Gambia 2
Auf nach Mali!
Wir haben es eilig, da unser Mali Visum nicht mehr all zulange gültig ist. Also wird, gegen unsere Gewohnheit, die nächsten Tage früh aufgestanden und den ganzen Tag gefahren. Wir wollen übermorgen nach Mali einreisen. In Gambia kommen wir flott voran. Wenig Polizei und Militärkontrollen und die sind mit kurzem blabla abgehandelt.
So kann man sein Bike auch vor Dreck und Kratzern schützen…..beachtet den rechten Spiegel und die Instrumente
Einer der verschlafensten Grenzübergänge überhaupt, erwartet uns beim Einreisen nach Senegal.
Auf Gambia Seite sind extrem freundliche Leute, die froh sind etwas Smalltalk mit uns zu halten. Wir beeindrucken mit unseren Diola Sprachkenntnissen und gehören nun zur Familie als wir von Tumani Tenda erzählen und einer der Beamten erwidert, er stamme aus einem Nachbarort.
Nach einigen hundert Metern kommen wir zum Gebäude der senegalesischen Polizei. Hier hat man scheinbar jegliche Amtsehre verloren. Uns erwartet Ein zerfallenes Gebäude, in dem sich niemand aufhält. Mitten im Eingang steht ein Fernseher, in dem eine französische Daily Soap läuft. Davor hockt unser Polizist, der nur widerwillig seiner Verpflichtung nachgeht und unsere Ausweise annimmt. Ein anderer liegt auf einer Matratze neben dem Eingang uns schnarcht was das Zeug hält. Nur der Fernseher hält dem Geräusch entgegen. Im Eingang selbst liegt ein verwahrloster Hund und pennt ebenfalls. Der Typ, der dafür zuständig ist, das Seil an der Schranke für uns auf den Boden fallen zu lassen (die Schranke selbst öffnen und schließen wäre ja viel zu anstrengend….) damit wir ins Land einreisen dürfen kommt auch erst einmal vorbei, um es sich vor dem Fernsehen auf der Holzbank bequem zu machen. Ansonsten sind noch 2 Frauen da, die in Zivil gekleidet scheinbar nur hier sind, um die Männerwelt zu unterhalten bzw. die Macht über die Fernbedienung zu haben.
Unser Polizist ist völlig überfordert mit seiner Aufgabe und so müssen wir ihm erklären, welchen Stempel er wohin machen muss. Sogar das Carnet füllt er uns aus, als wir es ihm hinlegen. Wir sagen wir benötigen dies für den Zoll und hier ist ja keiner.?!?
Wir sind froh, endlich hier wegzukommen als nach ca. 1km ein Zollgebäude rechts auftaucht. Hier weiß man Beschied und stempelt das Carnet nochmals mit dem richtigen Stempel ab……
Die Straße zwischen Tambacounda und der Grenze ist grauenvoll. Ein Schlagloch nach dem anderen und oft ist wegen der Größe ein Umfahren oder Ausweichen unmöglich.
Unser Schnitt an diesem Tag senkt sich auf 35km/h. Nachts auf dieser Strecke mit Schlaglöchern von bis zu 50 cm Tiefe! zu fahren wäre eine Materialschlacht sondergleichen. Was auffällt ist, dass hier nur Lkws unterwegs sind und alle paar Kilometer mindestens einer davon am Straßenrand steht und repariert wird. Nach einem kurzen Stück gutem Belag und anschließenden Schlaglöchern sind dies meist die Räder, Radlager oder gar die Achsen, die neben den gestrandeten auf der Straße liegen.
Die Fahrer reparieren entweder noch oder haben es sich inzwischen auf Liegen oder Hängematten unter den Anhängern bequem gemacht.
Wir fahren bis zur Dämmerung, um wenigstens etwas weiter zu kommen und schlagen uns dann in die Büsche neben der Strecke. Wir finden ein wunderschön ruhiges Plätzchen. ……wenn nur diese Hitze nicht wäre. Obwohl ich den ganzen Tag gefahren bin und hundemüde ins Dachzelt krieche, ich finde kaum Schlaf. Da hilft auch der schöne Mond nicht weiter….
Am nächsten Morgen geht’s ohne Frühstück weiter. Bis zur Grenze sind es noch 130 km also ca. 4 Stunden!
Dort erwartet uns das totale Chaos. Lkw Schlangen von mehreren km in afrikanischer Sorgfalt chaotisch abgestellt, so dass oft ein Vorbeifahren nicht mehr möglich ist. Wir müssen sehen, dass wir das irgendwie umfahren, da wir hier sonst Wochen stehen!
Irgendwann nach dem Durchfahren von Privatgrundstücken und riesigen schlammigen Pfützen schaffen wir es tatsächlich bis zum ersten Schlagbaum vorzudringen. Die Einfahrt nach Mali kostet uns dennoch 2 Stunden, da man unser Carnet nicht anerkennen will und darauf Diskussionen folgen. Irgendwann haben wir dies geschafft und stehen nun am nächsten Schlagbaum. Alle sind freundlich hier, aber wir müssen warten, weil nun erst zu Mittag gegessen wird…. dann noch zur Zoll Kontrolle. Auch hier warten, bis die Herren fertiggegessen haben….. Wer es eilig hat in Afrika ist am falschen Kontinent unterwegs!
Endlich also sind wir in Mali. Die Straße wir schnell besser und irgendwie sind mir die Leute sympathischer. Sie scheinen weniger aufdringlich zu sein, was mir sehr gefällt.
Mali fühlt sich gut an, dennoch wollten wir eigentlich nicht wild zelten (man kennt ja die Nachrichten)… doch 1. kommt es anders und 2. als man denkt ….
Das Warten und der schwere Abschied aus Tumani Tenda
In Deutschland hatte ich beschlossen mir noch einige Ersatzteil anzulegen, die man auf der Reise besser dabei hat.
Radlager vorne und hinten, einen weiteren Ölfilter für den nächsten Ölwechsel und einige weitere Kleinigkeiten. Zusammengenommen kommen da doch ein paar Kilogramm zusammen und so haben wir die Gelegenheit wahr genommen, diese Teile zusammen mit Spenden aus Holland per Schiff nach Gambia zu senden. An sich eine gute Idee, da so unsere 23 kg pro Koffer, die wir im Flieger mitnehmen dürfen besser ausgenutzt werden können (mit Nutella Wurst und anderen Dingen, die man hier schlecht bis gar nicht bekommt). Leider war es aber nun so, dass erst das Schiff nicht gefahren ist und der Container auf ein anderes Schiff 4 Wochen später gestellt wurde. Ausgerechnet dieser Kahn hatte nun in Spanien 2 Wochen lang gelegen wegen angeblichen Maschinenproblemen, bevor er weiterfahren konnte. Nun schon mittlerweile für uns eigentlich zu spät in Gambia ankommen, darf er nicht in den Hafen fahren, eben weil wohl immer noch etwas defekt ist und das unbedingt außerhalb des Hafens repariert werden muss. Ich vermute mal, dass es sich um einen nicht unerheblichen Ölverlust handelt, den man außerhalb der Hafengebiets viel einfacher vertuschen kann..
Wie dem auch sei, wir warten nun seit 14 Tagen, um unsere Teile in Empfang nehmen zu können. Es zehrt an unserer Geduld, diese ständige Ungewissheit, wann es endlich soweit ist weiterzukommen.
Dennoch lassen wir uns unsere Stimmung nicht vermiesen. Wir beobachten die Tierwelt hier und lassen uns mit leckeren Früchten direkt vom Baum verwöhnen…..Uns geht’s ja prima bei Sanna und unter den großen Mangobäumen. In seinem Garten lässt es sich blendend aushalten.
Passionsfrucht, Guave, Wassermelone, Mango, Orangen, irgendeiner Palmenerdfrucht (sehr lecker) oder mit frisch gerösteten Erdnüssen
Wir müssen nur aufpassen, dass die Vögel nicht unser Auto zu sehr in Beschlag nehmen
Die Tiere halten uns immer auf Trab und so kommt keine Langweile auf. Von herrlich rot leuchtenden Gesellen über gelbe Bienenfresser und Webervögel bis zum blauen Eisvogel ist hier alles. Weiterhin jede Menge Eidechsen von sehr groß bis klein. Selbst ein Waran kommt mal vorbei um “Hallo” zu sagen.
Allerdings ist unser Mali Visum nur 1 Monat gültig und eigentlich wollten wir schon dorthin unterwegs sein. So wie es momentan aussieht, wird uns die Zeit nicht reichen und wir werden sehen müssen, dass wir das Visum in Mali selbst nochmal verlängert bekommen. Mali ist so ein schönes Land. …viel zu schön zum Durchrasen in kürzester Zeit.
Auch ein großes Chameleon versüßt unser Frühstück einmal und bringt Schwung in die noch müde Runde. Ein lustiger Geselle, der innerhalb von Sekunden seine Farbe wechselt als wir ihn als Fotomodel missbrauchen.
Hier im Garten ist immer etwas los. Jede Menge Menschen kommen vorbei und versuchen immer wieder uns in Diola -der ortsüblichen Sprache- zu unterhalten.
Kaum zu glauben welchen Lärm diese Viecher machen!
Dani versucht sich als Friseur und stylt Mariam neu.
vorher
nachher
schaut doch gut aus jetzt!
Dani hat Tränen in den Augen als wir uns nun wohl zum letzten mal für lange Zeit verabschieden.(Ich durfte das Bild leider nicht hier veröffentlichen). Wir wollen wiederkommen das steht fest. Aber das wird erst in einigen Jahren möglich sein und wir werden sehen, was sich bis dahin verändert hat. Die Kinder werden älter sein und sich vielleicht nicht mehr an uns erinnern. Der freundliche Nachbar (den Dani Mr. Hallo Hallo getauft hat, weil er uns schon von Weitem so begrüßt hat), der uns mehrmals täglich Tee vorbeigebracht hat wird hoffentlich nicht seine lebensfrohe Art verloren haben
ebenso wenig wie der stolze Onkel Sannas, der uns mit seiner sympathischen ruhigen Art sehr ans Herz gewachsen ist.
Wie wird sich die Schule in Tumani Tenda entwickeln? Und Sannas Fußballteam und natürlich auch seine Happy Kunda Farm? Wir wollen dies unbedingt sehen!
Hier sieht man Lamin, den Haudegen, der von Sanna auf die “Strafbank” gesetzt wurde. So alleine schläft er trotzig ein. Alima und Sannas Sohn Buba beim “Kuck kuck Spiel” unter dem Tisch.
Mariama mit neuem Haarschnitt und Klein-Mamuschka (die eigentlich ganz anders heißt, von jedem aber so genannt wird). Alajio, Alima, John und auch Sanna schauen sich unsere Fotos an. Spielende Kinder und auch “Blinde Kuh” kennt man hier.
Good bye Tumani Tenda!
Nigeria Visum
Botschaft Nigeria in Serekunda, Gambia:
- North 13.46550
- West 16.67203
Eines der größeren Probleme, denen wir uns in 2016 stellen müssen ist das Nigeria Visum. Aus welchem Grund auch immer werden mehr als die Hälfte der beantragten Visa für dieses Land abgelehnt. Ein Umfahren Nigerias ist unmöglich, da Unruhen und Rebellentum an der Tagesordnung sind. Wir versuchen unser Glück in Gambia. Ein außergewöhnlicher Weg, denn Gambia ist nicht unbedingt auf dem Schirm der meisten Reisenden. Meist werden die zuständigen Botschaften in Mali, Bamako und Burkina Faso, Ouagadougou angesteuert, da diese mehr oder weniger auf dem Weg liegen. Die Länder an der Küste werden dieses Jahr kaum noch angefahren, da man hier das Visum wegen der Umstellung auf Online-Beantragung als Ausländer gar nicht mehr bekommt. Viele Reisende sind stecken geblieben und mussten ihr Auto verschiffen.
Gambia bietet sich für uns an, da unser Freund Sanna ein unglaubliches Netzwerk hat, das uns auch hier helfen kann. Man kennt jemanden, der wieder einen kennt und man hilft sich gerne hier! Das ist ein afrikanisches Phänomen.
In Guinea Bissau hatte man unseren Antrag bereits abgelehnt mit der Begründung, das eine mehr als 3 monatige Ausstellung des Visas nicht möglich wäre. Wir sollen im Dezember nochmal kommen. Ha, ha – guter Witz! Wie wird es hier in Gambia aussehen? Hier sind wir ebenfalls zu früh, da die Gültigkeit eines Touristenvisums nur 3 Monate beträgt, wir aber erst in 4 Monaten einreisen wollen. Aber je näher wir nach Nigeria kommen, desto geringer werden auch die Chancen auf die Ausstellung….
Vor der Botschaft warten wir auf Michael, einen Freund Sannas, der die Dame an der Rezeption kennt. Nach dem Sicherheitscheck treten wir in die Botschaft ein. Lange nicht gesehen, begrüßt man sich, hält Smalltalk, lacht und wir dürfen uns in den Warteraum setzen. Nach einer Weile kommt Anna, die Rezeptionistin und erklärt uns, dass das Ausstellen eines Visum mit einem längeren Gültigkeitszeitraums nicht möglich ist. Wir dürfen, durch Michaels Hilfe dennoch bei der Konsularin vorsprechen.
Wir schildern unser Anliegen. Auch sie erklärt uns, dass ein 6 monatiges Visum zu lange ist für ein Touristenvisum und Vordatieren wegen der Durchnummerierung der Visa nicht möglich ist. Dani fragt schüchtern nach einem 4 monatigen Visum und die sehr reservierte Konsularin, der kaum ein Lächeln abzugewinnen ist meint, sie schaut mal… Es ist sehr schwer, sie zu durchschauen. Sie verlangt von uns noch die Beschaffung einer Passkopie des Einladenden und für eine weitere “Bearbeitung” unseres Falles müssen wir erst einmal bezahlen. Nicht wirklich zufrieden und verunsichert, was nun passieren wird, verlassen wir das Büro.
Von Anna erfahren wir, dass wir 140 Euro pro Nase bezahlen sollen. Nicht wirklich wenig für ein “schaun wir mal”. Ob wir das Visum bekommen oder nicht ist völlig egal, das Geld, das per Banküberweisung transferiert werden muss, ist weg.
In den darauffolgenden Tagen der Wartezeit, werden wir mehrfach angerufen und müssen immer wieder neue Informationen und Papiere (Kopie des Passes und Privatadresse des Einladenden, Fahrzeugpapiere) nachreichen. Nach einem weiteren persönlichen Interview mit der Konsularin (sie fragt, weshalb wir Nigeria bereisen möchten und nach unserer Route) fällt nach 9 Tagen der Anspannung die Entscheidung. Wir warten erneut 2 Stunden in der nigerianischen Botschaft bis wir zur Konsularin vorgelassen werden. Wortlos nimmt sie unsere Pässe aus dem Tresor und legt sie auf ihren Schreibtisch. Dani und ich schauen uns an. Die Konsularin meint mit einem Lächeln. “Are you scared to look at?” Sie weiß genau, dass wir vermuten lediglich ein 3 monatiges Visum erhalten zu haben. Dani erblickt zuerst die (6)six months Gültigkeitszeitraum und fragt leise, erstaunt und etwas ungläubig aber überglücklich “You gave us 6 months?” Nun lächelt sie wieder und wünscht uns eine tolle Reise und eine schöne Zeit in Nigeria. Wir verabschieden uns mit “Thank you so much. You made our day…..no our trip” und verlassen beschwingt die Botschaft.
So bleibt uns genügend Zeit auch die Länder vor Nigeria zu bereisen.
Vielen Dank an alle Freunde und sozialen Netzwerke Sannas, die uns das ermöglichten, Unser Dank geht natürlich auch an James, ohne dessen persönliches Einladungsschreiben eine Beantragung aussichtslos gewesen wäre.
“You made our day.”
…und wieder einmal die Grenze Sengal-Gambia
Nachdem wir uns hier ja schon bestens auskennen, wissen wir, was uns erwartet. Leider finden wir auch heute keine Möglichkeit im Büro, in dem das Carnet abgestempelt wird den unfassbaren messimäßig angeordneten “Stapel” an Unterlagen und Papieren, welcher unter, auf, neben und hinter dem Schreibtisch liegen. Im Papierkontainer eines deutschen Bauhofs schaut es aufgeräumter aus. Schade, wirklich schade, aber wir haben keinen unbeobachteten Moment zum Fotografieren.
Auf dem Rückweg von Senegal nach Gambia werden wir wie jedes Mal auch auf Drogen kontrolliert. Wieder wird das Auto durchsucht. Es läuft alles freundlich ab, kostet uns aber dennoch eine gute halbe Stunde. 2 km weiter werden wir wieder angehalten und gefragt, was sich im Auto befindet. Kurzer Check und weiter geht s. Nach weiteren unfassbar langen 7 km werden wir an einer Kreuzung wieder kontrolliert. Rechts ranfahren “Can you park properly” – Drogenkontrolle:
Wie bisher immer, zeige ich die Medizin, die ich täglich benötige, wie Asthmaspray, Nasenspray und Kopfschmerztabletten sofort vor. Alle weiteren Medikamente, die wir noch dabei haben sind gut im Auto versteckt. Doch diesmal kommt es anders. Der Typ (ich nenne ihn von jetzt an Mr. Wichtig) meint, dass das Drogen sind! Ganz stolz auf seinen Fund, den ich ihm ja gezeigt habe, konfisziert er diesen und schleppt uns zu seinem Big Boss zum Verhör. Auf dem Weg dorthin frage ich ihn, ob er mich veräppeln will und teile ihm mit, das eine halbe Stunde vorher genau diese Medikamente mit einem Kopfnicken als unbedenklich eingestuft wurden. Und zwar von seinem Kollegen an der Grenze. Ach, der hat ja keine Ahnung, meint Mr. Wichtig. ER selbst ist ausgebildet und ER weiß genau, was zu tun ist. Logischerweise ist die Situation nun leicht angespannt, aber ich bleibe freundlich. Zumindest so lange bis Mr. Wichtig mit meiner Tüte Medikamente, welche er immer noch in seiner Hand hält, alleine aus dem Büro seines Bosses verschwinden will. Ich greife ihn mir am Armzipfel und sage ihm, dass ich ihm ebenso wenig vertraue wie er mir und dass die Tüte hier bleibt. Nicht das erste Mal würden so unschuldigen Menschen ein beachtlicher Drogenfund untergeschoben werden. OK, die Tüte und nun auch Mr. Wichtig bleiben im stickigen, dreckigen 2x2m großen Büro des Big Bosses. Die Einrichtung besteht aus einem Holzschreibtisch mit 2 Schubladen und 2 Stühlen. An einer der verschmierten Wände hängt ein Poster des gambianischen Präsidenten und ein gammeliger Lüfter im Eck versucht den Schweißgeruch in diesem Kabuff etwas zu verwirbeln. Die Tür zu diesem Raum besteht aus einem zerrissenem Fetzen Stoff. Big Boss zieht eine “internationale” Liste aus der klemmenden Schublade, auf der sich alle Medikamente befinden sollen, die erlaubt sind. Diese Liste hat eine ähnlich grau-braun verschmierte Farbgebung wie die Wand und scheint aufgrund des Zustandes nicht mehr ganz aktuell zu sein. So wirklich interessiert, scheint man sie auch nicht wirklich durchzusehen und mit meinen Medikamenten zu vergleichen. Nach einer scharfen Belehrung, dass es besser wäre immer mit einer ärztlichen Bestätigung, dass man dieses und jenes Medikament benötigt dabei zu haben. Werden wir wieder an die frische Luft entlassen. Natürlich folgt nun eine weitere “Durchsuchung” unseres Autos durch Mr. Wichtig. Erfolglos. Also nix wie weg.
Die Kreuzung liegt 10 Meter vor uns. Hier links abbiegen. Keine 30 Meter weiter – wieder Kontrolle. Bitte rechts ran “park properly”. Man möchte alle Papiere sehen und natürlich auch mal einen Blick ins Auto werfen. Mein Blutdruck schnellt hoch, wie der Goldkurs 2014 und ich habe echt zu tun, äußerlich ruhig zu bleiben. Dennoch kann ich es mir nicht verkneifen darauf hinzuweißen, dass wir in den letzten 10 km 4 mal kontrolliert wurden und wir heute noch unser Ziel erreichen wollen und uns dies nun genug mit Kontrolle erscheint. Eine bissige “you waste our time” Bemerkung fällt auch, selbst wenn das die Stimmung kippen lassen könnte. Aber irgendwann ist es eben auch mal genug. Auf meine ängstliche Frage, ob es denn in Gambia so unsicher ist, dass wir uns fürchten müssten und dass ich wegen der vielen Kontrollen sehr verunsichert bin und Gefahr befürchte, blickt mich der Officer ratlos an. Verneint, und lässt uns nach einem kurzen Blick ins Auto fahren. Im Dunkeln kommen wir im Sukuta Camp an, gerade noch rechtzeitig bevor es fürchterlich zu regnen beginnt. Blitz, Sturm und Donner so laut, wie wir ihn zuvor noch nie gehört haben. Schnell huschen wir in die Rundhütte und fallen müde ins Bett.
Maya-Plage
Die maximale Aufenthaltsdauer eines ausländischen Fahrzeugs in Gambia beträgt 3 Monate und diese sind nun für VAnGO nahezu aufgebraucht. Wir beschließen deshalb für einige Tage in die Casamance zu fahren, um dann erneut wieder nach Gambia zurückzukehren. Offiziell zählen diese 3 Monate wohl pro Jahr, aber wer weiß das schon so genau hier in Afrika
Luftfeuchtigkeit sichtbar
Eigentlich wollen wir unseren alten Strandplatz anfahren, doch dieser ist durch die starken Regenfälle der letzten Tage nicht mehr zu erreichen. Wir müssten eine ca. 25 m lange und undefinierbar tiefe “Pfütze” durchfahren und auf ein Steckenbleiben in dieser haben wir auch wegen meiner noch nicht benutzbaren Schulter wenig Lust. Also fahren wir ein Stück zurück und schauen uns in der näheren Umgebung um. Wir treffen auf den freundlichen französischen Architekten Paul, der uns spontan dazu einlädt, auf seinem im Bau befindlichen “Maya Plage Domain” zu campieren. Es ist ein herrlicher Platz mit frisch angelegtem Rasen, der Strandzugang und eine Outdoor Dusche mit fließendem Wasser hat.
Leider können wir das alles nicht wirklich genießen. Es ist uns einfach zu heiß und vor allem zu schwül…….
Wir beginnen einen neuen Tag in der Dämmerung um 7 Uhr morgens bei 27 Grad und unfassbarer Schwüle, bei der nicht das geringste Lüftchen weht. Nachts um 12 Uhr hatte es noch weit über 30 Grad. Einzig der alle paar Tage einsetzende Regen bringt etwas Abkühlung, was unsere Lebensgeister für diese eine Stunde erwecken lässt.
Doch danach wird die Schwüle noch schlimmer… mein Körper (ich habe aufgrund meines Asthmas nur max. 70 Prozent Lungenfunktion) fährt am Limit. Kaum Schlaf, fürchterliche Lethargie macht sich breit. Selbst das Trinken fällt schwer! Ich hatte sogar schon eine Art Patzangstattacke, weil ich es nachts vor Hitze und dem wenigen Sauerstoff kaum noch im Auto ausgehalten habe. Das Liegen wird zur Qual, da dann das Atmen noch schwerer fällt. Dazu kommen die stetigen Schulterschmerzen, die ich immer noch habe…
Wer kennt das nicht wenn man morgens im Zelt liegt und eigentlich noch schlafen möchte. Die Sonne knallt jedoch schon aufs Zeltdach und die Hitze wird so unerträglich das man einfach raus muss…….nun stelle man sich vor man geht raus und es ist hier ebenso heiß! Wir fühlen uns wie in der Hölle, stehen direkt vor dem Fegefeuer.
Dani hat seit Tagen mit starkem Durchfall zu kämpfen und nun auch Erbrochen. Zudem leidet sie an extremer Konzentrationsschwäche und schläft den ganzen Tag. Unsere Körper scheinen anders zu reagieren, aber sie zeigen uns, dass sie dem extremen Klima nicht gewachsen sind. Im Moment ist es grauenvoll, ohne Aussicht wie man es zeitnah ändern könnte. Mutter Natur schlägt uns mit aller Gewalt ins Gesicht.
Auch um Ablenkung zu suchen nutzen wir die Zeit, um das Auto wieder fit zu machen. Um vielleicht doch noch das Optimum zu erreichen, säubern wir alles und räumen mal wieder um. Einige der Gaskartuschen, die ich in der hinteren Stoßstange untergebracht hatte, sind aufgrund des Klimas schon durchgerostet und nun leer. Also weg damit… Der Rest wird so gut es geht vom Staub und Schlamm des letzten Jahres befreit.
vor dem Regen
und danach
ein täglich wechselndes Ereignis!
Nach ein paar Tagen haben wir es halbwegs überstanden. Das Wetter wird etwas erträglicher und auch unsere Körper scheinen sich etwas daran gewöhnt zu haben. Wir entdecken wieder die schönen Dinge dieser Welt die unseren Augen in den letzten Tagen nicht mehr sehen hat lassen…
Abkühlung naht
Fantastische Sonnenuntergänge
Blumen am Strand…..
……und neben unserem Schlafplatz
Mangrovenpflanze direkt nach dem öffnen des “Samens”
Sukuta Camp
Nachts um 23 Uhr steigen wir aus dem Flugzeug und werden von Hitze und Schwüle fast erschlagen. Freundlich werden wir am Flughafen mit “welcome to the Gambia” begrüßt. Unsere Koffer wandern durch den Scanner und zwei davon müssen wir öffnen. Nachdem die Dame Holztüren für unseren Schrank, das Blech für die Markise und diverse andere Sachen gesehen hat, gibt sie letztendlich bei der Entdeckung “What is it?” “German Sausage” auf und lässt uns ziehen.
Wir mieten uns bei Joe und Claudia im Camping Sukuta in eine Rundhütte ein, da wir nicht wissen, wie unser Auto nach der langen Standzeit von innen aussieht. Das ist eine weise Entscheidung, denn es stürmt und regnet stark und wir genießen die bequemen Betten unter dem angenehmen Ventilator. Deutscher Standard hat auch seine Vorteile…..
Mangelware muss hier natürlich vor Diebstahl gesichert werden.
Am nächsten Tag inspizieren wir unser Auto und Dani ist überglücklich, dass sich kein Schimmel gebildet hat. Dafür ist leider einiges zu reparieren. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit der letzten Monate, hat sich an der Dichtfläche des Ausgleichtanks eines Luftbalges soviel Rost gebildet, dass er undicht ist. Wir können dies jedoch wieder schnell abdichten. Einer der großen Vorteil einer Luftfederung ist der schnelle, unkomplizierte Ausbau.
Wir nehmen uns die Zeit, um das Auto wieder ordentlich fit zu machen, die Batterie anschließen,
das Trinkwassersystem zu reinigen und alle Dinge, die wir aus Deutschland mitgebracht haben wieder vernünftig zu verstauen. Ich muss noch einen Markisenhalter neu anfertigen, da ich den in Gambia geschweißten in Deutschland kunststoffüberziehen lassen wollte und dieser von der beauftragten Firma verschlampt wurde… gaaaaaaanz toll!!
Ich baue noch ein paar Schließbleche an die Türen, um diese mit einem Vorhängeschloss abschließen zu können
und wir nutzen auch die Zeit für andere Erledigungen, die hier in Afrika immer etwas länger dauern. Man kennt sich nicht aus und welche Waren in welchen Geschäften angeboten werden kann man oft von außen nicht erkennen. So wird die Suche zur Irrfahrt und ohne die Hilfe von Einheimischen, ist kaum etwas zu erreichen.
Wir brauchen eine neue Batterie für die Versorgung unserer “Wohnung”, da die alte kaum noch unseren Kühlschrank über Nacht am Leben erhält. In einem Restaurant fragen wir den Besitzer, ob und wo man hier eine Batterie kaufen kann. Kurz entschlossen läuft er zum benachbarten Mechaniker, der mich in seinem Auto zum Laden fahren will. Wie ja bekannt, haben Schuster immer die schlechtesten Schuhe und so befindet sich der Hyundai Galopper des Mechanikers ebenfalls in einem erbärmlichen Zustand. Offensichtlich funktioniert nur an einem Rad die Bremse, denn schon bei der geringsten Verzögerung quietscht es fürchterlich aus dem vorderen Radkasten und das Fahrzeug bricht seitlich aus, um dann vom Fahrer durch Gegenlenken wieder eingefangen zu werden. Dies alles geschieht schon bei Geschwindigkeiten um die 25 km/h. Schneller als ca. 50 km/h traut er wohl dem Auto nicht mehr zu. Bei jeder Bodenwelle schaukelt sich die Karre auf und es knarrst und knarrt dabei wie auf einem Holzkahn. entweder sind keine Stoßdämpfer montiert oder sie sind mittlerweile bei einer Nullfunktion angekommen. Das Armaturenbrett wackelt im Takt des unrund klappernden Motors und die mehrfach gesprungene Windschutzscheide widerstrebt sich noch den Verwindungen der weichgeklopften Karosse. Sie bewegt sich gut 1 cm in ihrem Rahmen hin und her, wenn es über die allgegenwärtigen Schlaglöcher geht. Tacho…Fehlanzeige. Die Instrumententafel ist leer. Aber das Wichtigste fehlt nicht – die Hupe. Diese betätigt er ca. alle 10 Sekunden. Klar er will wohl vor der Gefahr warnen, die von dieser Kiste ausgeht. Dieser sollte sich keiner in den Weg stellen oder vorausfahrend bremsen. Warum er aber auch in den schlammigen Seitenwegen, in denen sich nicht mal Ziegen befinden, hupt wird mir auch nach längerer Zeit nicht klar. Es scheint die Macht der Gewohnheit zu sein. Nach ca. 15 km Irrsinnsfahrt, aber doch unfallfrei, kommen wir bei einem Batterieladen an, der jedoch geschlossen hat…
Also das Ganze wieder zurück und morgen fahre ich mit (m)einem verkehrstüchtigen Fahrzeug nochmal zu diesem Laden. Ich finde tatsächlich am nächsten Tag eine Batterie, in der richtigen Größe, die ich kaufe.
Der Preis für die gebotene Qualität ist o.k. und auf dem Niveau deutscher Ware. Den Einbau übernimmt mein Mechanikerlehrling Dani.
Auch hat unser Spannungswandler die Standzeit im feuchten Regenklima nicht überstanden. Beim ersten Einschalten fliegt die Sicherung heraus und als ich ihn zerlege zeigt sich, dass die Spule durchgebrannt ist. Ich suche also einen Elektroladen und tatsächlich finde ich wieder mit Hilfe eines Einheimischen Fernsehhändlers den ich frage
(und der nun mit mir eine Stunde unterwegs ist!) den richtigen Mann für diesen Job. In einer Seitengasse sitzt jemand neben bzw. auf zerlegten Generatoren und will mir die Spule per Hand neu wickeln. Es ist ein Tagesjob, die geschätzt 10.000 mal einen dünnen Draht um den Anker zu wickeln. Für umgerechnet 7 Euro bekomme ich einige Tage später einen funktionierenden Spannungswandler zurück. Nun ja, durch die handgewickelte Spule weicht zwar die Ausgangsspannung doch um einiges ab (180 statt 220 Volt), aber für die erste Zeit wird er seinen Zweck erfüllen.
Nachdem Vango wieder fahrbereit ist, fahren wir zu Sanna. Hier bleiben wir nur kurze Zeit, da wir unser Nigeria Visum in Angriff nehmen und dann erst einmal das Land verlassen müssen.
Dani das Organisationstalent!
“Zwangs”pause
Seit Monaten plagen mich Schulterschmerzen, die immer mal wieder etwas besser werden, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, tendenziell immer schmerzhafter werden. Ich habe nun schon packungsweise Painkiller und Entzündungshemmer in mich gestopft, aber es hilft einfach nicht. Die zukünftige ärztliche Versorgung wird auf unserem weiteren Weg sicherlich auch nicht besser und schon jetzt habe ich, um ehrlich zu sein, nicht die geringste Lust mir hier vor Ort eine Spritze ins Schultergelenk setzen zu lassen. Denn noch bin ich davon überzeugt, dass eine Portion Cortison mir weiterhelfen und die Entzündung verschwinden lassen würde. –Denke ich-
Hier in Westafrika kommen auf eine Millionen Bewohner 1! (ein) ausgebildeter Chirurg. Und ob ich genau den erwische ist mehr als fraglich. Die Krankenhäuser sehen oft so aus
so…..
oder so
Natürlich könnten wir wieder zurück nach Dakar fahren, denn dort wäre eine gut ausgestattete Privatklinik, die halbwegs europäischen Standard haben sollte. Aber der Weg dorthin ist lang und was, wenn die Behandlung doch länger dauert?
Der Gedanke an Deutschland kommt auf, der Sommer dort ist ja auch ganz nett, Freunde treffen, etwas Moped fahren (was ich extrem vermisse) könnte man auch noch und dort weiß ich genau, wo ich hin gehen muss, damit mir schnell weitergeholfen wird.
Also wird ein Flug in die alte Heimat gebucht.
Damit es sich auch wirklich lohnt, fange ich mir 2 Tage vor Abflug auch noch eine fiese bakterielle Entzündung am Fuß ein (ein Bild spare ich mir hier lieber), die durch einen Minikratzer hervorgerufen wurde. Diese kann erst nach mehrmaliger Antibiotikabehandlung erfolgreich bekämpft werden.
Meine Schulter erweist sich als echtes Problem. Nach vielen Untersuchungen mittels MRT, Ultraschall und Röntgen ist klar, ich muss operiert werden. Und es wird eine langwierige Sache….
Die Rotatorenmanschette ist mehrfach gerissen und der Schleimbeutel angeschwollen/entzündet. Weiterhin sind 2 Sehnen des Bizepsmuskels angerissen . Eine muss durchdrennt werden und wird an anderer Stelle mittels Implantat wieder fixiert.
Das Schlimmste bei der ganzen Sache ist die Nachbehandlung bzw. deren Dauer
Ich muss 6 Wochen einen “Bauchladen” an mich binden, der den Arm ruhigstellt und verhindert, dass ich ihn aktiv bewege. Dieses “Ding” muss ich 24h am Tag tragen.
Also auch damit schlafen!!!!!
In dieser Zeit muss ich min. 2h am Tag auf einen Bewegungsstuhl, der dazu beiträgt, dass die Schulter nicht versteift.
Eine aktive Bewegung des Armes ist erst nach 6 Wochen wieder möglich, welche sich anfangs auf eine Belastung von “nur den Arm heben” bis zu 20 kg nach einem halben Jahr steigert.
Bis zur vollen Belastung soll/muss ich 1 Jahr warten!!!!
Ohhhhhh wehhhhhhh!
Und das alles auch noch auf der rechten Seite, wo ich mit links noch nicht mal fähig bin meine Zähne zu putzen……
Nach 3 Wochen geht es aber langsam aufwärts und ich bin wieder fähig, das hier zu tippen . Nächste Woche geht der Flieger zurück nach Gambia und die Reise wird fortgesetzt.
Mein besonderer Dank geht hier an meinen Physiotherapeuten Jörn Mohr aus dem König Ludwig Krankenhaus in Würzburg. Er hat es geschafft hat mich in kürzester Zeit wieder fit zu bekommen und war zudem extrem hilfsbereit.
Die Zeit wurde auch noch intensiv genutzt, um ein paar Visa hier in Deutschland zu beantragen. Mali, Burkina Faso, Togo sind in der Tasche.
Sorry für die längere Funkstille hier. Nun kennt Ihr den Grund und bald geht´s weiter. Versprochen!
Kurze Pause
in Deutschland. Didi musste an der Schulter operiert werden…
Bald geht die Reise weiter.
Wir sind wieder in Gambia
Bitte klickt auf “Gambia 2”, um alle Berichte lesen zu können.
Außerdem wurden die versprochenen Fotos zu den Guinea Bissau Berichten in Jemberem eingefügt.
Unter der Kategorie “Geschichten” findet ihr auch Neues.
Im August folgt dann endlich der von vielen lang ersehnte Bericht über unser Fahrzeug.
Ebenfalls im August wird es auch zwei neue Kategorien geben: ”Klima-beste Reisezeit” sowie “Gastautoren”.