Gemeinsam mit Esther, Jürgen und den drei Kindern Hella, Freya und Karla machen wir uns auf den Weg zur mauretanischen Grenze.
Wir sind gewappnet, denn der Grenzübergang soll nicht ganz ohne sein. Angeblich wird man schon auf marokkanischer Seite von sogenannten Transiteurs belästigt, die einem nicht ganz uneigennützig über die Grenze “helfen” möchten. Nette Reisende, die hier zu viel Geld haben liegen lassen, haben im Internet jeden einzelnen Schritt und jedes Gebäude sowie auch die Summe der “Gebühren” (mit und ohne Quittung) aufgeführt, um nachfolgenden Reisenden das Leben zu erleichtern. Vielen Dank an alle unbekannter Weise.
Dies hier ist die erste Station der Ausreise aus Marokko. Neben einem großen Tor sitzt ein Mann, der die “Fiche” für die Menschen ausfüllt, die nicht lesen und schreiben können. Sein Service ist gebührenpflichtig. Wir schaffen das auch ohne ihn, obwohl es den Fiche nur in französischer Sprache gibt.
Afrikanische Grenzübergänge sind chaotisch und für europäisches Logikdenken undurchsichtig angeordnet. Hinzu kommt, dass die “Gebäude” (kleine quadratische Betonbauten, die man ebenso für das Toilettenhäuschen halten könnte) nicht wirklich beschriftet sind. Die Tranisteurs haben demzufolge bei allzu ängstlichen oder unter Zeitdruck stehenden Touristen gute Chancen sehr sehr viel Geld zu verdienen. Wir haben von bis zu 60 Euro gehört und das bei einem Durchschnittsverdienst der ärmeren Bevölkerung von 100 Euro pro Monat.
Ich möchte euch nicht mit Einzelheiten langweilen, aber die Ausreise aus Marokko ist langwieriger und komplizierter als die Einreise nach Mauretanien. Nachdem wir ca. 2 Stunden in brütender Hitze vor dem ersten Tor gewartet haben, müssen wir insgesamt an 4-6 Stellen immer wieder unseren Pass und/oder unsere Fahrzeugpapiere vorzeigen. Die Daten werden handschriftlich in –wie ich sie nenne- Poesiealben eingetragen (bei der Fülle an Reisenden findet sich m.M.n. niemand mehr in diesen Büchern zurecht). Beide Autos müssen durch den Scanner gefahren werden. Leider kommen wir kurz vor der Mittagspause um 13 Uhr dort an. Die Pause endet erst um 15 Uhr!! Puhhh und wir wollten eigentlich noch durch die mauretanische Grenze…. Wir verstehen das Aufhebens um unsere Fahrzeuge sowieso nicht. Wir wollen doch AUSreisen!! Die Marokkaner sehen das wohl anders und schicken auch noch den Drogenhund durch unser Auto.
Um 16.30 Uhr –kurz vor Schließung der 2. Grenze- fahren wir durch das 4 km lange, vermiente Niemandsland. Die Schlepper, die uns einreden wollen, das wir uns ohne ihre Dienste in den Tot fahren würden, hängen wir erfolgreich ab. Wir haben auf solch einer kurzen Strecke noch nie so viele ausgeschlachtete Fahrzeuge gesehen. Die wenigsten davon sind auf eine Miene gefahren. Trotzdem möchten wir nicht wirklich vom rechten Weg abkommen.
Wir vermuten, dass diese Autos nicht die nötigen Papiere aufweisen konnten, um in das jeweils andere Land importiert werden zu können und bevor man dann Strafzoll zahlen muss, der je nach Land bis zu 350 % des Neuwertes betragen kann, “parkt” man es dann einfach hier.
Wir fahren noch rechtzeitig auf mauretanisches Grenzgebiet. Übernachten wollte ich im Niemandsland nicht. Da ist es nachts richtig lebendig….
VAnGO ist kaum geparkt und ich ausgestiegen, steht schon ein Mann im grünen Overall vor mir und verlangt die Pässe. Er nimmt sie mir aus der Hand und ich bezweifle, dass es ein Offizieller ist. Didi bemerkt, dass ich die Pässe wieder haben möchte und der bestiefelte sie mir nicht wieder geben möchte. Didi ergreift den Mann am Schlawittchen. Böser Fehler! Es ist ein Grenzbeamter. Gar nicht mehr gut gelaunt beordert der uns in das erste Grenzgebäude, wo sein Vorgesetzter zum Glück recht ignorierend die Geschichte vernimmt. Jürgen vermittelt noch, dass das offensichtlich ein Missverständnis war und die Hitze den Deutschen wohl sehr zusetze. Der niedrige Dienstgrad des Grenzbeamten lässt die Sache dann im Sand verlaufen, obwohl der Didi noch einen Schrecken einjagen möchte, indem er sagt, dass er ihn für eine Nacht festnehmen wird. Mit Handschlag und Schulterklopfen gehen sie nach Erteilung unseres Visums auseinander.
Esther und Jürgen hatten bei der Visaerteilung keinen Spaß. Der horrende Preis von 120 Euro (vergnügungsfrei!) gilt auch für die beiden Kinder und sogar das Baby. Jürgen tritt in die Verhandlungsphase ein. Der visaerteilende Beamte, sein Kollege und auch der Polizeichef (der die Pässe dann abstempeln müsste) sind nicht begeistert. Jürgen kämpft bis Ladenschluss und wird auf den nächsten Morgen um 9 Uhr vertröstet.
Didi und ich haben in der Zwischenzeit unsere Zollpapiere erledigt. Der Beamte dort war sehr nett. Die Horrorgeschichten aus dem Internet können wir nicht bestätigen. Man kann diesen Grenzübergang auch ohne Französischkenntnisse und ohne Schlepper in 1 – 2 Stunden erledigen.
Da wir gemeinsam Reisen, übernachten wir auch gemeinsam an der mauretanischen Grenze. Die Nacht ist ruhig. Nur im Niemandsland sehen wir ab und zu Lichter…
Der große Boss, der Patron ist am nächsten Morgen erst um 11 Uhr mit Kamerateam zugegen. Das Fernsehen kommt jedoch nicht wegen der Visageschichte unserer Freunde. Wir wissen allerdings auch nicht, weshalb dort gedreht wird.
Der Visa-Beamte möchte die Verantwortung wieder dem Polizeichef übertragen und der wiederum sagt, dass es die Angelegenheit der Visa-Stelle ist. Diese verweist an den Patron. Jürgen wird in ein Auto gepackt und die 500 m bis zum nächsten Gebäude gefahren. Dort wird er eher herablassend behandelt. Er hat keine Chance auf Erlass der Visagebühren für die Kinder oder zumindest für das Baby.
Für das Übernachten an der Grenze nimmt man uns noch jeweils 3 Euro ab!
Welcome to Mauretania …… einem Land, in dem man Touristen für alles Mögliche und Unmögliche das Geld aus der Tasche ziehen will!