Wie auf der Flucht….

26.3.2020

…fühlen wir uns, als wir um 6.00 Uhr früh unsere Fahrt in Richtung Al Bahah Provinz starten.

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Wir befinden uns in der Provinz Tabuk. Eigentlich ist es wunderschön hier und in der Wüste lässt es sich gut aushalten. Noch. Denn es wird Sommer und somit bald zu heiß. Bei totaler Ausgangssperre, die vielleicht wochenlang andauert ist es bei 50 Grad Außentemperatur nicht gerade witzig im Auto gefangen zu sein. Der Monarch hat kurzfristig die Sperrung der Provinzgrenzen angeordnet, somit fahren wir nicht weiter in den Norden, um das Flugzeugwrack etc. anzuschauen.

Es gilt heute von Tabuk in die Provinz Medina und von dort in die Provinz Mekka und dann noch in die Provinz Al Bahah zu gelangen. Das Ganze muss bis 15.00 Uhr passiert sein, denn dann sollen die Provinzgrenzen geschlossen werden. In der Provinz Mekka gibt es Berge, in denen es kühler ist. Falls wir dort hängen blieben, wären wir klimatisch schon mal zufrieden. Unser eigentliches Ziel ist die Provinz Al Bahah. Oli und Dagmar dürfen dort im Sommerhaus von Mohamed so lange bleiben wie sie möchten und auch wir sowie Elisabeth mir ihrem Hund Rex sind willkommen.

Die Fahrt an der Küste entlang ist eintönig, aber wir können Kilometer schrubben. VAnGO wird auf 110 km/h cruise control gesetzt. Angehalten wird lediglich zum Tanken und “kleines Geschäft” machen. Wir sind angespannt. Sind die Grenzen schon ab dem frühen Morgen geschlossen oder erst ab 15.00 Uhr? In der schriftlichen Ankündigung der Maßnahme steht das nicht klar und deutlich drin. Die erste Grenze verläuft problemlos. Es steht nicht einmal ein Polizeiauto dort. Nur wenige Hundert Kilometer später befindet sich die zweite Grenze. Auch hier dasselbe Bild. Es ist 14.05 Uhr. Wir haben bereits 700 km von 1300 km geschafft. Da es so gut läuft und wir nicht vor oder in Jeddah die Nacht verbringen wollen, fahren wir ohne Unterbrechung durch. Ich schmiere während der Fahrt Brote und versorge Didi mit Süßigkeiten und kühlen Getränken.

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Durch Jeddah kommen wir schnell durch. Das hatten wir nicht erwartet. Normalerweise fahren alle hier wie die Henker und das Verkehrsaufkommen ist hoch. An Jeddah vorbei überlegen wir nun ernsthaft, ob wir es bis in die kleine Provinz Al Bahah schaffen könnten? Wer weiß, ob morgen die Grenzen nicht hermetisch abgeriegelt sind und wir kurz vor dem Ziel ausgebremst werden?

Die Geschwindigkeit wird auf 120 km/h gesetzt. Eigentlich zu schnell für VAnGO mit den kleinen Reifen. Ich zähle die Kilometer bis zur Provinzgrenze. Bis zur Hauptroute, die Dagmar und Oli gefahren sind, schaffen wir es nicht mehr vor 19.00 Uhr. Ich suche nach Alternativen und finde eine Möglichkeit. Bei Shawq biegen wir links ab und müssen leider 18.56 Uhr ca. 10 km vor der Provinzgrenze aufgeben. Die Ausgangssperre beginnt in 4 min. und wir möchten nicht mit der Polizei in Konflikt geraten. Auf einem Hügel neben der Teerstraße campen wir und fallen todmüde ins Bett. Eigentlich wollten wir hinter dem Hügel campen, doch da gibt es nur Tiefsand und zum Ausgraben haben wir morgen früh keine Zeit. Exponiert auf dem Hügel ist nicht wirklich unser Wunschort, aber wir können es jetzt nicht ändern. Bei Dunkelheit einen Übernachtungsplatz zu finden ist nicht wirklich leicht. Licht machen wir keines mehr an, um nicht entdeckt zu werden. Doch beim Betätigen der Zentralverrieglung per Fernbedienung komme ich aus Versehen auf den Knopf, der die Alarmanlage betätigt. Alle Lichter blinken und VAnGO hupt wie verrückt. Na ganz toll.

Um 6.00 Uhr mit Ende der Ausgangssperre fahren wir weiter und erreichen die Provinz Al Bahah. Erst einige Kilometer später an einer T-Kreuzung steht ein Polizeiauto sowie orange farbige Plastikabsperrungen an der Seite der Straße. Der Polizist ist gerade mit der Taschenlampe an seinem Auto beschäftigt und wir biegen schnell rechts ab. GESCHAFFT. Smile

Uns fällt ein Stein vom Herzen.

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90 km später erreichen wir das Sommerhaus und werden mit Kaffee und Frühstück verwöhnt. Didi und ich stehen noch völlig neben uns. Unser Kreislauf spielt verrückt. Wir sind in Sicherheit hinter hohen Mauern. Wasser ist ausreichend vorhanden. Selbst Salat, Kräuter und Orangen wachsen hier. Toilette, Dusche und einen Aufenthaltsraum haben wir auch. Smile

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(Didi, Dagmar, Elisabeth, Oli)

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