07.04.2017
Nachdem Dolisie als Stadt so angenehm und sympathisch war, erhoffen wir uns das von Pointe Noire ähnlich. Zunächst fahren wir wieder einmal auf einer Motorrad-Traumstrecke durch den Dschungel. 200 km kurvige Piste durch schöne Landschaft. Von Pointe Noire sind wir dann geschockt. Viele Kilometer fahren wir durch Slums. Es ist hektisch, schmutzig und überbevölkert. Im Zentrum treffen wir dann auf westliche, sehr teure Geschäfte. Ein krasser Gegensatz.
Wir wollen zur Bar/Restaurant CocoRico, um Jose zu treffen. Er soll “viel Leute” kennen…
Wir sind hier, um das Angola Visum zu beantragen… In Brazzaville wurden wir abgewiesen. “Visa – only for residents”, hieß es dort. Das ist nicht das, was man hören möchte. Besonders, wenn es sich wieder einmal um ein Land handelt, dass man gar nicht (wie Nigeria, weil zu gefährlich) oder fast gar nicht (wie Angola, um das zu Umfahren müsste man durch DR Kongo 1000de von Kilometern durch den Dschungel fahren) umfahren kann.
In Dolisie probieren wir es erst gar nicht, da andere Reisende es dort nicht erhalten haben. Von Overlandern, die wir in Togo getroffen hatten wissen wir, dass es nicht unmöglich ist in Pointe Noire zumindest ein 5 Tage Transitvisum zu bekommen. Angola ist ca. 2000 km lang und nicht durchgehend asphaltiert. Da sind 5 Tage ganz schön sportlich. Außerdem wollen wir etwas von diesem Land sehen und nicht einfach durchhetzen. Wir sind scharf auf ein Touristenvisum. Also auf zu Jose.
In seiner kleinen Strandbar, die nicht am Strand liegt, treffen wir den sympathischen Portugiesen. Wir trinken ein paar Bier zusammen und er bringt uns zu seinem Freund Pascal, der am Strand ein Hotel mit Restaurant führt. Auf dem Parkplatz neben dem Boule-Feld dürfen wir mit Ausblick auf den Strand kostenlos übernachten.
Am nächsten Morgen fahren wir mit Jose zusammen zur Botschaft. Das ist gut so, denn ohne ihn wären wir gar nicht erst durch das Eingangstor geschweige denn zur Anmeldung gelangt. Es sind nicht gerade die freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen, die hier arbeiten. Leider ist es Freitag und man akzeptiert unseren Antrag nicht. Da kann auch Jose nichts machen, da die Empfangsdame, zu der Jose einen guten Draht hat, leider heute nicht da ist. Die Erfahrung, dass es fast wichtiger ist die Sekretärin oder Empfangsdame zu kennen haben wir schon in Nigeria gemacht … Wir sollen am Montag wieder kommen. Nun denn, eigentlich wollten wir nicht so lange in dieser Großstadt verbringen. Aber die Aussicht auf das heiß begehrte Visum ist verlockend. Wir bleiben und nutzen die Zeit, um Blogbeiträge zu schreiben und VAnGO “stubenrein” zu machen.
Die Abende verbringen wir in Jose s kleiner Bar und lauschen seinen unglaublichen Geschichten. Dieser Mann hat sein Leben in vollen Zügen gelebt und genossen.
Als Pilot im Bürgerkrieg Angolas, als Kapitän auf einem Schiff, das den Kongo herauf und hinunter gefahren ist, Geschäftsmann, Barbesitzer und vieles mehr… und der Damenwelt in jeder Lebenslage aufgeschlossen
Montag morgen, 9:30 Uhr:
Der Pförtner möchte uns wieder abweisen. Jose ist diesmal nicht dabei. Dan erklärt auf französisch 3x, dass uns die Sekretärin am Freitag sagte, dass wir am Montag wieder kommen sollen.
“Visa-Anträge werden nur dienstags und donnerstags angenommen”, erklärt der Pförtner. Wir bleiben stur. Er überlegt und lässt uns dann doch passieren.
Die Dame an der Anmeldung gehört nicht zu den warmherzigsten Menschen dieser Welt. Sie ist etwas ungehalten, weil wir die Papiere nicht ordentlich beisammen haben. Aber wir hätten da ja auch noch ein paar Fragen, da das in portugiesischer und französischer Sprache verfasste Formular nicht ganz eindeutig ist. Die Übersetzung ins Französische widerspricht in einigen Punkten den portugiesischen Formulierungen. Sie möchte aber nicht helfen, gibt uns eine Kontonummer. Wir müssen zuerst zur Bank, jeweils 2000 CFA Bearbeitungsgebühr einzahlen und dann mit allen Papieren ordentlich zusammengeheftet wieder kommen.
Nun gut. Wir fahren zur Bank. Einzahlung ist kein Problem. Wir fahren zur Botschaft zurück. Die Dame nimmt unsere nun ordentlich sortierten und mit einer Büroklammer versehenen Unterlagen und schaut sie durch. Wir denken, dass wir einiges nicht richtig ausgefüllt haben, aber sie verzieht keine Miene… Keiner von uns traut sich nachzufragen. Kalt sagt sie: “Wir werden angerufen, sobald es fertig ist.” Was auch immer “fertig” bedeutet. Einen Zeitpunkt nennt sie nicht.
Wir belohnen uns für unsere Mühe mit einem super leckerem Eis und fahren zur Brasserie de la Mar zurück. Warten ist angesagt…
Abends treffen wir bei Jose auf Julio, einem angolanischen, wohl sehr einflussreichen Freund Jose s. Er lebt in Cabinda und möchte, dass mehr Menschen sein Land, auf das er stolz ist, besuchen. Die Visa Situation ärgert ihn und da er Einfluss hat, möchte er sich um unser Visum kümmern. Am nächsten Morgen treffen wir ihn wieder. In der Botschaft hat sich noch keiner um unser Visum gekümmert findet er nach einem Telefonat heraus… Hm. Er macht uns Hoffnung, dass es am Mittwoch fertig sein könnte. Leider muss er wieder nach Cabinda zurück. Gerne hätten wir uns noch länger mit diesem herzlichen Menschen unterhalten.
Am Mittwoch passiert leider auch erst mal lange nichts… wieder ist warten angesagt. Langsam wird es zäh. Auch wenn die Abende in Jose s Bar schön sind, möchten wir doch endlich weiter. Um 14.15 Uhr kommt der ersehne Anruf. Wie sollen sofort zur Botschaft kommen und Geld mitbringen. Sofort ist mit unseren Autos immer leichter gesagt als getan. Das Zusammenpacken, um das Auto fahrbereit zu machen dauert eine Weile und wir müssen uns noch botschaftsfein machen. Wir schaffen alles in Rekordzeit und sind um 14.50 Uhr, 10 min. vor Schließung in der angolanischen Botschaft.
Wir bezahlen 75.000 CFA und müssen dann noch ca. eine halbe Stunde warten. Dann endlich halten wir unser heiß ersehntes Visum in der Hand. Wir belohnen uns natürlich wieder mit einem Eis.
Bestens gelaunt kehren wir in der Cocorico Bar ein. Jose lässt uns von seiner selbstgemachten Suppe probieren. Super lecker. Wir essen wieder unseren geliebten Hamburger und feiern den Tag mit Bier. Freunde von Jose setzen sich an unseren Tisch und hier ist es wohl Sitte, dass der Hinzukommende eine Runde ausgibt. Somit stehen auf einmal 3 weitere Bier und Sprite vor mit auf dem Tisch…wer soll das alles trinken? Puh. Ich schaffe es auf jeden Fall nicht.
Manche sprechen ausschließlich französisch, manche nur portugiesisch. Jose spricht alle Sprachen fließend, übersetzt oder wir verständigen uns mit Händen und Füßen. Wir lachen viel und haben einen heiden Spaß.
Jose meint, als wir uns fast den Tränen nahe voneinander verabschieden, dass ich die übrigen Bier und Sprite mitnehmen und bei einem speziellen Anlass, wenn wir an ihn denken, trinken sollen.
So werden wir es machen.
Danke für die wunderschöne gemeinsame Zeit.