Die Sargbauer Ghanas

Ghana ist –ich will es mal so sagen- das christlichste Land, das ich kenne. Zwinkerndes Smiley

Hier ist, glaube ich, jede erdenkliche christliche Glaubensrichtung auf dieser Erde vertreten. Von manchen habe ich noch nie gehört, wie z.B. der Church of Pentecost. In jedem Dorf, und sei es noch so klein, stehen mehrere Kirchen. Manche sind richtig prunkvoll und erinnern mich an das deutsche Mittelalter (nicht wegen des Baustils). So muss es damals bei uns gewesen sein: Prunkvolle Kirchen wurden gebaut und die Bevölkerung lebte in Armut um den Prachtbau herum. 70 % der Bevölkerung Ghanas sind Christen. Im Norden gibt es die meisten Muslime und über das ganze Land hinweg findet man den Animismus, der sich gerne mit den anderen beiden Religionen vermischt.

Sogar der Vatikan hat hier eine Botschaft. Echt jetzt. Vielleicht sollte der Papst ernsthaft darüber nachdenken, seinen Wohnsitz nach Ghana zu verlegen. Zwinkerndes Smiley

 

Allgegenwärtig ist der christliche Glaube in den Werbeplakaten und im täglichen Leben. Da gibt es den:

God is God Supermarkt

Saviour Metal Works

Fruit of Destiny Prayer

God s faithfulness in radio excellence

Hope Pharmacy

Greenhorn Engineering Service (ok, das ist nix christliches, sondern einfach nur lustig)

God will prove vulcanising shop

God first pharmacy

I trust in God beauty salon

One blood barber fashion

Gloryland Car wash

Jesus I know electrical works

God is a great mechanic

God s will clinic

und viele, viele mehr…

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Gesehen habe ich folgende Kirchen:

Methodisten, 7 Tage Adventisten, Zeugen Jehovas, Pentecost, Church of Christ, Protestanten, Redempton Church, Christ Reform Church, Christ Apostolic Church, Church of Jesus Christ the latter days, 12 Apostels Church of Ghana, First Fruits Church…. und auch hier viele, viele mehr….

Die Predigten sind eher “offensiv”. Die Stimme des Pastors klingt wie die eines erhitzend Politikers im Bundestag, mit dem Unterschied, dass hier die Gemeinde nicht schläft, sondern immer lautstark mit “Yes, I will” oder ähnlichem antwortet.

Eine Amerikanerin bemerkte die Anzahl der Kirchen mit den Worten: “Every second door is a church. Why?” ….Und in Amerika ist die Anzahl an Kirchen ja auch nicht wirklich gering.

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Doch jetzt zu den Sargbauern:

Wer es sich leisten kann, bestattet seine Lieben dann in einem, speziell den Vorlieben, Hobby, weltlichen Errungenschaften des Verstorbenen entsprechenden, Sarg. Ich finde den Helikopter ziemlich klein für eine erwachsene Leiche und frage den Sargbauer, ob darin ein Kind bestattet wird. Er meint: “No, no. We put the head here (er deutet auf das Cockpit) and throw the legs down there.” Alles klar, oder? Zwinkerndes Smiley

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Und es gibt auch noch diese Särge, hier schon bunt bemalt:

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Die “Standartsärge” gibt es auch:

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Dies sind keine Bestattungsfahrzeuge, sondern Taxis:

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Ich versuche noch mehr Fotos zu machen, die ich dann hier einfügen werde.

 

Bestattet wird übrigens erst, wenn man es sich leisten, sprich wenn genügend Geld da ist. So lange wird die Leiche eingefroren. Das kann schon mal für 2-3 oder auch 4 Monate sein.

Die eisige Person wird dann in den Sarg gequetscht (siehe Helikopter Zwinkerndes Smiley) und in einer lautstarken Prozession zu Grabe getragen. Es kann auch schon mal vorkommen, dass der Grabaushub für die Spezialsärge etwas zu klein ausgefallen ist. Dann überlegt man, wie man den Sarg am besten und schnellsten ins das zu kleine Loch bekommt. Bei unserem Hubschrauber könnte es z.B.  sein, dass man dann flugs den hinteren Rotor abbaut (und hofft, dass die Füße nicht rausgucken). Echt jetzt!

Die Beerdigung selbst ist dann eher wie ein Fest. Man leiht sich Plastikstühle vom Stuhlverleiher, ein Zelt (in der Ashanti Region in rot und schwarz gehalten, wenn ein jüngerer Mensch stirbt. In schwarz und weiß, wenn ein älterer Mensch gestorben ist.), die Gemeinde kleidet sich in ebendiesen Farben (die Kleider dafür werden vom ortsansässigen Schneider, der sich auf Hochzeiten und Beerdigungen spezialisiert hat, angefertigt), die hier übliche Musikanlage (laut, sehr laut, extrem laut) darf natürlich nicht fehlen.

Der Festschmaus wird übrigens an die Gäste verkauft. Außerdem wird von jedem Trauernden ein kleiner Obulus erwartet, der fein säuberlich in ein Buch eingetragen wird. Sagen wir mal: Du stirbst, ich komme zur Trauerfeier und “spende” 20 Euro. Wenn jemand aus meiner Familie stirbt und jemand aus deiner Familie kommt, wird er genau diesen Betrag geben. Nicht mehr und nicht weniger.

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