. Der Betrunkene wird kleinlaut……vielleicht überlegt er sich das nächste Mal wie man freundlicher sein kann? Wer weiß.
Die Beamtin hält sich die Ohren zu und verdreht die Augen. Als ich ihr erkläre, dass wir die Fähre nicht nehmen werden, legt sofort ihren Stift aus der Hand und fragt, weshalb sie dann alle Fahrzeugdaten aufschreibt? Wir sagen, dass uns diese Vorgehensweise auch schleierhaft ist, wir es mehrfach versucht haben zu erklären, aber ihre Kollegen nicht zuhören können.
Sie schüttelt ihren Kopf, steht auf und bringt uns unsere Pässe, die ein anderer Beamter hatte, zurück.
Der Betrunkene möchte immer noch, dass Didi das Foto löscht. Doch Didi bleibt hart und pflaumt den Beamten an, dass er sich das nächste mal besser benehmen soll. Als auch keiner der anderen anwesenden Beamten ihm zur Seite stehen, kehrt er wieder zu seiner Flasche Bier zurück.
Es ist nicht immer einfach ruhig zu bleiben bei den vielen Kontrollen hier.Manchmal wird man nur kurz verhört (woher, wohin, was macht man …) aber oft wird jede Information bis hin zum Namen des Vaters und der Mutter aufgeschrieben. da in diesem Zeitraum auch noch alle anderen Kollegen aufkreuzen (Militär, Polizei, Custom Control und Douane) und jeder zeitgleich Fragen stellt dauert dies meist eine Stunde bis man weiterfahren kann. Wenn man das Prozedere nun zum dritten mal am gleichen tag durchmacht und das bei diesem Klima das hier herrscht, soviel Baldrian kann kein Mensch nehmen damit er da noch ruhig und gelassen bleibt.
Schön ist es auch wenn einer der Beamten auf der Beifahrerseite nach den Pässen fragt und diese auch von Dani bekommt und zugleich ein anderer auf der Fahrerseite ebenfalls die Pässe verlangt. Sagt man ihm er muss etwas warten da gerade sein Kollege einen Blick darauf wirft kann dieser es nicht begreifen und reagiert ärgerlich das man ihn warten lässt, beschwert sich und/oder fängt an zu uns mit Schikane zu provozieren….(Auto durchsuchen, Gelbfieberimpfung kontrollieren, Fahrzeugpapiere, Versicherungen usw. usw.)
Wir fahren einige Kilometer aus Ouesso raus, kommen an unserer Lieblingspolizeikontrolle vorbei, die uns nun sehr freundlich durchwinken und übernachten auf dem Gelände einer Priesterschule.
Pygmäen sehen wir leider keine Lediglich am Straßenrand kann ich im Vorbeifahren einen kurzen Blick auf ein paar wenige kleine Menschen werfen.
Weiter südlich bei einem unserer Buschcamps kommen aber dann doch noch zwei Pygmäen vorbei, die auf dem Nachhauseweg von ihrer Feldarbeit sind. (Leider keine Fotos. Ich war zu schüchtern…) Wir fragen, ob wir übernachten dürfen und schütteln Hände. Sie sprechen kein Französisch, lachen aber und sind freundlich. Faszinierend. Der eine ist einen ganzen Kopf kleiner als ich, der andere vielleicht einen halben Kopf. Sie haben eine normale Statur. Alles ist nur etwas kleiner. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden sie hier im Kongo nicht als Menschen anerkannt und auch jetzt sind diese ursprünglichen Waldmenschen nicht wirklich in das System der Schulbildung etc. integriert. Ich hätte gerne mehr von deren Kultur erfahren, doch wir haben leider keine Zeit (da wir uns um das Angola Visum kümmern müssen) und würden außerdem sowieso eher nicht kommunizieren können…