VAnGO ist wieder daheim

Mit Pangaea werden beide Autos auf einen open-top-container geladen. Zwei Stürme durchkreuzt das Schiff bevor es in Bremerhaven ankommt. Bei der Abholung möchte man uns zunächst nicht auf das Hafengelände lassen. Es dauert eine Weile, doch wir schaffen es noch vor der Mittagspause und dem Schichtwechsel der Lageristen unsere Autos fahrbereit zu machen.

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Unser Auto ist daheim und wir sind darüber sehr froh und erleichtert, dass es zwar lange gedauert aber doch noch geglückt ist.

VAnGO wird nun erst einmal richtig sauber gemacht, gehegt und gepflegt bevor es weiter geht. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.

VAnGO auf dem Abschleppwagen

5.10.2020

Die Ereignisse überschlagen sich. Der Scheich aus Dubai hat Lösungen parat. Wir vertrauen ihm unsere Autos an, die in Jeddah auf zwei Abschleppwagen geladen werden, um ins ca. 2500 km entfernte Dubai transportiert zu werden. Der erste Abschleppwagen ist zu schwach für unser Auto. Mit den zweiten klappt es dann. Wir kennen aber die Fahrweise der Einheimischen und auch die abschnittsweise mit Schlaglöchern gespickte Strecke und halten für 2 Tage den Atem an.

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An der Grenze werden die Fahrer aufgehalten, da die Eigentümer (also wirWinking smile) der Fahrzeuge nicht zugegen sind. Wir waren darauf vorbereitet und sandten vorab Papiere zu, die den Transport autorisieren. Somit ist auch das kein Problem. Beide Fahrzeuge erreichen unversehrt Dubai. Wir erhalten Fotos, auf denen sie bereits auf dem Gelände der Pangaea Verschiffungsgesellschaft zu sehen sind.

Wir sind dem Scheich aus Dubai unendlich dankbar für seine Hilfsbereitschaft und Vertrauen. Die Kosten für den Transport wollte ich ihm vor der Abholung unserer Autos aus Jeddah überweisen. Er antwortete, dass er zuerst die Fahrer bezahlt, sobald sie in Dubai angekommen sind und sich versichert, dass die Fahrzeuge gut dort angekommen sind. Erst dann möchte er von uns bezahlt werden.

Der Scheich kennt uns nicht. Wir hatten lediglich Kontakt über whatsapp… Text- und Sprachnachricht. Einen Vertrag gab es nicht. Auch keinen Handschlag. Er vertraute uns, wir vertrauten ihm. Das war eine extrem schöne Erfahrung, die eine innige Verbindung herstellt, ohne sich jemals gesehen zu haben. Ohne seine Hilfe hätten wir die Autos niemals aus Saudi Arabien ausführen können, ohne selbst vor Ort zu sein. Und Letzteres war durch Corona unmöglich. Wir hoffen sehr, ihn einmal zu treffen. Entweder in Dubai oder bei uns in Deutschland, wo er immer herzlich willkommen ist.

Ein Scheich aus Dubai

30.09.2020

Bis der saudische Agent alles geregelt hat ist wieder 1 Monat verstrichen und die Preise pro Container auf 9.600 Euro gestiegen. Uff. Das ist happig.

Ich sende eine whatsapp an zwei Scheichs, die uns eigentlich erwarten… seit geraumer Zeit. Ich entschuldige mich, dass es so bald mit einem Treffen leider nicht klappt. Der Scheich fragt, wie wir das mit unserem Auto geregelt haben. Ich schildere die Situation. Er fragt, ob wir schon einmal an den Transport der Fahrzeuge (per Lkw) von Jeddah nach Dubai nachgedacht hätten. “Ja, haben wir. Aber wir bräuchten erneut eine brokers authorization (die letzte Freigeschaltete gilt ja nur für den Verschiffungsagenten) und das kriegen wir nicht hin. Wir haben das monatelang versucht.”

“Just a moment. Let me check something.”

Der Beginn einer außergewöhnlichen Geschichte.

Vitamin B hilft

25.09.2020

Nach Monaten zähflüssiger Verhandlungen hängen wir immer noch am customs account bzw. der Vollmacht fest. Hinzugekommen ist das Problem, dass es durch die Pandemie Verschiebungen bei den Seefrachtrouten bzw. bei den Container gibt. Leere Container gibt es in Amerika, aber keine Ware, die von dort aus verschifft werden können. Ware gibt es in China, aber dort sind Container Mangelware. Das führt zu einer erheblichen Preissteigerung. Statt 1800 Euro für einen Container sollen wir jetzt 4000 Euro bezahlen. Tendenz nach oben. Im monatlichen Abstand.

Genau in dieser Phase erhalten wir Kontakt zu einem Scheich. Er möchte helfen und hat offensichtlich auch die Macht dazu. Nachdem er sich bei einem abendlichen whatsapp chat unser Problem hat schildern lassen, geht er schnurstracks am nächsten Morgen zum Zoll und unser customs account ist frei geschaltet. Wow. Wir sind zutiefst beeindruckt. Er schaffte über Nacht das, woran wir monatelang arbeiteten.

Voller Tatendrang und Freude schreiben wir dem saudischen Agenten vom Erfolg. Er macht sich auf die Suche nach einem Schiff und einem Container… ah nein 2 Containern. Das ist eine andere Besonderheit der Saudis. Unsere beiden Fahrzeuge würden in einen gemeinsamen Container passen, doch ist es leider nicht erlaubt zwei Autos unterschiedlicher Eigentümer in einem gemeinsamen Container zu verschiffen. Zwei Container sind natürlich sehr viel teurer als einer…

VAnGO ganz allein in Saudi-Arabien

20.9.2020

Vango steht sicher neben dem Auto unserer Freunde Dagi und Oli in Hamzas Garage. Von daher machen wir uns keine Sorgen über Diebstahl oder ähnliches. Kopfzerbrechen bereitet uns jedoch immer noch die Zollfrage. Beide Autos sind schon viel zu lange im Land und wir wissen nicht was passieren könnte, sollte das dem saudischen Zoll irgendwann einmal auffallen und nicht gefallen. Wir haben lediglich die mündliche Zusage eines höhergestellten Zollbeamten, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Doch die Bedingung war, dass wir kurz vor Ausreise den Grenzübergang nennen sollten. Nun können wir aufgrund der Grenzschließungen nach KSA unsere Fahrzeuge nicht über die Landgrenze außer Landes bringen. Wir suchen nach Alternativen.

Der erste Verschiffungsagent ist zunächst vielversprechend. Doch bietet er keine Container-Verschiffung an. Nach wochenlangem Verhandeln für RoRo (Roll on Roll off) und das Abwägen des Diebstahlrisikos werden seine Preise immer höher und wir schauen uns nach einer Alternative um.

Pangaea mit Sitz in Dubai klingt vielversprechend. In Saudi habe man Verbindungen zu einem Agenten, der vor Ort alles regeln könne. Die Verhandlungen laufen gut, bis es heißt, dass wir eine brokers authorization unterzeichnen müssen und dafür müssen wir persönlich vor Ort sein. Diese Vollmacht benötigt man, um sein Auto durch den Zoll zu bringen. Vor Ort können wir nicht sein und von Deutschland aus ist die Sache kompliziert. Der Notar muss eine solche Vollmacht beglaubigen. Das Landgericht überbeglaubigen und das Bundesgericht ist dann nochmal dran. Die schicken das Schreiben zur saudischen Botschaft, die dann auch nochmal Stempel drauf drückt. Kostet ca. 300 Euro und wir wissen nicht, ob es dann auch das Dokument ist, das in KSA anerkannt wird. Wir suchen nach Lösungen. Der saudische Agent scheint eine gute Idee zu haben. Er hat beim Zoll ein customs account für uns erstellt, dass von der saudischen Botschaft in Berlin in unserem Beisein frei geschaltet werden kann. Das klingt gut. Dann müssten lediglich Didi und Oli nach Berlin fahren. Doch die saudische Botschaft hat von einem solchen account noch nie etwas gehört und will nicht auf s Knöpfchen drücken. Auch nicht in unserem Beisein. Die saudische Botschaft ist sehr nett und hört sich unser Problem an, kann aber leider keine Lösung bieten.

Die Pandemie verschließt die Türen

15.9.2020

Wir sind zur Bewegungslosigkeit verdammt. Alles, was man anpacken möchte, scheitert an Grenzschließungen oder Corona-Reglungen. Wir hoffen, dass wir nach Saudi-Arabien zurück kehren können, doch die Grenzöffnung nach KSA wird immer wieder verschoben. Die Saudis möchten keine weitere Corona-Welle riskieren. Verständlich. Doch für uns bedeutet dies, dass wir unsere Reise nicht wie gewünscht über die Landroute (Oman, VAE, Iran, Türkei, Europa) beenden können. Tatsächlich werden die Grenzen erst am 1.8.2021 wieder geöffnet sein… meinem 1. Arbeitstag.

Unsere Sorge gilt nun unserem Auto: Wie können wir es von Saudi-Arabien nach Deutschland bringen, ohne vor Ort in Saudi zu sein?

Flug

23.4.2020

Die Abholung durch das deutsche Konsulat klappt pünktlich und wir fahren erneut durch das menschenleere Jeddah.

Am Flughafen werden wir von der überaus netten Frau Koob vom Konsulat empfangen. Nach check ihrer Liste gehen wir zum check-in, geben unser Gepäck auf und warten (nach der Sicherheitskontrolle, aber ohne Gesundheitscheck) in der ausgestorbenen Abflughalle. Die Geschäfte sind geschlossen, lediglich der Coffee to go Laden ist geöffnet. Drinnen leer, draußen stehen die geparkten Saudia Flugzeuge in Reih und Glied.

Ca. 80-100 Menschen fliegen heute nach Wien. Der Flug verläuft ruhig. Es werden Masken und Desinfektionsmittel ausgeteilt.

Nach der Landung dürfen lediglich 15 Menschen auf einmal aus dem Flugzeug aussteigen. Sicherheitskontrolle der Österreicher. Ruppig geht es zu und nicht gerade freundlich. Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt.

Wir gönnen uns das erste Bier seit Äthiopien. Drei Monate ist das her. Das zischt.

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Von Al Bahah nach Jeddah und unsere letzte Nacht in Saudi Arabien

22.4.2020

Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Abfahrt ist um 7 Uhr. Rex, der Hund, zieht den Schwanz ein und lässt die Ohren hängen. Wir verabschieden uns schnell von Elisabeth und Rex, doch die Tränen sind schneller… alles doof!!

Die lange Passstraße führt uns von 2200m auf Meereshöhe. Kurz vor Erreichen der Küstenstraße müssen wir den ersten Provinzkontrollpunkt passieren. Ob das hochoffizielle, fälschungssichere Schreiben der Botschaft hilft? Wir wissen es nicht, denn es wird lediglich die Gegenrichtung kontrolliert. Na das ging ja schon mal gut. Smile

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Kurz vor Jeddah finden vermehrt Kontrollen statt. Das Schreiben interessiert die Polizei wenig. Überzeugend wirkt, dass wir zum Flughafen möchten, um nach Hause zu fliegen. Wir werden überall durchgewunken.

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In Jeddah selbst sind die Straßen wie ausgestorben. An einer der wenigen Tankstellen, die innerhalb der Stadt Diesel haben, tanken wir nochmal voll. Kurz darauf treffen wir an unserem Ziel ein. Es ist 14 Uhr.

Riyadh, der Torwächter, öffnet und wir sind perplex: Wir dürfen in der Privatgarage von Hamza unsere Autos unterstellen. Klimatisiert!! Da müssen wir uns um Schimmelbildung im schwülen Jeddah keine Sorgen machen. Schwitzend und müde von den Anstrengungen der letzten Tage verziehen wir uns auch gleich mit in den Hangar. Wir sind erneut beeindruckt und zutiefst beschämt von der Gastfreundschaft und Großzügigkeit der Saudis. Ein älterer, edler Herr fährt mit seinem Auto vor, begrüßt uns und sagt, dass er uns am nächsten Morgen zum Flughafen fahren würde. Doch wir wollen Hamza und seiner Familie nicht noch mehr Unannehmlichkeiten bereitet und kontaktieren das Konsulat. Öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht mehr. Nach einigem hin und her sagen sie zu, uns morgen früh mit dem Pkw der Botschaft abzuholen und zum Flughafen zu fahren. Somit ist die letzte Hürde geschafft.

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Der letzte Abend in der Sommerresidenz

21.4.2020

Die Stimmung ist nicht freudig. Wir sind uns alle noch nicht so sicher, ob es die richtige Entscheidung ist, nach Deutschland zu fliegen. Elisabeth kann wegen Rex hier nicht weg. Rex darf nicht nach Australien fliegen und Elisabeth nicht nach Deutschland. Sie wird die Sache in Saudi Arabien aussitzen. Die herzensgute Seele hat für uns Reissalat als Verpflegung für die Fahrt nach Jeddah zubereitet und hilft und unterstützt uns an unserem letzten Tag, wo sie nur kann.

Abends gehen wir alle früh ins Bett. Abschiednehmen ist nicht leicht… schon jetzt fließen Tränen.

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Die letzten Tage in der Sommerresidenz in Al Bahah

20.4.2020

Plötzlich kommt von der österreichischen Botschaft Bewegung in die Sache. Sie haben uns vor einigen Tagen einen Flug in Aussicht gestellt. Obwohl noch ungewiss ist, ob wir mitfliegen können nutzen wir die Ankündigung als Anlass zu packen, die letzte Wäsche zu waschen und somit alles für die Abfahrt und lange Unterstellzeit für VAnGO klar zu machen. Bis Jeddah sind es nur 400 km. Trotz Ausgangssperre ab 15 Uhr sind die locker an einem Tag zu schaffen. Nach Riad hätten wir mindestens zwei Tage benötigt und nicht gewusst, wo und ob wir auf dem Weg übernachten dürfen. Der Flug nach Wien ist der erste seit Schließung der saudischen Flughäfen, der das Land nicht von Riad aus verlässt. Wir hoffen sehr, mitgenommen werden zu können.

Wie im vorherigen Beitrag zu lesen, hatten wir bis zum Abflug noch eine hektische Zeit.

Wir verabschieden uns von Avais, dem Gärtner, der uns täglich mit frischem Fladenbrot versorgte. Ein fröhlicher, in sich ruhender Mann, der sich sichtlich über unser Abschiedsgeschenk –ein Taschenmesser aus Deutschland- freut. Seiner lieben Frau, die für uns ein paar Mal gekocht hat, schenken wir ein kleines Taschenradio. Auch sie freut sich sehr, möchte sich aber nicht fotografieren lassen. Avais bereitet die Feuerstelle vor und als der Zeitpunkt des Abschiednehmens gekommen ist, verdrückt er glaube ich ein paar Tränen. Er hatte ja durchaus mehr Arbeit mit uns, als er ohne uns gehabt hätte (Brot bringen, Wasser anschalten, nach dem Rechten schauen) und die Kommunikation war nur mit Händen und Füßen möglich. Dennoch wird er uns vermissen und möchte unsere Telefonnummern haben. Das Gespräch würde dann so ablaufen:

Salam aleikum. (Begrüßung)

Aleikum salam, Avais.

Kayf halakum? (Wie geht es dir?)

Mia Mia. (Gut.)

Bye.

Bye bye.

Eventuell würde noch das ein oder andere Hamdulla (Gott sei Dank), Mashalla, Inshallah (Wenn Gott will) oder Allah kareem (Gott ist groß) eingestreut… Winking smile

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